Meiner Meinung nach ein sehr interessanten Interview mit unserem Biathleten Michael Rösch:
Herr Rösch, die Olympischen Spiele sind im vollen Gange. Eigentlich wollten Sie hier um die Medaillen mitkämpfen. Wie geht es Ihnen jetzt?Auf gut deutsch, beschissen! Ich hatte mich eigentlich schon mit dem Thema abgefunden, aber wenn ich jetzt den Fernseher anschalte, tut es richtig weh!
Was ist aus ihrer Sicht schief gelaufen?
Ich hatte am Anfang der Saison eine gute Form, aber dann lief irgendwie alles schief. Ich wollte einfach zu viel und hab dann vielleicht auch zu viel trainiert. Dann war plötzlich das Selbstbewusstsein weg und jetzt sitze ich hier auf der Couch...
Hätten Sie sich vielleicht noch mehr Unterstützung erhofft?Nein, ich bin im Gegenteil sehr dankbar, dass man mir noch so viele Chancen gegeben hat. In Antholz hatte ich es ja selbst in der Hand. Aber das lief bei mir wie bei einem Fußball-Stürmer, der das ganze Jahr über trifft und dann auf einmal gar nichts mehr trifft, den Ball aus drei Meter Entfernung über das Tor haut. Da geht dann das ganze Selbstvertrauen flöten, das ist richtig bitter.
Magdalena Neuner sagte nach ihrem ersten Olympiasieg, dass sie fest daran glaubt, dass die Scheiben auch umfallen wollen und ihr diesen Gefallen schließlich auch tun würden. Wie sah das zuletzt bei ihnen aus?
Angst ist vielleicht das falsche Wort, aber ich bin nicht mehr mit einem guten Gefühl an den Schießstand gekommen. Ich habe nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert. Was mich vorher ausgezeichnet hat, war plötzlich nicht mehr da.
Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?
Ich arbeite mich jetzt Schritt für Schritt da wieder raus. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr noch die Chance bekomme, im Weltcup zu starten und dann muss ich ganz einfach einen Haken hinter die ganze Sache machen, auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, dass ich gestärkt aus der ganzen Geschichte hervorgehen werde.
Verfolgen Sie die Rennen der deutschen Biathleten oder schalten sie lieber weg?
Natürlich schaue ich mir das an und fiebere mit, das sind ja alles Freunde von mir. Christoph Stephan und Arnd Peiffer habe ich Armbänder als Glücksbringer mitgegeben und bin echt stolz, dass sie sie tragen. Das bedeutet mir sehr viel, ich hoffe, sie bringen ihnen in der Staffel das nötige Quäntchen Glück, das man in diesem Sport ja auch braucht.
Glauben Sie, ihre Teamkollegen können in der Staffel die ersehnte Medaille holen?
Ich bin optimistisch, die Jungs sind gut drauf. Aber es ist im Biathlon auch nicht mehr so leicht wie vor 4, 5 Jahren, als 3 Nationen den Staffel-Sieg unter sich ausgemacht haben. Heute kämpfen 6, 7 Nationen um den 1. Platz, das ist schon ein Unterschied.
Hat sie der Staffel-Verzicht von Magdalena Neuner überrascht?
Überrascht schon, aber ich kann es 100-prozentig nachvollziehen. Sie hat so viel erreicht und wohl jetzt auch schon mental mit den Spielen abgeschlossen.
Aber mit einem Staffel-Start hätte sie die große Chance auf ein historisches drittes Gold gehabt...
Magdalena ist ein Gefühlsmensch, sie hört auf ihr Herz. Bestimmt ist ihr das nicht leicht gefallen, aber dass sie zugunsten der anderen auf ihren Start verzichtet, zeigt Größe. Da ziehe ich meinen Hut vor, das stufe ich höher ein als die Siege und die Medaillen, die sie bisher geholt hat.
Quelle:
T-Online