Alt 01.11.17, 15:54
Standard EZB treibt DAX voran!
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Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,

als Anleger und Händler wissen Sie um die Konsequenzen, die eine Ratssitzung der Europäischen Zentralbank für Politik, Finanzmarkt und nicht zuletzt den deutschen Aktiensektor haben kann. Entsprechend aufmerksam verfolgten die Medien schon im Vorfeld jede Äußerung der Verantwortlichen. Ebenfalls typisch war in diesem Zusammenhang, dass sich die Mitglieder des Rats um Draghi auch dieses Mal vorbildlich mit etwaigen Hinweisen zur Entscheidungen zum Leitzinsniveau zurückhielten.

Änderungen beim Zinsniveau kommen zunächst nicht in Frage

Das war tatsächlich keineswegs immer so. In der Vergangenheit war es wiederholt der Präsident selbst, der durch – möglicherweise unüberlegte – Überlegungen mehrfach für Trubel an den Märkten Europas und darüber hinaus gesorgt hatte. Aus Fehlern lernt man bekanntlich, selbst oder vor allem in Expertenkreisen. Und so spekulierten die Analysten, ob nach langem Hin und Her nun endlich das Ende der Nullzinspolitik beendet werden würde. Inzwischen wissen wir, dass die EZB fürs Erste an der bisherigen Richtung festhalten will. Dies mag manchen Beobachter abermals in erster Linie zu einem Kopfschütteln animieren. Aber: den Markt freut es!

Sorgen um Entwicklung wie in den USA scheinen unbegründet

Ein Grund für die Sorgenfalten auf der Stirn manches Aktionärs war wohl das Wissen um mögliche Auswirkungen nach dem Vorbild der US-Notenbank. Als dort vor inzwischen vier Jahren bekannt gegeben wurde, dass man von den bis dato geltenden Anleihekäufen und der damit verbundenen Geldflut Abstand nehmen wird, verloren etliche Aktien regelrecht den Boden unter Füßen und stürzten ab. Mit ihnen logischerweise die Aktiendepots der Anleger, die nicht schnell genug auf die Meldung reagieren konnten. Einstweilen kann die Redewendung „History Repeating“ in Deutschland nicht zum Einsatz kommen.

Kommt nun das Ende des seitwärts verlaufenden DAX?

Zum Glück, denn die Historie des Deutschen Aktienindex (DAX) hatte in der Vergangenheit zum Leidwesen vieler Aktieninhaber gezeigt, dass eine schlechte Nachricht gut und gerne zu einem Abfall des DAX-Kurses um ein paar Hundert Punkte führen kann. Und das Risiko bestand durchaus, zumal sich der wichtigste deutsche Index in den vergangenen Wochen trotz eines zeitweiligen Höhenflugs über die Rekordmarke von 13.000 Punkten weitgehend in einer Seitwärtsbewegung befand. Der Kurs bewegte sich fast durchgehend in einem Kursfenster von lediglich rund 150 Punkten. In solchen Umgebungen können schon kleine finanzpolitische Kurskorrekturen zu erheblichen Kursveränderungen führen.

Entscheidung könnte nur vorläufiger Natur sein

Nun steht fest, dass Europas Währungshüter nichts am Leitzins von Null Prozent ändern möchten. Schlecht für Anleger, die für ihr Geld kaum noch Zinsen bekommen, aber gut für die Wirtschaftslage. Dafür aber möchte die EZB ganz allmählich der Geldschwemme mit immer neuen Milliardensummen ein Ende setzen. Gerade für Deutschland ist dies ein wichtiges Signal. Das Volumen der Wertpapierkäufe für 2018 wird hierzulande vorerst auf 50 Prozent (dann nur noch 30 Milliarden Euro für den Kauf von Wertpapieren wie Staatsanleihen) des derzeitigen Programms zurückgefahren, wie der Rat in der Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung verlautbaren ließ. „Vorerst“ deshalb, weil die Währungshüter durchaus auch gegenteilige Schritte in Betracht ziehen, sollte sich die Lage in Deutschland überraschend deutlich verschlechtern.

EZB-Kaufprogramm zumindest erst einmal ausgebremst

Diese Halbierung für die Zeit von Januar bis September 2018 reicht vielen Experten nicht für einen vermeintlichen Ausstieg aus dem Kaufprogramm der Zentralbank. Schon deshalb, weil das Programm eigentlich dieses Jahres enden sollte. EZB-Präsident Mario Draghi teilte mit, man wolle die Investitionen auf keinen Fall zu schnell stoppen, da man die aktuelle Erholung der Wirtschaft Europa noch nicht als nachhaltig (genug) bewerte. Nun rechnen Ökonomen damit, dass eine mögliche Anhebung vielleicht sogar erst im Jahr 2019 ins Haus stehen könnte. Für Anleger bedeutet dies weiterhin Minizinsen, für Banken geht das Aufbewahren eigenen Kapitals in den Tresoren der Zentralbank nach wie vor mit Strafzinsen (0,4%) einher. Dies könnte nun bedeuten, dass Bankkunden bald bei noch mehr Banken und Kreditinstituten Gebühren für ihre Ersparnisse entrichten müssen.

Ihr Sebastian Hell
Geschäftsführer QTrade
www.qtrade.de
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