Alt 17.10.19, 00:20
Standard Handelsstreit und schwacher Einzelhandel bremsen Börse
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NEW YORK (Dow Jones)--Enttäuschende Daten aus dem US-Einzelhandel und neue Zweifel an einer Beilegung des US-chinesischen Handelsstreits haben am Mittwoch die Wall Street belastet. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 27.002 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,2 und der Nasdaq-Composite 0,3 Prozent. Den 1.510 (Dienstag: 1.852) Kursgewinnern standen 1.426 (1.050) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 102 (81) Titel.

Im Handelsstreit verstärkt sich die Sorge, dass die Unterstützung eines Gesetzes zum Schutz von Demokratie und Menschenrechten in Hongkong durch das US-Repräsentantenhaus eine Einigung im Handelsstreit erschweren könnte. Die Reaktion aus Peking kam prompt - die Regierung äußerte sich "empört", sprach von einer Einmischung in innere Angelegenheiten und drohte "starke" Gegenmaßnahmen an.

Zwar stehe die US-Berichtssaison derzeit im Fokus, doch der Handelsstreit und die abermalige Senkung der Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft durch den IWF am Vortag zeigten, dass die Situation angespannt bleibe, so ein Teilnehmer.

Die Brexit-Verhandlungen scheinen sich dagegen auf der Zielgeraden zu befinden, wenngleich die Lage eher undurchsichtig ist. Laut EU-Ratspräsident Donald Tusk wurden die Grundzüge, jedoch noch kein vollständiges Brexit-Abkommen ausgehandelt. Die Verhandlungen dauerten bei Börsenschluss an der Wall Street noch an. Die Zeit, um einen ungeregelten Austritt aus der EU noch zu vermeiden, wird allerdings zunehmend knapp.

Der US-Einzelhandelsumsatz für September enttäuschte. Er ging um 0,3 Prozent zurück, während Analysten mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet hatten. Dieser erste Rückgang seit Februar weckt Befürchtungen, dass der für die US-Wirtschaft so wichtige private Konsum nun ebenfalls schwächeln könnte, nachdem die Unternehmen ihre Investitionen schon zurückgefahren haben und sich die Lage im Außenhandel eingetrübt hat.

Das Beige Book, der Konjunkturbericht der US-Notenbank, vermeldete ein leichtes bis moderates Wachstum der heimischen Wirtschaft bis Anfang Oktober. Unternehmen hätten ihre Erwartungen für die kommenden sechs bis zwölf Monate aber zurückgeschraubt, weil ihnen der Handelskonflikt und die sich abkühlende Weltwirtschaft zu schaffen machten.

Nachbörslich standen noch die US-Erdöllagerbestände des privaten American Petroleum Institute (API) für August an.

Bank of America mit Sonderbelastung

Mit der Bank of America legte ein weiteres US-Institut Geschäftszahlen vor. Die Bank hat im dritten Quartal wegen eines Sondereffekts in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar deutlich weniger verdient als vor Jahresfrist, die Erwartungen der Analysten aber dennoch übertroffen. Die Aktie legte um 1,5 Prozent zu.

Die US-Finanzholding U.S. Bancorp hat ihren Gewinn im dritten Quartal stärker gesteigert als erwartet. Das wurde mit einem Kursplus von 1,5 Prozent belohnt.

Dagegen hat der US-Pharmakonzern Abbott Laboratories im dritten Quartal mit der Umsatzentwicklung enttäuscht. Bereinigt um Einmaleffekte traf das Ergebnis je Aktie die Analystenschätzung auf den Punkt. Abbott kündigte überdies den Rückkauf eigener Aktien für 3 Milliarden Dollar an. Die Aktie schloss nach volatilem Verlauf 0,2 Prozent niedriger.

Die Aktien von United Airlines Holdings stiegen um 2,1 Prozent. Die Fluggesellschaft übertraf nicht nur mit dem bereinigten Gewinn die Analystenprognosen, sondern hob auch den Ausblick an.

Der Kurs von General Motors (GM) legte um 1,1 Prozent zu, nachdem die Gewerkschaft UAW eine vorläufige Einigung mit dem Unternehmen auf einen Tarifvertrag gemeldet hatte. Das weckte Hoffnungen auf ein baldiges Ende des seit einem Monat andauernden Streiks. Der Vertrag muss von den Gewerkschaftsmitgliedern allerdings noch ratifiziert werden. Bis dies geschehen sei, werde der Streik bei dem Automobilkonzern fortgesetzt, so die Gewerkschaft.

Adobe fielen um 2,4 Prozent. Die Citigroup hatte die Aktie auf "Neutral" von "Buy" abgestuft.

Ölpreise im Plus - Pfund im "Brexit-Bann"

Die Spannungen zwischen USA und Iran zogen die Ölpreise nach oben und verdrängten die Sorgen um eine globale Konjunktur-Abschwächung und eine sinkende Nachfrage. Die USA hätten nach dem Angriff auf Einrichtungen der saudi-arabischen Ölindustrie vom 14. September, für den Teheran verantwortlich gemacht wird, eine Cyberattacke gegen Iran unternommen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Der iranische Präsident Hassan Ruhani wiederum sagte, Teheran habe Hinweise darauf, dass ein Tankschiff, das in der vergangenen Woche im roten Meer beschädigt wurde, von einem Boot aus mit Raketen beschossen worden sei. Einen Schuldigen nannte Ruhani jedoch nicht.

Daneben stützten Aussagen von Opec-Generalsekretär Mohammad Barkindo, wonach das Erdölkartell alles in seiner Macht Stehende tun wird, um die Stabilität des Ölmarktes über 2020 hinaus zu gewährleisten. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI erhöhte sich um 1,0 Prozent auf 53,36 Dollar, Brent gewann 1,2 Prozent auf 59,42 Dollar.

Das Pfund blieb mit den Brexit-Entwicklungen im Fokus. Mit den jüngsten Meldungen schoss es im Tageshoch auf fast 1,2880 Dollar nach oben, kam aber im späten US-Handel wieder zurück auf etwa 1,2825 Dollar.

Der Euro zog zur US-Währung auf bis zu 1,1086 Dollar an, nachdem er im Tagestief bei 1,1022 Dollar notiert hatte. Am Morgen hatte die Gemeinschaftswährung von einem Bloomberg-Bericht profitiert, wonach die Bundesregierung für den Fall einer Konjunkturschwäche Maßnahmen zur Unterstützung der deutschen Wirtschaft vorbereitet.

Die schwachen Einzelhandelsdaten, die jüngste Entwicklung im Handelsstreit und die unklare Nachrichtenlage zum Brexit verschafften "sicheren Häfen" wie dem Anleihemarkt Zulauf. Stützend dürfte auch der Kauf von sogenannten Treasury Bills im Volumen von 7,5 Milliarden durch die New Yorker Fed gewirkt haben. Damit wurde die erste Runde der geplanten Bilanzausweitung gestartet. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 2,6 Basispunkte auf 1,75 Prozent.

Der Goldpreis profitierte ebenfalls vom gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Anleger, aber auch von den gesunkenen Marktzinsen, und holte einen Teil seiner Vortagesverluste wieder auf. Die Feinunze verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1.490 Dollar.

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October 16, 2019 16:13 ET (20:13 GMT)

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