Alt 01.08.12, 14:30
Standard Das Sommerloch fällt aus
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Die Euro-Krise überschattet auch die Sommermonate.

Die aufkommende europäische Schuldenkrise, insbesondere die Sorge um die teilweise dramatische Verschuldung der PIIGS-Staaten, sorgte im August 2011 für erhebliche Kurseinbrüche an den Börsen.

Seither ist fast ein Jahr vergangen und die Sorgen des Jahres 2011 sind bis in das Jahr 2012 geblieben. Mittlerweile ist die Schuldenkrise zwar mehr als ausgiebig durchleuchtet und diskutiert worden, echte und bahnbrechende Fortschritte sind dabei aber nicht zu verzeichnen. Es herrscht große Uneinigkeit in Europa: Meinungsverschiedenheiten zwischen Politikern blockieren schnelle und wirksame Beschlüsse, das Lager der Wirtschaftswissenschaftler ist ebenso gespalten. Eine aktuelle Diskussion legt die Entscheidung nahe, den Rettungsfonds ESM unbegrenzt auszuweiten. Ist diese drastische Maßnahme ein Schritt in die richtige Richtung?


Kampf an vielen Fronten

Für die tiefgreifenden strukturellen Probleme kann zugegebenermaßen keine einfache Lösung existieren. Zu unterschiedlich sind die Interessen der europäischen Länder gelagert. Entsprechend vielfältig und abweichend sind die Meinungen der Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft. Eine griechische Pleite und der damit verbundene Austritt aus der Eurozone erscheint zwar mittlerweile mehr denn je als unausweichlich, politische Querelen verhindern aber seit Monaten eine Entscheidung. Das Zinsniveau für eine Refinanzierung der Staatsschulden über die Kapitalmärkte ist für Spanien und Italien noch immer hoch – Sorgen gibt es also weiterhin genug. Die virtuelle „Mauer der Angst“ ist fast greif- und sichtbar.

Die Ratingagenturen und die Presse tragen dazu bei, um die Unsicherheit der Bevölkerung und der Marktteilnehmer zusätzlich zu erhöhen. Egal wie der europäische Rettungsschirm letztendlich konzipiert ist, er muss definitiv strapazierfähig sein, um den Zusammenhalt der Eurozone gewährleisten zu können. Sollte die EZB dem Rettungsschirm ESM tatsächlich unbegrenzten Kredit gewähren, könnte dieser Anleihen der Krisenländer aufkaufen und die Zinsen dauerhaft auf einem erträglichen Niveau halten. Prinzipiell könnte diese radikale Lösung einen möglichen Schritt aus der Krise bedeuten – sie kommt jedoch reichlich spät. Warum wurde diese Maßnahme nicht bereits vor zwei Jahren ergriffen?


Europäische Einigkeit – eine schwierige Mission

In schwierigen Situationen ist schnelles und präzises Handeln gefragt. Im Vergleich zur europäischen Schuldenkrise erschien die Schuldenproblematik in den USA im vergangenen Jahr als ebenso schwerwiegend, konnte jedoch durch das einfache Zusammenspiel der Regierung mit der US-Notenbank FED relativ zeitnah bekämpft werden. Die Flucht in den Schweizer Franken veranlasste die Schweizer Nationalbank, eine fixe untere Grenze für den Wechselkurs einzurichten – unverzüglich und um jeden Preis. Beide „radikalen“ Beispiele stehen im Gegensatz zum begrenzten Handlungsspielraum durch nationales Gezänk in der Eurozone. Selten hat das Sprichwort von den vielen Köchen und dem Brei besser gepasst.


Fazit

So einfach die aus heutiger Sicht naive Vorstellung einer gemeinsamen Währungsunion am Anfang erschien- die eigentliche Komplexität dieser Konstruktion offenbart sich nun in den entstandenen Problemen. Europa ist nun mal kein einzelnes Land, sondern ein Zusammenschluss von Ländern mit vielfältigen und oft gegensätzlichen Interessen.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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