Alt 26.10.20, 21:34
Standard Corona-Ängste drücken Aktien massiv nach unten
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NEW YORK (Dow Jones)--Drohende Lockdown-Maßnahmen und schwindende Hoffnungen auf ein Konjunkturpaket in den USA haben die Wall Street am Montag tief ins Rote gedrückt. Auch an den europäischen Börsen standen die Indizes unter massivem Abgabedruck. Die neue Coronawelle scheint in Teilen Europas außer Kontrolle zu geraten. Vor allem in Spanien, Frankreich und Italien drohen flächendeckende Abriegelungsschritte zur Eindämmung der Pandemie. Diese würden die Konjunktur in Europa abwürgen und dürften auch in den USA den Prozess der ökonomischen Erholung mindestens verlangsamen.

Doch auch aus den USA selbst kamen beunruhigende Informationen: Gut eine Woche vor der Präsidentschaftswahl ist im Land ein neuer Rekordwert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Händler sprachen von besorgniserregenden Schlagzeilen. "Die Fähigkeit das Virus aktuell zu bekämpfen steht sehr in Frage und es ist eine Frage der Politik", sagte Chefstratege Steven Wieting von . Citi Private Bank. Es könne Monate dauern, bis sich in Washington etwas tue, und dies mache die Anleger nervös.

Der Dow-Jones-Index verlor 2,3 Prozent auf 27.685 Punkte, der S&P-500 sackte um 1,9 Prozent ab. Für den Nasdaq-Composite ging es um 1,6 Prozent nach unten. Dabei gab es insgesamt 336 (Freitag: 1.913) Kursgewinner und 2.755 (1.126) -verlierer. Unverändert schlossen 50 (80) Titel. Alle Branchen zeigten sich mit Abgaben, am besten schnitten die defensiven Versorger ab.

Das angesichts dieser Meldungslage dringend benötigte Konjunkturpaket in den USA kam weiterhin nicht voran. Kongress und Weißes Haus konnten sich bislang nicht einigen. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, sah derweil zwar noch immer Chancen auf das Zustandekommen eines mehrheitsfähigen Kompromisses für ein Stimulus-Paket vor den Wahlen, kritisierte aber die republikanische Gegenseite und bereitete die Öffentlichkeit auf ein Scheitern der Gespräche vor. "Wir haben Zweifel, dass eine überzeugende Abmachung vor den Wahlen gefunden wird. Denn die Zeit rennt", sagte Marktstratege Luc Filip von SYZ Private Banking.

Tourismusaktien unter Druck

Die Hasbro-Aktie sauste um 9,5 Prozent abwärts. Zwar hat der Spielwarenkonzern starke Drittquartalszahlen vorgelegt. Doch wegen der anhaltenden Corona-Pandemie zeigten sich Anleger skeptisch für die weiteren Aussichten. Im Lauf des Jahres litt Hasbro bereits unter Ladenschließungen, Problemen mit der Lieferkette und verzögerten Filmstarts.

Tourismuswerte gehörten erneut zu den stark abverkauften Titeln, so fielen die Aktien der Kreuzfahrtgesellschaften Carnival und Royal Caribbean um bis zu 9,6 Prozent. United Airlines verloren 7 Prozent und Marriott International 5,6 Prozent.

Die Oracle-Aktie litt unter dem schwachen Ausblick des deutschen Wettbewerbers SAP, dessen Aktie gut 20 Prozent abstürzte. Oracle verloren im Schlepptau 4 Prozent. Teilnehmer sagten, der Rückschlag belege, dass die Anleger die SAP-Probleme vor allem als hausgemacht ansehen, sonst hätte Oracle deutlicher verloren.

Solarwinds drehten nach Gewinnen zum Start um 1,2 Prozent nach unten. Zunächst stützte noch die Mitteilung des Softwarentwicklers, das Unternehmen Sentryone zu übernehmen, um damit seine Kapazitäten auszubauen. MYR Group stiegen nach der Nachricht über die Ermächtigung seitens des Boards zum Rückkauf eigener Aktien um 0,3 Prozent.

Dollar, Gold und Renten gefragt

Am Devisenmarkt zog der WSJ-Dollarindex um 0,3 Prozent an. Der Greenback präsentierte sich in ganzer Breite stark, weil er angesichts der zunehmend außer Kontrolle zu geraten scheinenden Corona-Pandemie als sicherer Hafen gesucht war. Der Euro bekam zudem etwas Gegenwind von einem unerwartet schwachen Ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland. Die Gemeinschaftswährung fiel auf 1,1809 Dollar nach Wechselkursen oberhalb von 1,1860 am Freitagabend.

Die Ölpreise bewegten sich auf Dreiwochentiefs. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI sank zum Settlement um 3,2 Prozent auf 38,56 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent notierte im späten Geschäft ebenfalls um 3,2 Prozent tiefer bei 40,42 Dollar. Die erneute Abriegelung ganzer Volkswirtschaften in der Corona-Pandemie oder auch in Teilen dürfte die Nachfrage massiv drücken, hieß es im Handel. Ein Waffenstillstand in Libyen dürfte zudem zu steigenden Förderquoten dort führen. Analysten rechnen mit einer Angebotssteigerung von rund 500.000 Fass täglich innerhalb der kommenden vier Wochen.

Der Goldpreis legte mit den düsteren Konjunkturaussichten trotz steigender Dollarkurse zu. Der Preis für die Feinunze zog um 0,5 Prozent auf 1.902 Dollar an. Mit der gestiegenen Risikoscheu stießen auch US-Rentenpapiere auf Kaufinteresse. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank im Gegenzug um 3,8 Basispunkte auf 0,80 Prozent.

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October 26, 2020 16:10 ET (20:10 GMT)

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