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Gemischte Gefühle.
Mittlerweile haben nahezu alle Unternehmen im US-Aktienindex S&P 500 ihre Zahlen für das vierte Quartal 2022 vorgelegt. Die Anleger reagieren darauf mit gemischten Gefühlen. Im Jahresvergleich gingen die Gewinne um 4,6 Prozent zurück, die Umsätze konnten hingegen um 5,3 Prozent zulegen. Relevant für Anleger ist hierbei vor allem die Frage: Was sagt die Berichtssaison eigentlich über die Funktionsweise der Märkte aus? Sie lehrt uns, dass die Aktienmärkte IMMER in die Zukunft blicken. Skepsis regiert In einem skeptischen Umfeld ist es nicht verwunderlich, dass vor allem die trüben Gewinne für Diskussionen sorgen. Kritische Marktbeobachter sind der Meinung, dass die Mehrheit der Analysten für das vierte Quartal nicht pessimistisch genug war. Dies würde sie dazu veranlassen, ihre nachfolgenden Schätzungen weiter zu senken und damit die Aktienmärkte auf eine weitere Talfahrt zu schicken. Die Theorie, dass viele Analysten ihre Schätzungen herabstufen werden, könnte sich durchaus als richtig erweisen. Allerdings ist die Behauptung, dass den Aktienmärkten dadurch weiteres Ungemach droht, keine belastbare These. Dies würde bedeuten, dass die Aktienmärkte es bisher versäumt haben, die Schwachpunkte bei der Gewinnentwicklung einzupreisen. Die zuletzt erzielten Renditen sprechen jedoch eine andere Sprache. Erst die Aktien, dann die Gewinne Der S&P 500 wurde bereits im Jahr 2022 in Mitleidenschaft gezogen, der Rückgang von 24,5 Prozent zwischen Januar und Oktober ging sozusagen dem Gewinnrückgang voraus. Nach dem gleichen Muster begannen die Bärenmärkte in den Jahren 2000, 2007 und 2020 zeitlich vor der offiziellen Bekanntgabe der ersten Gewinnrückgänge. In der Regel enden Bärenmärkte auch erst dann, bevor die Gewinne ihren Abwärtstrend offiziell beendet haben. Aktienmärkte blicken nach vorne und sind dementsprechend in jeder Situation dem Bild zeitlich voraus, welches durch rückwärtsgerichtete Daten gezeichnet wird. Die Aufschlüsselung der Gewinne im vierten Quartal 2022 nach Sektoren verdeutlicht die zukunftsorientierte Ausrichtung der Aktienmärkte. Die größten Gewinnrückgänge waren bei Kommunikationsdiensten, zyklischen Konsumgütern, Grundstoffen und Technologie zu beobachten. Welche drei Sektoren wurden in der Abwärtsphase des S&P 500 am meisten in Mitleidenschaft gezogen? Kommunikationsdienste, zyklische Konsumgüter und Technologie. Grundstoffe entwickelten sich etwas stabiler, da aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges eine Rohstoffverknappung vermutet wurde. Als sich die Ängste jedoch als überzogen herausstellten, hinkten Grundstoffe zeitverzögert hinterher. In allen vier Fällen kann man also mit Fug und Recht behaupten, dass die Märkte sinkende Erträge frühzeitig eingepreist haben. Auf der anderen Seite boomten die Gewinne im Energiesektor im vierten Quartal – eine Bestätigung für den Höhenflug, den Energieaktien im ersten Jahr größtenteils erlebten. Auch für die verbleibenden Sektoren ist die Tendenz gültig, dass die Gewinne die zuvor erlebte Entwicklung am Aktienmarkt widerspiegeln. Fazit In Anbetracht der zahlreichen Belege dafür, dass die Aktienmärkte der Berichtssaison „vorangehen“, ist die Gewinnentwicklung als Indikator für die anstehende Entwicklung der Aktienmärkte unbrauchbar. Aktienmärkte blicken nach vorne und preisen die wahrscheinliche Zukunft der nächsten drei bis 30 Monate ein. Und solange der „Pessimismus des Unglaubens“ die Anlegerstimmung beeinflusst, werden die Aktienmärkte weiterhin Rückenwind in der Form von positiven Überraschungen erhalten. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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