Alt 16.05.12, 18:52
Standard Laufende Erträge - aber wie?
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Rekordtiefes Zinsniveau.

Wie bereits in meinem zurückliegenden Beitrag „Der Preis der Angst“ beschrieben, befindet sich das Zinsniveau an den deutschen Rentenmärkten seit Monaten auf einem extrem tiefen Niveau. Diese Entwicklung nimmt beinahe täglich immer dramatischere Züge an. Die deutsche Umlaufrendite befindet sich aktuell bei 1,17 %. Noch nie wurde dieser Wert erreicht.

Die sich zuspitzende Situation um Griechenland hat eine weitere Fluchtbewegung in deutsche Anleihen ausgelöst. Deutschland wird zur „neuen Schweiz“ und allgemein als sicherster Hafen Europas angesehen. Eine Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit rentiert momentan mit 1,46 %, was einem KGV von 68,5 (100 geteilt durch 1,46) entspricht. Analysten prognostizieren parallel dazu - seit vielen Jahren stetig und beständig - einen Anstieg der Anleihezinsen. Sie argumentieren meist damit, dass es „tiefer ja kaum noch gehen könne“. Ständig neue Rekordtiefs widerlegen jedoch diese Prognosen.

Angetrieben wird die Zinsentwicklung weiter von einer Kombination aus Angst, Flucht in deutsche Papiere und der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Doch lässt sich eine Zinsstruktur auf diesem Niveau überhaupt noch rational begründen und rechtfertigen? Analysiert man die eigentlichen Ursachen dieser Entwicklung, so spielt das Anlegerverhalten eine gewichtige Rolle. Der bestimmende Faktor lautet: Angst.


Sparen heißt verzichten

Wer sein Geld kurzfristig anlegt oder dem deutschen Staat leiht, verliert. Garantiert. Der gegenwärtig gezahlte Zins für Anlagen mit einer Laufzeit bis zu drei Jahren bewegt sich in der Nähe des Nullniveaus. Ein Blick auf die nackten Zahlen hat hier zweifelsohne eine ernüchternde Wirkung. Der einjährige Finanzierungsschatz der Bundesrepublik beispielsweise bietet aktuell eine Rendite von 0,05 %. Für eine Anlage von 100.000 Euro beträgt der Zinsertrag also bescheidene 50 Euro – jährlich! Berücksichtigt man Steuern und Inflation, steht insgesamt ein klares Minus der realen Kaufkraft zu Buche. Aus den „sicheren“ Anlagen der Vergangenheit ist ein sicheres Verlustgeschäft geworden. Eine paradoxe Situation – und dennoch scheinen viele Investoren die angebotenen Renditen bedingungslos zu akzeptieren. Die Ursachen hierfür sind psychologischer Natur.


Renditeverzicht aus Angst

Auch Zinssätze spiegeln letztendlich nichts anderes als das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wider. Viele Anleger erachten die Bundeswertpapiere weiterhin als „sicher“ und bevorzugen sie deshalb gegenüber volatileren Alternativen – gleichgültig wie gering die Verzinsung auch ausfallen mag. Mit dem Ergebnis, dass sich die „sichere“ Rendite immer weiter von der Inflationsrate entfernt – eine vorprogrammierte Geldvernichtung. Profiteur in dieser Situation ist sicherlich die Bundesrepublik selbst. Verschreckte Anleger flüchten sich in Anlagen der Bundesschuldenverwaltung – elegant umbenannt in Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur GmbH – und ermöglichen damit der Bundesrepublik eine Neuverschuldung fast zum Nulltarif. Nie konnten neue Schulden so billig finanziert werden wie heute.


Fazit

Viele Anleger können sich besonders in volatilen Marktphasen nicht von ihrem vermeintlichen Sicherheitsdenken lösen. Diese Einstellung kommt „sicherheitsorientierten“ Investoren momentan teuer zu stehen - der reale Kaufkraftverlust der festverzinslich angelegten Gelder ist – vor allem auf längere Sicht - immens. Die Risiken überwiegen eindeutig die Chancen.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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