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Alt 09.12.2001, 21:01  #1
HansA
ProsTaTikeR
 
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Dabei seit: 06 Sep 2001
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Eine Woche mit Angie

Ein paar ganz normale Tage mit Parteichefin Angela Merkel.

Eine ganz normale Woche im Leben der Angela M. Sie hat es nicht leicht und doch nimmt sie es auf die leichte Schulter, das Leben als Parteichefin der Christdemokraten. Sie kommt nicht an, nicht so wie sie es wünscht, nur so wie andere sie sehen. Sie steht vor einem Berg von Problemen, doch stets sucht sie nach einem Teppich, der groß genug ist, diese Probleme darunter zu kehren.

Samstag, 5. Mai 2001

Angela Merkel ist in München. Es steht die bayerische Landesversammlung der Jungen Union an. Höflich wird die Chefin der Schwesterpartei beklatscht. Zurückhaltend und abwartend. Und Angie begeistert die Menge mit Anmerkungen über die sich "dramatisch verändernde" Welt, man wisse, daß "alle Menschen sich unterscheiden". Und man möchte ihr gerne beipflichten, als sie erwähnt, daß "seit dem Zusammenbruch des Kalten Krieges" viel passiert sei. Das reißt die Menge mit, das motiviert. Einige müssen sich an ihren Stimmzetteln und Zeitschriften festhalten, um nicht vor Müdigkeit aus den Stühlen zu kippen. Nun holt sie aus, belegt anschaulich, daß der Ostblock zusammengebrochen sei, "weil die Leute nach der Arbeit aufhören sollten zu denken". Ein Deligierter klatscht dreimal kurz in die Hände, entweder aus Begeisterung oder zum Wachhalten. Angie kommt kurz ins Stocken. Bevor sie nun vollends zum Valium erklärt wird, baggert sie nach einer weiteren Viertelstunde mit billigen Komplimenten um die Gunst der bayerischen Jungunioniker. Ein Lob auf das bayerische Abitur und die Leute applaudieren, wohl wissend, daß Angie ihres in Mecklenburg gemacht hat. Am Ende gibt es tröstende und entschuldigende Worte, man schiebt ihren Auftritt auf die schwere Anreise wegen des Pilotenstreiks bei der Lufthansa. In direkter Gegenrede zu Stoiber hätte sie hier gnadenlos abgestunken.

Sonntag, 6. Mai 2001

Erneute Vorwürfe gegen Angie verderben den Rest des Wochenendes. Warum, fragt man allenthalben, ist sie so spät an die Öffentlichkeit gegangen? Wo kommt die Kiep-Million her? Wo ist sie jetzt? Und darf sie dort überhaupt sein? Der Untersuchungsausschuß erwartet ihre Teilnahme an einem lockeren Gedankenaustausch voraussichtlich im Herbst diesen Jahres. Für Getränke ist selbst zu sorgen, um angemessene Büßerkleidung wird gebeten.


Montag, 7. Mai 2001

Die neue Plakat- und Anzeigenkampagne (siehe Foto) des nicht mehr nur Autovermieters Sixt, neudeutsch e-Sixt, beginnt. Zunächst scheint Angie nicht so recht begeistert zu sein, daß Sixt ihr Image aufpolieren und ihr auch gleich einen neuen Haarschnitt verpassen will. Die CDU-Sprecherin Eva (nicht Sabine) Christiansen gab die Devise aus: Gelassen bleiben. Sie ist ja nicht in ihrer Ehre angegriffen worden. Der traurige Gesichtsausdruck ist bei Angie wohl nicht vermeidbar und eine nicht vorhandene Frisur kann man gar nicht verunglimpfen. Ein wenig sauer stieß ihr wohl auf, daß die verantwortliche Hamburger Agentur "Jung von Matt" sehr locker über die Persönlichkeitsrechte hinweggesehen hat und nicht um ihre Zustimmung ersuchte. Interessant ist nur, daß die Anzeige schon monatelang fertig konzipiert war. Denkbar günstig schien wohl jetzt der Zeitpunkt. Mehr als im Moment des Kiep-Millionen-Überweisungs-Skandals kann Angie gar nicht im Spotlight stehen. Selbst Glatzkopf (Skinhead darf man ja nicht sagen, gell Herr Trittin) und Generalsekretär Laurenz Meyer doziert, daß "populäre Gesichter" eben für die Werbung interessant seien. Angie könnte ja so richtig Kohle aus dieser Sache schlagen, wenn nicht ausgerechnet eben jener Laurenz Meyer zu Jahresbeginn ein Merkelportrait mit der Aufforderung "Machen Sie mehr aus ihrem Typ" an die Agenturen auf Plakate kleistern ließ.


