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Alt 30.04.2002, 13:00  #1
sued05
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Standard 30 Jahre Informatik

HEY!!!

30 Jahre Informatik: Eliten oder Nieten?

30 Jahre ist kein Alter, jedenfalls nicht für eine Wissenschaft. Als "taufrische, junge Disziplin" bezeichnete Forschungsministerin Edelgard Bulmahn die deutsche Informatik, die gestern mit einem Festkolloquium feierlich ihren Geburtstag beging. Über den Tag und den Abend verteilt gab es Referate, Erinnerungen und Selbstdarstellungen der Sponsoren. Angefangen mit Friedrich Brauer wurden 20 Pioniere der Informatik mit einem dicken Buchpaket zur Geschichte der Informatik geehrt. Eine Podiumsdiskussion mit der Ministerin beschäftigte sich mit der Lage der Forschung an den deutschen Universitäten.

Akzente in dem Mammutprogramm konnte die Firma SAP setzen, und das gleich doppelt. Unter dem harmlosen Titel: "Informatik im Wandel der Zeiten" beschäftigte sich SAP-Vorständler Peter Zencke mit der Geschichte der Computerei. Die Vormachtstellung der USA datierte Zencke nicht mit der militärisch induzierten Computerforschung in den 40er und 50er Jahren, sondern mit dem Siegeszug der "Neotechnik" vor dem Ersten Weltkrieg. Unter diesem Namen wurden damals Telegraphie, Schreib- und Rechenmaschine sowie die Buchungsautomaten zusammengefasst. Als zweiten Faktor nannte Zencke den Exodus jüdischer Wissenschaftler, die Nazideutschland in Richtung USA verließen. Rund 50% der lehrenden Mathematiker gingen. Vor einer auf die Leinwand projizierten Lochkarte des SS-Rassenamtes erinnerte Zencke daran, dass Informatik nur in einer freien Gesellschaft ihre Berechtigung hat. Gerade weil die Informatik zur "Knechtung des Menschen" eingesetzt werden könne, müsse sich die junge Wissenschaft einen Verantwortungskodex zulegen, forderte Zencke.

Sein Kollege Lutz Heuser, Leiter der SAP-Forschung und zuständig für den Kontakt mit den Universitäten, ließ sich von der Rede Edelgard Bulmahns inspirieren, die sich eine neue Leistungselite auf der Grundlage von Wettbewerben und Stipendienprogrammen wünschte. Heuser betonte, dass es diese Elite auf der Basis von Public Private Partnerships mit der Industrie längst gebe. Wirklich begabte ehrgeizige Leute würden von sich aus das Richtige tun, um nach oben zu kommen. Der deutschen Hochschulinformatik stellte Heuser ein schlechtes Zeugnis aus: 80% der deutschen Professoren würden bürokratisch ihr Fach verwalten, nur 20% die Forschung nach vorne bringen. Dafür erntete der SAP-Mann Protest. Die Tatsache, dass in Deutschland ausgebildete Informatik Studenten international zu den gesuchtesten ihrer Zunft gehören, solle doch zu denken geben, befand der Darmstädter Professor José Encarnacao. Mit Bulmahn machte er sich für eine drastische Steigerung des Ausländeranteils stark, der der Wissenschaft nur gut tun könnte. Encarnacao erinnerte an die Auseinandersetzungen um die "Ausländeruniversität Darmstadt". Sie wurde im Jahre 1906 geführt, als 75% aller immatrikulierten Studenten aus Osteuropa kamen.

Wohin die Wege der Informatik führen können, beleuchtete Raj Reddy von der Carnegie Mellon University. Recht konventionell beschäftigte sich Reddy mit Moores Law, Metcalfes Law und den anderen "Gesetzmäßigkeiten" der Computertechnik. So wie heute der Giga-PC (Gigahertz-CPU, Gigabyte-Platten) für weniger als 2000 Dollar normal sei, werde 2005 der 10Giga-PC das Arbeitstier sein, 2015 der Tera-PC und 2030 der Peta-PC. Was werden die Menschen mit solcher Rechenkraft anfangen? "Von der Geburt bis zu seinem Tod wird jedes gesprochene Wort, jede Bewegung eines Menschen aufgezeichnet werden können", erklärte Reddy. "Es werden viele Wörter und Bilder sein, da wir ständig mit unseren Computern reden werden." Mit seinen Prognosen stellte sich Reddy explizit gegen Hans Moravec. Auch dieser Informatiker hält Tera- und Peta-PCs für machbar, glaubt jedoch, dass diese Computer intelligent genug sind, den Menschen ablösen zu können. Dann hätte die menschliche Disziplin Informatik ausgedient, ehe sie das 100. Jubiläum feiern könnte. (Detlef Borchers) / (jk/c't)
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