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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Job Versteigerung im Internet--Verdi: „Das ist moralisch verwerflich“


PC-Oldie-Udo
22-09-2004, 11:20
Jobs im Internet ersteigern lautet das Konzept von jobberlin.com: Stellen werden angeboten und die Job-Sucher unterbieten sich gegenseitig für den Zuschlag – Kritiker sprechen vom Sklavenmarkt. Von Astrid Dörner


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Ein Beispiel: Eine junge Frau sucht Umzugshelfer und prompt melden sich „Auktionäre“: Einer verlangt 400 Euro, der andere 300 Euro, ein weiterer würde es sogar für 140 Euro machen. Und wer weiß, wie viele Gebote noch kommen bis die Auktion abgelaufen ist. Dann kann sie sich aus allen Geboten das Beste aussuchen.

„Wir bieten vor allem kurzzeitige Jobs an, dadurch bleiben die Arbeitssuchenden vermittlungsfähig für längerfristige Angebote. Sie müssen weiterhin pünktlich und zuverlässig sein und mit Menschen kommunizieren“, sagt der Geschäftsführer der Internet-Agentur, Alexander Stellfeldt. In den acht Wochen seit dem es seine Vermittlung gibt, seien aber auch schon zwei Jobsucher nach einem kurzen Projekt in ein langfristiges Arbeitsverhältnis übernommen worden.

Der promovierte Mediziner betreibt eigentlich einen Internet-Dienst für Ärzte, hatte dann jedoch die Idee zur Job-Auktion. Den Vorwurf, sein Dienst sei ein „Sklavenmarkt“, lässt Stellfeldt nicht gelten: „Niemand wird zu irgendetwas gezwungen. Die Frage ist eben, welche Alternativen es gibt. Bevor man samstags morgens Videospiele spielt, kann man auch über jobberlin.com ein paar Euro verdienen.“

Verdi: „Das ist moralisch verwerflich“

Die Gewerkschaft verdi übt Kritik an der Job-Auktion. „Wir kämpfen gegen jede Form von Lohndumping“, so Andreas Splanemann, Sprecher des Landesbezirks Berlin-Brandenburg. Er bezweifelt vor allem die Freiwilligkeit des Angebotes. „In einer Region mit derart hoher Arbeitslosigkeit nehmen viele die Billig-Jobs aus der Not heraus an. Es ist fraglich, wie freiwillig das dann noch ist, “ Splanemann hält das Angebot für „moralisch verwerflich“.

Doch die User unterbieten sich eifrig bei den rund 50 laufenden Versteigerungen: Von dem 50 Euro Start-Gebot für einen Auftritt in einem Erotik-Film sind nach vier Geboten nur noch 20 Euro Gage übrig geblieben – und die Auktion ist noch nicht beendet.

In Punkto Qualifikation und Haftung müssen sich Job-Anbieter und Job-Suchender selbst einig werden. „In unseren allgemeinen Geschäftsbedingungen steht, dass wir keine Haftung übernehmen, wenn zum Beispiel während der Arbeit etwas kaputt geht oder ein Arbeiter doch nicht so qualifiziert ist, wie er angegeben hat“, so Stellfeldt. Auch weist er auf seiner Seite darauf hin, dass Sozialhilfeempfänger den Zusatzverdienst gegebenenfalls melden müssen.

Stellfeldt will mit seinen Superbillig-Jobs bald in allen großen deutschen Städten präsent sein. Die Auftritte in München und Hamburg sollen noch im September starten.

http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=6756