Alt 12.09.18, 22:55
Standard Wall Street nach Achterbahnfahrt kaum verändert
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Mittwoch einmal mehr auf Schlagzeilen zum Handelskonflikt reagiert. Doch mehr als ein kurzes Zwischenhoch bewirkten die Meldungen nicht. Zwischenzeitlich hatten Meldungen, US-Finanzminister Steven Mnuchin habe China neue Handelsgespräche in naher Zukunft angeboten, Hoffnung auf eine Lösung des Streits genährt. Doch letztlich überwog die Skepsis, denn bislang hatten Verhandlungen mit China keine greifbaren Ergebnisse erbracht. Zugleich stand die technologielastige Nasdaq nach einem negativen Analystenkommentar von Goldman Sachs zur Halbleiterbranche etwas unter Druck.

Die Präsentation neuer Apple-Produkte und der Konjunkturbericht "Beige Book" der US-Notenbank lieferten an der Börse kaum Impulse. Die Fed dürfte nach den Aussagen eines moderaten Wachstums der US-Wirtschaft an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten, hieß es. Es galt als ausgemachte Sache, dass die Fed am 26. September erneut die Zinsen erhöhen wird.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 25.999 Punkte. Der S&P-500 rückte um einen Zähler vor und der Nasdaq-Composite büßte 0,2 Prozent ein. Umgesetzt wurden an der Nyse 762 (Dienstag: 679) Millionen Aktien. Auf die 1.633 (1.510) Kursgewinner kamen 1.299 (1.422) -verlierer. Unverändert schlossen 131 (127) Titel. "Es gibt keine großen Neuigkeiten, auf die man handeln könnte. Also ist es nicht überraschend, dass wir in erster Linie auf Schlagzeilen reagieren. Das bedeutet, dass wir in einer Stunde nach oben und dann in der nächsten wieder nach unten gehen können", umschrieb Chefmarktstratege J.J. Kinahan von TD Ameritrade die Achterbahnfahrt.

Wenig Beachtung - zumindest am Aktienmarkt - fanden die unerwartet schwachen US-Erzeugerpreise für August, die erstmals seit Februar 2017 wieder gesunken waren. Volkswirte hatten mit einem Anstieg gerechnet. Allerdings dürften die Daten keinen Einfluss auf den Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank haben, hieß es.

Halbleitersektor unter Druck

Für die Apple-Aktie ging es nach dem kräftigen Plus des Vortages nun um 1,2 Prozent nach unten. Der Technologiegigant stellte unter anderem neue Versionen des Mobiltelefons iPhone X vor. Dabei standen verlängerte Akkulebenszeiten und ein Modell, das speziell auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist, im Mittelpunkt.

Der Halbleiter-Sektor führte indes mit einem Abschlag von 1,1 Prozent die Verliererliste an der Wall Street mit an. Teilnehmer verwiesen auf eine Abstufung von Micron Technologies durch Goldman Sachs. Die Micron-Aktie fiel um 4,3 Prozent. Für die Titel von Applied Materials, KLA-Tencor und Lam Research ging es zwischen 2,0 und 3,2 Prozent nach unten. Auch den Sektor der Halbleiter-Ausrüster hatten die Analysten gesenkt. Die Experten verwiesen auf Sorgen über sinkende Preise und negative Auswirkungen der globalen Handelsstreitigkeiten.

Die Aktien von Facebook und Twitter standen ebenfalls deutlicher unter Druck und verloren 2,4 bzw. 3,7 Prozent. Laut Wall Street Journal soll es am Monatsende ein hochrangiges Treffen von Senatoren geben, das sich mit den Praktiken der Internetkonzerne beschäftigt. Bereits in den vergangenen Wochen hatten Sorgen über strengere Regulierungen den Sektor belastet. Snap verbilligten sich nach negativen Analystenkommentaren um 7,0 Prozent.

Bei T-Mobile US und Sprint verlängerte sich die Prüfung der Fusion. Die US-Wettbewerbsbehörde will neue Informationen verarbeiten, denn beide Konzerne hatten zuletzt Kundengewinne vermeldet und so ihre Marktmacht ausgeweitet. Sprint legten um 3,8 Prozent und T-Mobile US um 3,0 Prozent zu.

Gilead Sciences kletterten um 2,4 Prozent. Eine erfolgreiche Medikamentenstudie sorgte für positive Stimmung. Nach einer Hochstufung durch Exane BNP auf "Outperform" zogen Fiat Chrysler um 2,6 Prozent an. Befeuert wurde der Kurs des Automobilherstellers aber auch von der Markterwartung, dass bereits in dieser Woche der Verkauf des Komponentenherstellers Magneti Marelli an die Beteiligungsgesellschaft KKR erfolgen könnte.

Vital Therapies brachen um 92,1 Prozent ein, das Biotechnologie-Unternehmen brach eine Therapiemethode nach enttäuschenden Studienergebnissen ab. Nach einem Vergleich mit Patienten zogen Bausch Health um 13,9 Prozent an.

Ölpreisrally hält an

Die Ölpreisrally des Vortages ging in eine neue Runde. Die Rohöllagerbestände in den USA waren in der Vorwoche deutlich gesunken und dies stärker als erwartet. Zudem verringerte sich die US-Ölproduktion. Darüber hinaus heizte der immer bedrohlicher werdende Wirbelsturm "Florence" die Nachfragespekulationen an. Aufgrund der Evakuierungsmaßnahmen an der US-Ostküste wurde von einer erhöhten Kraftstoffnachfrage berichtet. Zusätzlich bedrohte die Unwetterfront eine wichtige Pipeline. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um weitere 1,6 Prozent auf 70,37 Dollar, die globaler gehandelte Sorte Brent dagegen nur um 0,9 Prozent auf 79,74 Dollar. Zwischenzeitlich ist der Brent-Preis erstmals seit Mai über die Marke von 80 Dollar gesprungen. Allerdings berichteten Händler von regional sehr unterschiedlichen Preisen. So wurde "Midland WTI" für 14,50 Dollar weniger als am Terminmarkt gehandelt. Engpässe bei der Infrastruktur wurden als Hauptursache genannt.

Die schwachen Erzeugerpreise setzten dem Dollar zu. Der Euro kletterte bis auf das Tageshoch von 1,1650 Dollar nach Wechselkursen um 1,16 am Vorabend. Zuletzt ging die Gemeinschaftswährung bei 1,1628 Dollar um, der Greenback erholte sich mit den Mnuchin-Schlagzeilen etwas. Für den Euro sprach auch, dass EZB am Donnerstag ihre Wertpapierkäufe weiter reduzieren und den vollständigen Ausstieg vorbereiten dürfte. Der kanadische Dollar legte mit Meldungen zu, die USA und Kanada könnten sich im Handelsdisput bald einigen.

Der Goldpreis drehte mit der aufgekommenen Dollar-Schwäche ins Plus und stieg auf ein Zweiwochenhoch. Die Feinunze kostete mit 1.206 Dollar 0,6 Prozent mehr als am Vortag. Zudem sprachen die gesunkenen Erzeugerpreise nicht unbedingt für eine Verschärfung der geldpolitischen Straffungen in den USA.

Auch die US-Renten profitierten von den Preisdaten. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 1,2 Basispunkte auf 2,97 Prozent. Mit einer auf eine überzeugende Nachfrage gestoßene Auktion zehnjähriger Schuldpapiere kamen die Notierungen von ihren Tageshochs zurück. Anleger machten Platz für die neuen Papiere.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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September 12, 2018 16:25 ET (20:25 GMT)

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