Alt 21.03.19, 20:51
Standard Gewinne im Sog sehr fester Technologieaktien - Apple 4% fester
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NEW YORK (Dow Jones)--Mit etwas Verspätung haben die Börsianer an der Wall Street am Donnerstag die Steilvorlage der US-Notenbank vom Vortag aufgegriffen. Klarer Tagesfavorit war der Technologiesektor, wohingegen Bankaktien erneut verkauft wurden. Zwar seien taubenhafte Fed-Aussagen erwartet worden, doch "sie waren noch etwas taubenhafter als gedacht", sagte Brian Jacobsen, Senior Investment Stratege bei Wells Fargo Asset Management.

Rückenwind kam daneben von guten Konjunkturdaten vom Tage. Sie drängten zugleich in den Hintergrund, dass die US-Notenbank auch die US-Wachstumsprognose gesenkt hatte.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,8 Prozent auf 25.963 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 1,1 Prozent nach oben, während die technologielastigen Nasdaq-Indizes deutlicher um bis zu 1,5 Prozent vorankamen.

Umgesetzt wurden an der NYSE 868 (Vortag: 922) Millionen Aktien. Dabei standen den 2.105 (1.302) Kursgewinnern 834 (1.619) -verlierer gegenüber, während erneut 98 Titel unverändert schlossen.

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch eine längere Zinspause in Aussicht gestellt. Während die Prognose im Dezember noch zwei Zinsschritte vorsah, ist jetzt 2019 keiner mehr geplant. Zudem sendete sie für den laufenden Abbau ihrer seit den Anleihekäufen massiv aufgeblähten Bilanz ebenfalls ein geldpolitisches Lockerungssignal.

"Die Sorge der Fed um die Konjunktur dürfte wahrscheinlich bedeuten, dass sie übermäßig vorsichtig sein wird damit, den Kurs wieder zurückzustellen in Richtung Straffung, selbst wenn wir im zweiten Quartal starke Wirtschaftsdaten zu sehen bekommen", kommentierte Analyst Edward Moya von Oanda.

Streaming-Fantasie um Apple - Micron-Aussagen stützen Chip-Sektor

Schlusslicht am Aktienmarkt waren wieder Bankaktien und Papiere aus dem Finanzsektor. Sie wurden von der Aussicht auf ein weiter erhalten bleibendes Niedrigzinsumfeld gebremst. Das engt die Zinsmargen der Geldinstitute ein im Kreditgeschäft. Außerdem schmälert es die Erträge von Anlagen in Zinspapieren. Der S&P-500-Bankenindex verlor 1,5 Prozent.

Ganz anders der Halbleitersektor. Dessen Index legte um 3,1 Prozent zu und war damit Spitzenreiter. Zum einen profitierte der Technologiesektor ganz allgemein von der Aussicht auf weiter niedrige Zinsen, zum anderen gab es positive Branchennachrichten. Micron Technologies schossen um 9,7 Prozent nach oben. Der Chiphersteller hatte gute Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgelegt und will zum Abbau des Überangebots seine Chip-Produktion zurückfahren. Die Aussicht auf ein geringeres Angebot werde dazu führen, dass sich die Preise für Chips erholen, folgerten Analysten. AMD gewannen 8,6 und Intel 1,5 Prozent.

Im Fokus stand aber die Apple-Aktie, für die es um 3,8 Prozent auf 195,28 Dollar nach oben ging, gestützt von einer "Strong Buy"-Empfehlung der Analysten von Needham nach zuvor "Buy". Sie erhöhten zugleich das Kursziel auf 225 von 180 Dollar. Bei Wedbush lautet das Kursziel nun auf 215 nach zuvor 200 Dollar. Beide Häuser sehen Potenzial für Apple aus dem neuen Video-Streamingangebot, das der iPhone-Hersteller in der kommenden Woche vorstellen will.

Facebook hinkten mit einem mageren Plus von 0,4 Prozent im Technologiesegment hinterher, nachdem eine neuerliche Sicherheitspanne bekannt geworden war.

Die Biogen-Aktie stürzte dagegen um gut 29 Prozent ab auf 226,88 Dollar. Das Biotechnologieunternehmen und der japanische Pharmahersteller Eisai haben eine Studie zu einem Alzheimer-Präparat kurz vor dem Ziel abgebrochen. Nach dem Fehlschlag gebe es nicht mehr viel in der Medikamentenpipeline von Biogen, so die Analysten von Mizuho. Sie senkten daher ihr Kursziel drastisch auf 235 von 416 Dollar. Die Eisai-ADR brachen um rund 33 Prozent ein.

Fulminante Rückkehr: Levi-Kurs startet 30 Prozent über Ausgabekurs

Fulminant gestaltete sich die Börsenrückkehr des traditionsreichen Jeans-Herstellers Levi Strauss. Wurde der Ausgabepreis angesichts starker Investorennachfrage im Vorfeld schon von 14 bis 16 auf 17 Dollar erhöht, lag der erste Kurs schon bei 22,22 Dollar. Das entsprach einem Gewinn für Erstzeichner von über 30 Prozent. Zuletzt ging die Aktie mit 22,41 Dollar noch höher um. Levi wurde zum Börsengang damit mit rund 6,6 Milliarden Dollar bewertet.

Der Kurs des Bekleidungsherstellers Guess rutschte um über 12 Prozent ab. Das Unternehmen hatte im vierten Quartal deutlich schlechter abgeschnitten als erwartet. Nike notierten im Vorfeld der Vorlage des Quartalsergebnisses nach Handelsende 1,5 Prozent im Plus und lagen damit nur knapp unter dem jüngsten Allzeithoch.

Dollar erholt - Pfund weiter im Brexit-Sog

Der Dollar holte seine Vortagesverluste wieder auf, der Dollarindex zog um rund 0,7 Prozent an. Neben den guten Konjunkturdaten vom Tage profitierte der Greenback als sicherer Hafen von der Entwicklung in Sachen Brexit.

Das Pfund Sterling stand nämlich zugleich weiter unter Druck wegen eines nun doch wieder drohenden harten Brexit. Laut Medienberichten wird die EU die Bitte der britischen Premierministerin Theresa May um eine Verschiebung des Brexits auf Ende Juni ablehnen. Sie will einen Austritt spätestens zum 22. Mai, vor der Europawahl. Zudem müsse das britische Unterhaus den von May mit der EU ausgehandelten Austrittsvertrag erst noch billigen. Zuletzt kostete das Pfund 1,3095 Dollar, nach einem Tageshoch von 1,3227 und einem Tagestief knapp über 1,30.

Die Ölpreise kamen nach den kräftigen Vortagesgewinne etwas zurück. Ein unerwartet starker Rückgang der US-Ölvorräte hatte sie auf Viermonatshochs getrieben. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI sank um 0,6 Prozent auf zuletzt 59,88 Dollar.

Am Anleihemarkt wurden die Vortagesgewinne ebenfalls verteidigt angesichts der angekündigten Zinspause und Spekulationen über möglicherweise sogar bald fallende Zinsen. Die Zehnjahresrendite lag weiter bei 2,53 Prozent. Der Goldpreis profitierte zunächst weiter vom Niedrigzinsausblick und stieg bis auf 1.320 Dollar. Im Verlauf fiel er aber zurück, belastet auch vom steigenden Dollar, und lag zuletzt bei 1.309.

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March 21, 2019 16:12 ET (20:12 GMT)

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