Alt 14.01.21, 12:59
Standard „Robuster als man denkt“
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Keine typische Rezession.

Gesellschaftlich befindet sich Deutschland noch immer im flächendeckenden Lockdown, wirtschaftlich betrachtet ist die Lage allerdings robuster, als es viele Marktbeobachter wahrnehmen. Das verarbeitende Gewerbe zeigte zuletzt eine Wachstumsrate von 1,2 Prozent auf Monatssicht, die breit gefasste Industrieproduktion stieg um 0,9 Prozent an – der siebte Monat in Folge mit positiven Vorzeichen.

Tradition oder nicht?

In einer traditionellen Rezession gerät das verarbeitende Gewerbe typischerweise kräftig unter die Räder. In mageren Zeiten fahren die Unternehmen drastische Sparkurse, Lagerbestände werden heruntergefahren, Investitionen und die Produktion werden radikal gekürzt. Diese Situation ist im Anschluss an den Corona-Schock im ersten Quartal 2020 allerdings nicht eingetreten. Für Anleger ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass die wirtschaftliche Kontraktion im Jahr 2020 keine typische Rezession dargestellt hat. Das zügige Comeback im verarbeitenden Gewerbe ist gelungen, da Unternehmen keine Übertreibungen abbauen mussten und gleichzeitig im Rahmen der Lockerungen diverse Nachholeffekte aufgetreten sind.

Der „alte“ Zyklus lebt!

Rein auf das Zahlenwerk bezogen wurden die Märkte im ersten Quartal 2020 von einem „echten“ Bärenmarkt heimgesucht. Bei einem Kursverlust von 34 Prozent im marktbreiten MSCI World Index ist diese Diskussion eigentlich hinfällig. Und dennoch ist es in vielerlei Hinsicht eben realitätsnaher, diese Entwicklung als überdimensionale Korrektur zu interpretieren. Die robusten Zahlen auf fundamentaler Ebene legen den Schluss nahe, dass wir uns in gewissem Sinne in einer Spätphase des wiederaufgenommenen Zyklus befinden. Dies wiederum spricht gegen einen dynamischen Wachstumsanstieg, sobald sich die aktuellen Lockdowns wieder etwas auflösen, sondern eher für ein Umfeld mit langsamem, aber robustem Wachstum. Im nächsten Schritt wird es also wichtig sein, die ersten Anzeichen für eine irrational hohe Erwartungshaltung zu identifizieren.

Wann kommt die Euphorie?

Längst haben die Aktienmärkte eine weitsichtige Haltung angenommen: Sie blicken auf eine Welt nach den Impfstoff-Diskussionen, auf eine stabilisierte Welt mit neuem Chancenreichtum. Neue Allzeithochs in zahlreichen Indizes, bereits heute, sind die logische Folge – und diese wecken bei Anlegern erste Begehrlichkeiten. Das generelle Interesse an der Aktienanlage steigt sukzessive an. Die relative Attraktivität ist angesichts des anhaltenden Niedrigzinsniveaus sozusagen längst etabliert, erzielte Renditen erregen Aufmerksamkeit, heiße Modethemen faszinieren zusätzlich. Es ist dabei völlig natürlich, diverse Hypes in Teilbereichen der Wirtschaft beobachten zu können, allerdings wäre eine breit angelegte Euphorie an den globalen Aktienmärkten ein deutliches Warnsignal! Noch ist diese Situation nicht gegeben, allerdings sind Anleger gut beraten, diese Entwicklung sorgfältig im Auge zu behalten. Bis zur gefährlichen Euphorie gilt es, die dynamischen Renditen im späten Marktzyklus zu genießen.

Fazit

Die Marktstimmung ist in den letzten Wochen und Monaten spürbar optimistischer geworden. Dies ist kein unmittelbares Warnsignal, auch wenn Anleger vom ein oder anderen Hype magisch von der Börse angezogen werden. Für nachhaltig orientierte Anleger gilt weiterhin: Cool bleiben, steigende Kurse im späten Bullenzyklus mitnehmen, stets ein wachsames Auge auf eine mögliche Euphorie werfen und ein gesundes Maß an Vertrauen für die fundamentale Robustheit der Wirtschaft finden.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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