PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aus für den Beamtenstatus ????


PC-Oldie-Udo
22-09-2004, 16:38
22.09.04 |
Eine bessere Vorbereitung auf den Lehrerberuf sowie verstärkte Aktivitäten in der Fort- und Weiterbildung fordert die OECD in ihrer jüngsten Studie von den deutschen Lehrerkollegien. Die Ausbildung müsse außerdem stärker auf die Praxis ausgerichtet werden.


·
Fettnäpfchen meiden – Wie gut ist Ihre Allgemeinbildung?

·
Knifflige Fragen für kluge Köpfe – Pisa-Test

·
Remember it! – Englisch-Aufdeckspiel


Die Bildungsexperten rieten zu einer „angemessenen Neustrukturierung“, sagte die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) am Mittwoch in Berlin bei der Präsentation der Ergebnisse. So sollten die Praxisanteile der Ausbildung bereits auf das Studium vorgezogen werden. Die internationalen Experten stellen zudem den Beamtenstatus der Lehrer in Frage. Stattdessen sollten alle fünf bis sieben Jahre Eignung und Befähigung der Pädagogen überprüft werden. Dadurch würden dann auch Entlassungen möglich. Mehr als 45 Prozent der Grundschullehrer seien im Jahr 2001 über 50 Jahre alt gewesen, ebenso rund die Hälfte der Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasiallehrer, heißt es. Der Mittelwert der Industrieländer liege zwischen 25 und 29 Prozent.

In der Untersuchung wird außerdem das hohe Durchschnittsalter deutscher Lehrer kritisiert: Nur in Italien seien Pädagogen im Durchschnitt noch älter. Weiter heißt es, Lehrer in der Bundesrepublik würden im internationalen Vergleich sehr hoch bezahlt. Sie zeigten aber nur geringe Bereitschaft zur Fortbildung.

Bei den Lehrern selbst registriere die OECD eine „geringe Zufriedenheit mit ihrem Beruf, obwohl sie zu den bestbezahlten in der OECD gehören“. Viele deutsche Lehrer seien psychisch angeschlagen: Im Jahre 2001 hätten nur sechs Prozent der pensionierten Lehrer die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht. Lehrer sollen der Studie zufolge durch weitere Beförderungsmöglichkeiten motiviert werden

KMK-Präsidentin Ahnen wies Vorwürfe zurück, die Ausbildung der Lehrer in den Bundesländern sei noch immer zu uneinheitlich. „Ich habe nicht den Eindruck, dass das auseinanderdriftet“. Zurückhaltend äußerte sie sich zu Vorschlägen, Lehrer durch finanzielle Anreize stärker zu motivieren. Die Länder hätten dafür keine Spielräume. Mit Blick auf den Beamtenstatus der Lehrer sagte Ahnen, die berufliche Sicherheit sei auch ein Anreiz, den Lehrerberuf auszuüben.

Philologenverband: „Lehrer sollten entlastet werden“

Nirgends in Europa sei die Anzahl von Burnout-Fällen so hoch wie in Deutschland, so der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger. „Die hohe Erwartungshaltung der Gesellschaft, die die Lösung aller Erziehungsprobleme von der Schule erwartet, macht zusammen mit der im internationalen Vergleich außergewöhnlich hohen Unterrichtsstundenverpflichtung und den höchsten Klassenstärken Westeuropas die deutschen Lehrer systematisch kaputt. Hier muss möglichst schnell gegengesteuert werden!“

Unterstützung signalisierte der DPhV-Chef für die Forderung der OECD, die Lehrerfortbildung in Deutschland zu intensivieren. Defizite in diesem Bereich hätten allerdings die Bundesländer zu verantworten, so Meidinger, da es bislang an ausreichenden qualifizierten Angeboten fehle und Lehrer die Fortbildungskosten zu einem beträchtlichen Teil selbst übernehmen müssten, eine Tatsache, die in weiten Bereichen der Wirtschaft undenkbar sei.

Dagegen lehnt der Philologenverband die Forderung der OECD nach Abschaffung des Beamtenstatus für Lehrer ab: „Gerade der Beamtenstatus der Lehrer ist ein Plus des Bildungsstandortes Deutschland. Er gewährleistet nicht nur die staatliche Verantwortung für das Bildungswesen, er sichert auch die notwendige pädagogische Freiheit des Lehrers. Außerdem würde sich ohne beamtenrechtliche Absicherung das Problem des Lehrermangels weiter verschärfen!“


http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=6681