Dienstag, 8. Mai 2001

Der dummen Pflicht ist genüge getan worden. Auch wenn er es schon seit sechs Wochen aus den Medien weiß, mußte Angie dem Bundestagspräsidenten Wolfgang "Zottel" Thierse offiziell von der Kiep-Million berichten. Es mag wohl doch nur reiner Zufall sein, daß das Geld, das nun erst einmal auf einem Sperrkonto verbleibt, so lange versteckt war, wie die Aufbewahrungsfrist über Gelder andauert. Die "Stiftung Norfolk" kann somit nicht mehr umfassend nachvollziehbar überprüft werden. Aber die gab es ja scheinbar gar nicht, und wenn, dann hat sie niemand gekannt, weder die Wirtschaftsprüfer der CDU, noch Walter Leisler Kiep. Aber selbst Angie weiß, daß Kiep eine Unterschriftsbevollmächtigung für die Konten hatte. Dumm nur, daß sich Schreiber und Kiep diesen Zeitpunkt ausgesucht hatten, als scheinbar alles Skandalöse schon vorbei war. Nun hängt sie auch mittendrin, arme Angie.

Mittwoch, 9. Mai 2001

Die 46jährige zeigt letztendlich Humor über die Sixt-Anzeige. Oder zumindest läßt sie ihren Sprecher Humor zeigen. So antwortet der für sie in einer Pressemitteilung, die Merkel sei noch nie offen gefahren und sollte als Dank für die unfreiwillige Beteiligung an der Anzeige zu einer Cabriofahrt eingeladen werden. Und schließlich schreibt der Unbekannte unserer Angie noch einen richtigen Schenkelklopfer auf die Karteikarte. Das Bild zeige sie nicht nach einer Cabriofahrt, sondern wie ihr bei der Lektüre der Steuergesetze der Bundesregierung die Haare zu Berge stehen. Lustig, lustig. Das Lachen verging Angie dann aber bei der neuesten Forsa-Umfrage im Auftrag der "Woche". In der Popularität der Wahlberechtigten liegt sie knapp 30 Prozentpunkte hinter Brioni-Kanzler Schröder.

Donnerstag, 10. Mai 2001

Und sie traut sich doch mit dem forschen Edmund gemeinsam auf eine Bühne. Bei der Bundespressekonferenz der Unionsparteien in Berlin ließen sie die Kanzlerkandidatur außen vor und stellten dagegen das Geringste an gemeinsamem Gedankengut zu inländischen und ausländischen In- und Ausländern vor. Das hatte selbst unsere Angie überrascht, die CSU sieht ein Stück der Realität und hat bemerkt, daß es in Deutschland ca. 9 Prozent Ausländer gibt. Toll, wie haben die das nur wieder erfahren? Doch dann kommt wieder Vertrautes: "Wir sind kein klassisches Einwanderungsland." Was denn sonst? Ein unklassisches oder gar ein modernes? Das wohl nicht, aber laut Stoiber ein "weltoffenes Land". Nur will er, daß die Tür für den einen oder anderen Ausländer geschlossen wird. Das bisherige Problem nennt sich nämlich in der Union "ungesteuerte Zuwanderung". Und Zuwanderung hilft uns auch nicht gegen die Durchalterung der Bevölkerung, denn ein Bayer nimmt seine Rente ja nicht von jedem. Am Besten sei sowieso, wenn die Deutschen selbst für mehr Nachwuchs sorgten oder wie es Fürstin Gloria ausdrücken würde: "Mehr schnacksln". Beim Steuern der Zuwanderung (nicht zu verwechseln mit Einwanderung) will die CSU jährliche Quoten für junge, gebildete Fachkräfte. Na gut, den einen oder anderen Bürgerkriegsflüchtling muß man ja leider reinlassen, wegen dieser seltsamen Idee namens "Menschenrechte". Deshalb sollen die Verfahren für Asylanträge verkürzt werden, je oberflächlicher desto mehr Ablehnungen. Ja und dann muß der ungeliebte Ausländer am Besten sofort in einen Deutsch- und Integrationskurs, so mit Sauerkrautkochen und Schuhplatteln. Und Angie fügt auf Anfrage hinzu, daß jemand, der "die Werteordnung unserer christlich-abendländischen Kultur akzeptiert", sogar Moslem sein darf, ohne daß die Union ihm dann böse ist. Und das ist doch wirklich großzügig.

Freitag, 11. Mai 2001

Endlich ein Erfolg für Angie. Unionsintern gelten nur noch das Stoiberle und die Merkelsche als chancenreich auf eine Kanzlerkandidatur. So sieht es zumindest der Landesgruppenchef der CSU, Michael Glos. Friedrich Merz sei aus dem Rennen, Hessens Ministerpräsident Roland "gnadenloser Aufklärer" Koch komme gar nicht erst ins Rennen, weil er erst eine Wahl gewonnen habe. Also doch noch ein versöhnlicher Schluß der Woche für die bedauernstwerte Angela Merkel. Was für eine Woche, was für eine Frau! (Ja, ja, das nimmt mir doch sowieso niemand ab!)
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Es ist verdammt schwer zu lügen, wenn man die Wahrheit nicht kennt.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser HansA die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)
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Alt 17.08.2004, 11:02  #2
Ramto
Ressurector
 
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Dabei seit: 05 Jan 2001
Beiträge: 19.851
Standard Re: Eine Woche mit Angie

Ja - hmm, in Anbetracht der fortdauernden Aktualität des Themas und in ehrendem Gedenken an HansA möchte ich für alle Angie-Fans des Boards, deren es ja unwahrscheinlich viele gibt, diesen Beitrag nach oben befördern, wo Angie selbst auch hin gehört!
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Ramto die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)
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