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saida
08-07-2002, 16:54
Notenbanken: Gefahr durch falsche Bilanzen

08. Jul 16:18


Den Schock des 11. September hat das internationale Finanzsystem nach Ansicht von Notenbankern erstaunlich gut überstanden. Risiken bleiben aber vor allem durch Bilanztricks bestehen.

Nach dem Schockjahr 2001 schwankt die Stimmung der Notenbanken zwischen Zuversicht und Sorge. Auf der Generalversammlung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Montag in Basel wurde die Widerstandskraft von Weltwirtschaft und Finanzsystem gelobt. Gleichzeitig bestünden aber große Risiken, vor allem durch die jüngste Serie von falschen Bilanzen.
«Es könnte sich durchaus eine Eigendynamik entwickeln, die alles zum Guten wendet, es könnte aber auch alles ziemlich schief gehen», schrieb der Generaldirektor der Bank der Zentralbanken, Andrew Crockett, im am Montag präsentierten Jahresbericht 2001/02.


Bilanzfälschungen belasten Kurse



Vor Vertretern von mehr als 100 Zentralbanken und internationalen Organisationen sagte Nout Wellink, Präsident der BIZ und gleichzeitig der niederländischen Notenbank, die Turbulenzen an den Börsen hätten offenbar das Vertrauen in die weltweite Erholung erschüttert. Eine Betrachtung aus der Distanz mache aber klar, dass die Weltwirtschaft schon weit schlimmere Situationen erfolgreich überstanden habe.

Wellink erwähnte zugleich eine Reihe von Risiken für die künftige Entwicklung. So könnte eine abrupte Korrektur der überhöhten Preise einiger Vermögenswerte die Erholung schwächen oder verzögern. Das würde das Finanzsystem belasten. Der Konkurs von Enron und das Worldcom-Debakel zeigten deutlich, wie an sich wirksame Führungs- und Überwachungsmechanismen in Unternehmen durch unvollständige oder irreführende Informationen unterlaufen werden könnten.


Energische Maßnahme sind erforderlich





«Es könnten durchaus energische Maßnahmen notwendig werden», sagte Wellink. So müsse es gründliche Untersuchungen geben über die angemessene Bilanzierung von Aktienoptionen für Angestellte, die undurchsichtigen Mechanismen zur Verschleierung von Schulden sowie der fiktiven Geschäfte zur Aufblähung von Umsätzen.

Der BIZ-Präsident ging auch auf das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA ein. Aus globaler Sicht habe dieses Ungleichgewicht den Vorteil, dass es das Wachstum der Weltwirtschaft ankurble, sagte er. Dennoch könnten sich die USA nicht darauf verlassen, dass ein so großes Leistungsbilanzdefizit auf Dauer durch ausländische Ersparnisse gedeckt werde. Den anderen Ländern riet Wellink, die Arbeits- und Gütermärkte weiter zu deregulieren und beim Reformeifer nicht nachzulassen. (nz)

quelle: netzzeitung.de