Alt 18.04.19, 18:04
Standard Rentenreport KW 16
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Aktuelles Marktgeschehen

Italien spielt mit dem Feuer

Zwei Zahlen ließen Finanz- und Wirtschaftsexperten vor wenigen Tagen aufhorchen: Italien senkt seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von ursprünglich 1,0 % auf nur noch 0,2 %. Zudem steigt die von der italienischen Regierung erwartete Neuverschuldung von 2,04 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 2,4 %. Sah sich Italien bereits im dritten und vierten Quartal 2018 mit einer schrumpfenden Wirtschaft konfrontiert, erwartet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für 2019 ebenfalls einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 %. Wenig verheißungsvolle Zahlen also, zumal Italien bereits jetzt um 130 % des BIP verschuldet ist – in absoluten Zahlen das am höchsten verschuldete Land der Eurozone.

Als Ursachen dieser schlechten Aussichten werden jedoch weniger die derzeitigen Konjunktursorgen angeführt, als vielmehr die Politik der populistischen Regierung. Eine teure Rentenreform sowie neue Sozialleistungen wurden zwar beschlossen, ihre finanzielle Grundlage blieb indes ungeklärt.

Obschon die Europäische Zentralbank (EZB) im März Banken günstige Kredite in Aussicht stellte, drohen angesichts der Wirtschaftspolitik Italiens brenzlige Szenarien. So könnte ein neuerlicher finanzpolitischer Streit zwischen Italien und der EU die Renditen italienischer Staatsanleihen nach oben treiben. Da die Banken Italiens italienische Staatsanleihen im Wert von etwa 400 Millionen EUR halten, müssten diese im Falle von Kursverlusten zugunsten ihrer Bilanzen eine erhebliche Menge Geld abschreiben, was der Startpunkt einer Bankenkrise sein könnte.

Noch dramatischer wäre eine Rezession in ganz Europa: Dann droht Italien womöglich eine schlechtere Kreditwürdigkeit mitsamt einem Sparprogramm, das sich wiederum negativ auf die wirtschaftliche Lage auswirkt. Spätestens zum Zeitpunkt einer sich in Europa ausweitenden Rezession würde sich dies auch auf deutsche Staatsanleihen niederschlagen – so erwartet UBS-Chefökonom Garcia in diesem Falle bei zehnjährigen Bundesanleihen eine Rendite von -1,0%.

Griechenland soliderer Schuldner als die USA?

Diesen Eindruck könnte man zumindest bei einem Blick auf die Rendite der fünfjährigen Staatsanleihen bekommen: Während die griechischen Anleihen eine Rendite von 2,14 % aufweisen, liegt die ihrer amerikanischen Pendants mit 2,39 % deutlich darüber. Nach der erfolgreichen Platzierung einer zehnjährigen Anleihe Anfang März nun also die nächste positive Nachricht für Griechenland.

Rentierten die griechischen Staatsanleihen im Sommer 2015 zwischenzeitlich gar mit 37 %, sank auch die Rendite der zehnjährigen griechischen Anleihe von 4,3 % zu Jahresbeginn auf nunmehr 3,3 %. Damit markiert diese den niedrigsten Stand seit September 2005.

Doch nicht nur am Anleihenmarkt herrscht auf griechischer Seite Grund zur Freude: In diesem Jahr wird ein Wirtschaftswachstum von 1,9 % erwartet – eine Rate, die über dem EU-Durchschnitt von 1,4 % liegt. Zudem plant das noch immer hochverschuldete Land einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge noch in dieser Woche, beim Euro-Krisenfonds ESM einen Antrag auf vorzeitige Kreditrückzahlung zu stellen. Da diesem wohl stattgegeben wird, scheint nicht nur am Anleihenmarkt wieder Vertrauen in die Finanzpolitik Griechenlands zu bestehen.

Bundes-/Staatsanleihen

Zu Beginn der verkürzten Handelswoche startete der richtungsweisende Euro-Bund-Future auf deutlich niedrigerem Niveau als noch in der letzten Woche. Kletterte dessen Wert letzten Mittwoch bis auf fast 166 Prozentpunkte, bewegte sich der Euro-Bund-Future am Montag lediglich in einer Spanne von 164,33 bis 164,78 Prozentpunkten und schloss schließlich bei 164,66 Prozentpunkten. Am Dienstag zeigte sich ein annähernd ähnliches Bild, als der Euro-Bund-Future zu Handelsschluss 164,60 Prozentpunkte markierte. Kursverluste hingegen gab es im Verlauf des Mittwochs – bis auf zwischenzeitliche 164,06 Prozentpunkte rutschte der Euro-Bund-Future ab und kann sich davon Stand Mittwochnachmittag (164,32 Prozentpunkte) nicht erholen.

Die Marktdaten im Überblick

Die aktuellen Marktdaten können Sie ab jetzt diekt auf unserer Website einsehen.

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Anlegertrends

Neue US-Anleihe

Unter der WKN A2R0PL emittieren die Vereinigten Staaten von Amerika eine Anleihe mit einer Laufzeit bis 15.04.2022 und einem Volumen von 38 Mrd. USD. Bei einem Kupon von 2,25 % ist der nächste Zinszahlungstermin auf den 15.10.2019 datiert.

Die kleinste handelbare Einheit der in EUR handelbaren Staatsanleihe liegt bei anlegerfreundlichen 100 USD, die kleinste handelbare Einheit beläuft sich ebenfalls auf 100 USD. Von S&P erhalten die USA das Rating AA+.

Frisches Geld für Spanien

Auch der spanische Staat wurde am Anleihenmarkt tätig: Die Staatsanleihe mit der WKN A2R0VN verfügt über ein Emissionsvolumen von 1 Mrd. EUR und eine Laufzeit bis zum 30.07.2024. Bei einem Kupon von 0,25 % erfolgt die nächste Zinszahlung am 30.07.2019.

Handelbar ist diese Anleihe zu einem Mindestbetrag und in einer kleinsten Einheit von je 1.000 EUR. S&P versieht Spanien mit dem Rating A-.

Toyota tankt auf

Die Toyota Motor Credit Corp. begibt zwei neue Anleihen: Erstere (WKN: A2R0W5) weist ein Emissionsvolumen von 750 Mio. USD auf und wird am 12.04.2022 fällig. Zu einem Zinssatz von 2,65 % erfolgt die nächste Zinszahlung am 12.10.2019.

Anleihe Nummer zwei (WKN: A2RYCV) ist mit einem Volumen von 640,7 Mio. USD sowie einer Laufzeit bis zum 24.10.2025 ausgestattet. Deren Kupon beträgt 2,3 %, Termin der nächsten Zinszahlung ist der 24.10.2019. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte „StepUp-Anleihe“, das heißt: Zwar ist der Kupon zu Beginn festgelegt, dieser steigt jedoch während der Laufzeit der Anleihe an.

Während die erste Anleihe eine kleinste handelbare Einheit von 1.000 USD aufweist, beträgt die kleinste handelbare Einheit der zweiten Anleihe bereits 2.000 USD. Beiden gemein sind ihr handelbarer Mindestbetrag von 2.000 USD und ihre Handelbarkeit in EUR. Von S&P wird die Toyota Motor Credit Corp. mit AA- geratet.


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Quelle: boerse-stuttgart AG
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