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Angst auf beiden Seiten.
Passend zur eingetrübten Marktstimmung machen sich viele Anleger rund um die Welt große Sorgen um Währungsschwankungen. Diese können aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden. Anleger aus der Eurozone werden beispielsweise mit dem schwachen Euro im Vergleich zum US-Dollar konfrontiert, US-Anleger müssen dagegen mit der Stärke ihrer Heimatwährung im internationalen Vergleich umgehen. Einigkeit herrscht jedoch bezüglich der Wahrnehmung, dass die Währungsentwicklung grundsätzlich kritisch zu betrachten ist. In Europa schürt die Euro-Schwäche weitreichende Ängste vor einer währungsbedingten Beschleunigung der Inflation, in den USA sorgen sich die Experten um sinkende Erträge für global aufgestellte US-Konzerne außerhalb des heimischen Währungsraums. Die erste Intervention der japanischen Notenbank im Devisenmarkt seit 1998 und Gerüchte über ähnliche Maßnahmen in Südkorea und China sorgen ebenfalls für Diskussionen. Risikofaktor Währung? Für viele kritische Beobachter liegt es nahe, schwankende Währungen als Risikofaktor für die Aktienmärkte zu interpretieren. Unserer Ansicht nach sind diese Bedenken nicht gerechtfertigt, viel eher sind die aktuellen Diskussionen einfach ein Beleg für die miserable Marktstimmung. Bei genauerer Betrachtung wird zudem deutlich, dass sich die vorherrschenden Ängste gegenseitig widersprechen. Wenn der starke US-Dollar für die USA tatsächlich ein Problem darstellt, müsste folglich eine schwächere Heimatwährung vorteilhaft sein. Im Euroraum hingegen, wo diese Situation aktuell vorherrscht, ist der Wunsch nach einem stärkeren Euro verbreitet. Der perfekte Wechselkurs existiert nicht und gegensätzliche Ängste stellen sich in der Regel als unbegründet heraus. Währungsschwankungen sorgen für eine zusätzliche Volatilitätskomponente am Aktienmarkt. Der schwache Euro hilft den global orientierten Euro-Anlegern, der starke US-Dollar beschert global orientierten US-Anlegern Gegenwind. Es kommt immer auf die Perspektive an, beispielsweise nehmen US-Anleger die diesjährige Abwärtsphase an den globalen Aktienmärkten viel stärker wahr als Anleger aus Japan oder Deutschland. Im Endeffekt sind Währungsschwankungen jedoch zyklisch – gerade der US-Dollar wird nicht ewig Stärke zeigen, tendenziell gleichen sich Währungseffekte im langfristigen Bild aus. Keine belastbaren Zusammenhänge Würde eine signifikante Beziehung zwischen Währungen, Renditen der Aktienmärkte und Inflation bestehen, wäre dies ein extrem leistungsfähiges Prognoseinstrument, das jeder Anleger nutzen würde. In der Realität ist es allerdings nicht erfolgsversprechend, die zukünftige Entwicklung der Aktienmärkte anhand dieser Kennzahlen zu prognostizieren. Manchmal entwickeln sich Währungen und Renditen in die gleiche Richtung, manchmal aber auch nicht. Manchmal geht eine Währungsschwäche mit einer hohen Inflation einher, manchmal können andere Faktoren den Druck auf die Importpreise ausgleichen. Jede Situation ist anders und hängt von den jeweiligen Variablen ab. Fazit Gerade in Zeiten mit schlechter Marktstimmung werden währungsbedingte Schwankungen tendenziell als Risikofaktor interpretiert. Sicherlich lohnt es sich, Interventionen im Devisenmarkt sorgfältig zu analysieren, allerdings sollten Stärke- und Schwächephasen der Heimatwährung nicht grundsätzlich als positiv oder negativ kategorisiert werden. Für den langfristigen Erfolg an den Aktienmärkten gibt es definitiv wichtigere Einflussfaktoren. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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