Alt 27.10.20, 12:53
Standard Stabilisierung - Aber Wall Street muss nachziehen
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FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den Abgaben zum Wochenstart verändern sich die Indizes an den großen europäischen Börsen am Dienstagmittag nur noch wenig. Der DAX kann sich mit einem geringen Minus von 0,1 Prozent auf 12.161 Punkte knapp behaupten, der Euro-Stoxx-50 liegt knapp 0,2 Prozent im Minus bei 3.099 Punkten. Nach den starken Abschlägen um knapp 1.000 Punkte innerhalb von nur sieben Handelstagen gilt der DAX nun als überverkauft, das ruft nun erste Schnäppchenjäger auf den Plan. Zudem ist er an einer starken Unterstützungszone angekommen - bei 12.126 Punkten verläuft die 200-Tagelinie.

Allerdings werden deutlicher steigende Kurse bisher zum Ausstieg genutzt, so in den ersten Handelsminuten. Während die Diskussion am Gesamtmarkt weiterhin von Covid-19 beherrscht wird, liefert für die Einzelwerte einmal mehr die Berichtssaison die Impulse.

Entscheidend für den Verlauf wird nun sein, ob sich auch an Wall Street eine Stabilisierung durchsetzt. Neben der Pandemie steht dort auch die Präsidentschaftswahl im Blick. Normalerweise gibt es im Vorfeld eine Wahlrally, und ganz aufgeben wollen Beobachter die Hoffnung darauf trotz des schwachen Wochenauftakts noch nicht.

Die Signale der Weltwirtschaft zeigen sich indes ohne klaren Trend: In Südkorea stieg das BIP im dritten Quartal noch stärker als erhofft. In China nahm dagegen das Momentum der Industriegewinne deutlich ab. Per Saldo seien keine klaren Vorlagen für die weitere Wirtschaftsentwicklung zu erkennen, heißt es im Handel.

Bei den Branchen ist die Tendenz uneinheitlich. Während Industrie-Titel, Einzelhandelsaktien und die Papiere der Autohersteller nachgeben, ziehen Bankenwerte an - Technologieaktien können sich erholen.

HSBC und Santander nach Zahlen gesucht

Der europäische Branchenindex der Banken legt um 1,2 Prozent zu. Die Drittquartalszahlen von HSBC (plus 6,7 Prozent) sind besser als erwartet ausgefallen. Hauptgrund dafür waren geringere Rückstellungen, auch sind die Kosten niedriger als im Vorfeld geschätzt ausgefallen. Die Nettozinseinnahmen liegen ebenfalls leicht über der Prognose. Positiv hebt die Citigroup auf die harte Kernkapitalquote hervor, die mit 15,6 Prozent 80 Basispunkte über dem Konsens liegt.

Positiv werden auch die Geschäftszahlen von Banco Santander gesehen, für die Aktie geht es in Madrid um 4,3 Prozent nach oben. Das Handelsgeschäft konnte deutlich zulegen, die Zinserträge gingen weniger zurück als befürchtet und die Kostenbasis konnte drastisch gesenkt werden. Der Einnahmenrückgang wurde von den Kostensenkungsmaßnahmen aufgefangen, daher erwartet Santander trotz Corona-Krise für das Gesamtjahr 2020 einen bereinigten Gewinn um 5 Milliarden Euro.

Prosus profitiert von Ant-Börsengang

Prosus gewinnen 2 Prozent. Stützend wirkt ein sich abzeichnender positiver Börsengang für die Tencent-Tochter Ant Group. Der IPO könnte sogar noch größer als der von Saudi Aramco ausfallen. Prosus hält eine große Beteiligung an Tencent, die laut Equita mehr als 80 Prozent des Nettovermögenswertes von Prosus ausmacht. Angesichts des geschätzten Bewertungmultiples für Ant Group sehen die Analysten Bewertungsspielraum bei Prosus von mehr als 10 Prozent.

Plattner kauft für eine Viertelmilliarde SAP-Aktien

Bei den Technologie-Aktien können sich SAP um 3,3 Prozent erholen. Die Unternehmensführung hat den beispiellosen Kursrutsch vom Montag zum Kauf genutzt. An der Spitze steht dabei der Aufsichtsratsvorsitzende und Mitgründer Hasso Plattner, der über die Hasso Plattner Single Asset GmbH & Co KG für knapp 249 Millionen Euro Aktien zu einem durchschnittlichen Preis von 101,03 Euro gekauft hat.

Die mögliche Milliarden-Übernahme von Xilinx durch AMD spielt dagegen in Europa noch keine Rolle. STMicro, Infineon und ASML bewegen sich nur wenig. AMD bietet rund 35 Milliarden Dollar in einem reinem Aktien-basierten Angebot. Per Vortagsschluss entspricht dies 143 Dollar für jede Xilinx-Aktie. Xilinx springen vorbörslich um 11 Prozent nach oben, AMD geben 3,6 Prozent ab.

Capgemini wiederum gewinnen 3,5 Prozent. Der Rückgang des organischen Umsatzwachstums ist mit 3,6 Prozent geringer ausgefallen als erwartet. Die Konsensschätzung lag bei minus 4,7 Prozent. Stützend wirkt auch der Ausblick: Das Unternehmen geht davon aus, dass sowohl Wachstum als auch die operative Marge über der Mitte der bisherigen Spanne ausfallen werden. Die Citigroup rechnet mit einer Anpassung der Marktschätzungen für das laufende Jahr nach oben.

Bei den Autozulieferern steigen Schaeffler um 1 Prozent. Schaeffler hat im dritten Quartal zwar erneut weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum verbucht. Der Autozulieferer schrumpfte jedoch nicht mehr so schnell wie im Vorquartal, und beim Ergebnis zeigten sich deutlich positive Tendenzen. Stützend wirkte dabei eine stärkere Auto-Produktion über den Sommer. Die vielbeachtete EBIT-Marge in der Sparte Automotive OEM stieg auf 8,3 Prozent, die Citigroup hatte nur mit 6 Prozent gerechnet.

Novartis wird optimistischer

Der Pharmakonzern Novartis hat seine Jahresprognose für das operative Kernergebnis nach einem soliden dritten Quartal angehoben. Der Konzern erwartet beim operativen Kernergebnis im Gesamtjahr 2020 eine Steigerung im niedrigen zweistelligen Prozentbereich bis mittleren Zehnprozentbereich im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor war Novartis von einer Zunahme des operativen Kernergebnisses im niedrigen zweistelligen Prozentbereich ausgegangen. Die Aktie notiert trotzdem 1,2 Prozent schwächer. Dagegen legen andere Pharmatitel wie Roche und Astrazeneca zu.

BP legen gegen zumeist im Minus notierenden Markt um 0,8 Prozent zu. Die Geschäftszahlen des Ölriesens zum dritten Quartal sind nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallen. BP habe die erste Verluststrecke in einem Jahrzehnt von zwei negativen Quartalen hintereinander vermeiden können, sagt Michael Hewson von CMC Markets. Der Umbau des Konzerns dürfte Anlegern aber noch lange viel Geduld abfordern.

Auf ein positives Echo stoßen die Drittquartalszahlen von Rational (plus 3,6 Prozent) im Handel. Diese sind sowohl auf der Umsatz- wie auch der Ergebnisseite über den Schätzungen ausgefallen. Einen Ausblick auf 2020 traut sich das Unternehmen allerdings nicht zu. Wie Baader in ihrem Ausblick anmerkt, ist das vierte Quartal traditionell das wichtigste für Rational.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 27, 2020 08:11 ET (12:11 GMT)

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