Alt 19.10.19, 08:48
Standard China-Daten und Brexit machen Anleger vorsichtig
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NEW YORK (Dow Jones)--Leichter ist die Wall Street aus dem letzten Handelstag der Woche gegangen. Schwache Wachstumsdaten aus China und die am Samstag anstehende Abstimmung des britischen Unterhauses über den mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag ließen die Anleger vor dem Wochenende vorsichtshalber Geld vom Tisch nehmen. Daneben ist auch der US-chinesische Handelsstreit weiterhin ungelöst.

Zudem könnte sich der Handelsstreit zwischen den USA und der EU verschärfen. Nachdem Washington Zölle im Volumen von 7,5 Milliarden Dollar am Freitag in Kraft gesetzt hat, hat Brüssel als Reaktion Strafzölle auf US-Produkte angekündigt. Hintergrund ist der seit rund 15 Jahren andauernde Streit um Subventionen für die Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Die Welthandelsorganisation WTO hatte Staatshilfen für die Konzerne für unzulässig befunden. Die USA haben jedoch zuerst grünes Licht erhalten, mit Gegenmaßnahmen zu reagieren.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,9 Prozent auf 26.770 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite gaben um 0,4 und 0,8 Prozent nach. Dabei wurden 1.511 (Donnerstag: 1.929) Kursgewinner und 1.427 (987) -verlierer gesehen. Unverändert schlossen 77 (115) Titel.

Ob Premierminister Boris Johnson im Unterhaus eine notwendige Mehrheit für das ausgehandelte Brexit-Abkommen zusammen bekommt, ist derzeit fraglich. Widerstand kommt von der nordirischen Partei DUP, auf deren Zustimmung Johnson jedoch angewiesen ist. Auch der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, rief die Abgeordneten auf, gegen das Abkommen zu stimmen.

Die chinesische Wirtschaft hatte im dritten Quartal mit 6,0 Prozent die niedrigste Wachstumsrate seit dem ersten Quartal 1992 verzeichnet. Ökonomen hatten mit einer Zunahme um 6,1 Prozent gerechnet. Der September war damit der zweite Monat in Folge mit Wachstumsraten unter Vorjahresniveau. "Ein Fall unter die Marke von 6 Prozent wäre nicht nur für China, sondern auch für die globale Wirtschaft ein schlechtes Zeichen", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von London Capital Group.

An US-Konjunkturdaten wurde lediglich der Index der Frühindikatoren veröffentlicht. Er sank im September um 0,1 Prozent zum Vormonat, während Analysten eine Stagnation erwartet hatten.

Ölpreise schwächeln - Konjunktursorgen gewinnen Oberhand

Die Ölpreise gaben nach. Nachdem sie am Donnerstag von dem Waffenstillstand profitiert hatten, auf den sich die USA und die Türkei in Nordsyrien verständigt hatten, traten mit den schwachen chinesischen Wirtschaftsdaten nun wieder Konjunktursorgen in den Vordergrund. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI sank um 0,3 Prozent auf 53,78 Dollar, Brent ermäßigte sich um 0,8 Prozent auf 59,42 Dollar.

Der Goldpreis trat mehr oder weniger auf der Stelle. Die Feinunze tendierte kaum verändert bei 1.491 Dollar. Gold profitiere einerseits vom Handelsstreit, auf der anderen Seite belaste aber die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der US-Notenbank, sagte Edward Moya, Analyst bei Oanda. Bis zur Bekanntgabe des Zinsentscheids der Fed am 30. Oktober dürfte sich der Goldpreis in einer Spanne zwischen 1.470 und 1.530 Dollar bewegen, prognostizierte Moya.

Mit den Nachrichten zum Brexit blieb am Devisenmarkt das Pfund im Fokus. Die Devise kletterte bis auf 1,2965 Dollar, nachdem sich BoE-Vizegouverneur Dave Ramsden zur Geldpolitik geäußert hatte. In einem am Freitag veröffentlichten Bloomberg-Interview sagte er, sollte Premierminister Johnson seinen Brexit-Deal durchs Parlament bringen, gelte die Vorgabe der Bank für einen "sauberen" Austritt aus der EU. Dies bedeute "begrenzte und graduelle" Zinserhöhungen. Das Ergebnis der Abstimmung dürfte am Montag für kräftige Bewegungen im Pfund sorgen, erwartet ein Beobachter.

Die US-Anleihen erholten sich von leichten Verlusten. Die Rendite zehnjähriger Papiere sank im Gegenzug um 1,2 Basispunkte auf 1,74 Prozent. Teilnehmer sprachen von einem insgesamt abwartenden Geschäft vor der Brexit-Abstimmung am Samstag.

Coca-Cola mit deutlichem Umsatzanstieg

Der US-Getränkekonzern Coca-Cola hat im dritten Quartal unter anderem dank Preissteigerungen und einem Absatzplus seinen Umsatz überraschend deutlich erhöht . Der bereinigte Gewinn je Aktie entsprach den Markterwartungen. Für die Aktie ging es 1,8 Prozent nach oben.

American Express hat im dritten Quartal mehr verdient und umgesetzt als erwartet. Der Kreditkarten-Konzern bestätigte zudem den Ausblick auf das Gesamtjahr. Die Titel verloren dennoch 2,0 Prozent, nachdem CFO Jeffrey C. Campbell während der Telefonkonferenz zu den Zahlen gesagt hatte, es gebe erste Hinweise darauf, dass sich Unternehmen mit Ausgaben zurückhielten.

Der Ölfeldausrüster Schlumberger ist im dritten Quartal wegen milliardenschwerer Abschreibungen tief in die roten Zahlen gerutscht. Bereinigt übertrafen Gewinn und Umsatz jedoch die Prognosen des Marktes. Die Titel stiegen um 1,3 Prozent.

Eine Rückrufaktion drückte die Aktie von Johnson & Johnson um 6,2 Prozent, nachdem sie allerdings in den Tagen davor von den guten Zahlen des Konzerns und der Aussicht auf einen Vergleich mit den Klägern in zahlreichen Prozessen wegen der Opiodkrise nach oben getrieben worden war. Das Unternehmen ruft eine Charge seines Babypuders in den USA zurück. Die US-Gesundheitsbehörde FDA habe in einer Flasche Spuren des Weißasbests Chrysotil gefunden, erklärte Johnson & Johnson und betonte, das Produkt, das bei einem Online-Händler gekauft worden sei, sei Teil einer US-Charge aus dem Jahr 2018 gewesen.

Dow-Schwergewicht Boeing hat derweil neuen Ärger mit der US-Luftfahrtbehörde FAA wegen des derzeit mit einem weltweiten Flugverbot belegten Flugzeugtyps 737 MAX. Das Unternehmen hatte der Behörde Informationen über Nachrichten vorenthalten, die Mitarbeiter im Jahr 2016 austauschten und in denen sie sich offenbar besorgt über die 737 MAX äußerten. Die Boeing-Aktie fiel bei ungewöhnlich hohen Umsätzen um 6,8 Prozent. Das Unternehmen wird am kommenden Mittwoch Drittquartalszahlen vorlegen, und die Analysten von Cowen befürchten, dass Boeing wegen der 737 MAX erneut Sonderbelastungen ausweisen wird.

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October 18, 2019 16:11 ET (20:11 GMT)

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