Alt 29.10.20, 16:08
Standard EZB steht bereit - Börsen stabilisieren sich
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FRANKFURT (Dow Jones)--Am Donnerstagnachmittag notieren die europäischen Aktienmärkte nach zwischenzeitlichen Verlusten fester. Den stützenden Impuls lieferte die Europäische Zentralbank (EZB). Zunächst hatte sie, wie erwartet, die Leitzinsen als auch die Wertpapierkaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance bestätigt. Mit der Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Wirtschaft schneller als erwartet an Schwung verliere, kamen zunächst einmal Verkäufe an die Börse.

Doch in der Folge machte Lagarde klar, dass die EZB bereit stehe. Sie stellte ein umfassendes geldpolitisches Unterstützungsprogramm in Aussicht. "Wenn wir sagen, wir rekalibrieren unsere Instrumente, dann meinen wir alle Instrumente", sagte Lagarde. Die EZB werde herausfinden, was die optimale Art sei, das eine oder andere Instrument einzusetzen. "Wir werden an der Dauer und am Volumen arbeiten und an der Attraktivität", sagte sie.

"Vermutlich werden sämtliche Kaufprogramme aufgestockt", erwartet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Bis Dezember werde die EZB allerdings die Hände nicht in den Schoss legen. Ein Vorziehen der Anleihekäufe innerhalb des PEPP sei sehr wahrscheinlich. Damit könne das monatliche Kaufvolumen zwischenzeitlich hochgefahren werden. Der Euro kam mit den taubenhaften Aussagen unter Druck und fiel auf ein Einmonatstief. Er lieferte damit ebenfalls Unterstützung für den Aktienmarkt.

Die angekündigten Lockdowns in Deutschland und Frankreich sowie die damit verbundenen Risiken für die Wirtschaft belasten weiterhin übergeordnet das Sentiment, daran dürfte sich in den kommenden Tagen nichts ändern. Der DAX legt um 1,1 Prozent auf 11.681 Punkte zu. Der Euro-Stoxx-50 notiert 0,5 Prozent im Plus bei 2.978 Punkten.

Nokia brechen ein

Daneben nimmt die Berichtssaison weiter an Fahrt auf. Leicht unter den Erwartungen liegen die Geschäftszahlen der Credit Suisse (minus 4 Prozent). Die Bank hat für das dritte Quartal einen Nettogewinn von 546 Millionen Franken ausgewiesen, das sind 38 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Analysten hatten laut einem von der Bank zusammengestellten Konsens mit 562 Millionen Franken gerechnet.

Für Standard Chartered geht es an der Londoner Börse um 6,7 Prozent nach unten. Der operative Gewinn ist wegen hoher Rückstellungen im dritten Quartal eingebrochen.

Deutsche Börse verlieren 0,3 Prozent. Die Drittquartalszahlen bewegen sich zwar im Rahmen der Erwartungen. Allerdings hat der Börsenbetreiber das Erreichen des Gewinnziels für das laufende Jahr von einer höheren Handelsaktivität im vierten Quartal abhängig gemacht.

Nokia brechen um 19 Prozent ein. Das Unternehmen hat die erst Ende Juli angehobene Prognose wieder gesenkt. Der finnische Mobilfunknetzausrüster rechnet für 2020 nun mit einem Mittelwert von 23 Cent Gewinn je Aktie und 9,0 Prozent bereinigter operativer Marge. Das sind beim Gewinn 2 Cent und bei der Marge 0,5 Prozentpunkt weniger als zuletzt.

Royal Dutch Shell überzeugt - OMV mau

Sehr gut kommen Geschäftszahlen und vor allem Aussagen zur Dividendenpolitik bei Royal Dutch Shell an. "Das sieht alles besser als bei BP aus", sagt ein Händler. Vor allem die adjustierten Kennziffern auf CCS-Basis hätten die Erwartungen deutlich übertroffen, der Verlust des Fördergeschäfts konnte ausgeglichen werden. Die Dividende soll um 4 Prozent erhöht werden. Die Aktie legt um 4,9 Prozent zu.

"Sehr mau" seien die Geschäftszahlen des österreichischen Energiekonzerns OMV ausgefallen, heißt es im Handel. Dabei habe weniger die Coronakrise Schuld daran, sondern der lange Verfall der Ölpreise, von dem OMV abhängiger sei als BP und Shell. OMV verlieren 0,7 Prozent.

Laut NordLB überzeugt Volkswagen nach dem katastrophalen zweiten Quartal mit einem guten dritten Vierteljahr. Die Markterwartungen seien klar übertroffen worden. VW gewinnen 2,9 Prozent.

Aixtron enttäuscht

Positiv überrascht zeigt man sich im Handel bei den Geschäftszahlen von Wacker Chemie (plus 4,4 Prozent). Einen Umsatz- und Gewinnanstieg gegenüber dem Vorquartal habe man nicht unbedingt auf dem Radar gehabt, auch wenn das Niveau natürlich wegen Corona deutlich niedriger als im Vorjahr sei, sagt ein Händler.

Aixtron brechen um 16,4 Prozent ein. Der Umsatz im dritten Quartal liegt mit 64,1 Millionen Euro etwa 10 Prozent unter den Erwartungen. Der Auftragsbestand ist allerdings kräftig gewachsen. Nemetschek gewinnen dagegen 12,9 Prozent. "Die Zahlen sind gut, und den Ausblick hat das Unternehmen angehoben", sagt ein Börsianer. Nemetschek rechnet nun mit einem Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich statt mindestens auf Vorjahreshöhe und mit einer EBITDA-Marge von 28 bis 29 statt über 26 Prozent.

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October 29, 2020 11:30 ET (15:30 GMT)

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