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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : US-Spekulant Soros bestreitet in Pariser Prozess Insider-Vorwuerfe - AFX


nokostolany
09-11-2002, 16:02
PARIS (dpa-AFX) - Im Prozess um die Affäre der französischen Großbank
Société Générale <PGLE.PSE> <SGHE.ETR> hat der Top-Spekulant Georges Soros aus
den USA am Freitag die gegen ihn erhobenen Insider-Vorwürfe bestritten. Er habe
nicht von vertraulichen Informationen profitiert, um sich während des von der
Pariser Regierung eingefädelten Übernahmeversuchs 1988 zu bereichern, beteuerte
der 72-jährige Soros vor dem Pariser Strafgericht. Der Geschäftsmann Georges
Pébereau habe sich aber an ihn gewandt mit der Bitte um Unterstützung bei der
letztlich gescheiterten Übernahme.

Der weltbekannte Milliardär Soros soll laut Anklage bei der 14 Jahre
zurückliegenden Affäre durch Aktienkäufe und -verkäufe 2,2 Millionen Dollar
unrechtmäßig verdient haben. "Ich bin schon lange in diesem Milieu", sagte Soros
vor Gericht. "Ich wusste wohl, dass das ein Insider-Vergehen gewesen wäre." Er
sei aber "nie" verurteilt worden.

SOROS ZURÜCKGESCHRECKT WEGEN POLITISCHEM HINTERGRUND

Die damalige Pariser Linksregierung hatte anderthalb Jahre nach der
Privatisierung der Société Générale versucht, den als zu konservativ
eingestuften "harten Kern" der Bankaktionäre zu überrumpeln und den politisch
genehmeren Pébereau an der Spitze zu installieren. "Anfangs hat es mich schon
interessiert, mitzumachen", räumte Soros ein. Nach eigenen Angaben führte er
aber nur allgemeine Unterhaltungen mit Vertretern Pébereaus. Schließlich
sei er zurückgeschreckt, als er gesehen habe, dass es um "eine politische
Operation" ging und nicht wirklich um das Management.

Soros sagte am Freitag nur 35 Minuten lang einschließlich englischer
Übersetzung aus. Wie er wies auch der mitangeklagte libanesische Geschäftsmann
Samir Traboulsi die Insider-Vorwürfe zurück. Zum Prozessauftakt am Donnerstag
hatte dies auch der Ex-Kabinettschef des damaligen Finanzministers Pierre
Bérégovoy, Jean-Charles Naouri, getan.

Die Insider-Affäre, in die zahlreiche französische Spitzenbeamte und
ranghohe Manager verwickelt sind, gehört zu den größten Polit-Finanz-Skandalen
in Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten. Der spektakuläre Prozess soll am
Mittwochnachmittag fortgesetzt werden. Das Urteil ist für den 20. November
geplant./pin/FP/jb



Quelle: News (c) dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH