Alt 14.12.09, 15:25
China -Droht eine gigantische Blase?
Beitrag gelesen: 1099 x 

Die Niedrigzinspolitik der USA stellt China vor ein großes Dilemma, denn der chinesische Yuan ist seit Juli 2008 wieder an den US-Dollar gekoppelt. Droht nun wie in der letzten Yuan-Aufwertungsphase (2005 - Mitte 2008) eine gigantische Blase?

Treue Leser des Emerging Marktes Trader erinnern sich daran, dass die chinesische Zentralbank im ersten Halbjahr von 2008 die Kontrolle über die Zuflüsse von „heißem“ Anlagekapital verlor. Obwohl die Exportkrise des Landes damals schon begonnen hatte explodierte die Wachstumsrate der Fremdwährungsreserven in China auf unglaubliche 943,3 Mrd. USD pro Jahr.

Der Grund war die schleichende und gezielte Yuan-Aufwertung. Sie erreichte damals gegenüber dem USD ein Tempo von mehr als 10% p.a. und es herrschte nahezu vollständige Sicherheit, dass der Yuan gegenüber dem USD entweder weiter zulegen oder zumindest stabil bleiben wird. Anleger die zinsgünstig einen USD-Kredit aufnahmen konnten daher das Geld zu einem Zinssatz von über 4% in China anlegen und erhielten eine nahezu sichere „Zinsmarge“ plus die höchst ertragreichen Währungsgewinne. Das erschreckende an der damaligen Entwicklung: Obwohl dieser „Carry Trade“ durch strenge Kapitalverkehrskontrollen offiziell nicht möglich sein sollte fanden hunderte Milliarden USD über Umwege (z.B. Hongkong) genau für diesen Zweck einen Weg in das Reich der Mitte.

Kollaps geradeso verhindert?

Gewünscht war diese Entwicklung von der Zentralbank natürlich nicht, denn jeder „heiße Dollar“, der so ins Land getrieben wurde, musste gegen Yuan eingetauscht werden und dies führte wiederum zu einer Erhöhung der Geldmenge. Da Leitzinserhöhungen nur noch mehr Carry Trader angelockt hätten musste Peking den Bankensektor folglich anderweitig an harte Ketten legen. Durch zahlreiche Zwangsverordnungen wurde die Vergabe von Krediten immer weiter erschwert, bis die einheimischen Banken zwischenzeitig fast 30% (!) ihrer Einlagen bei der Zentralbank hinterlegten.

Ironischerweise durchbrach der Ausbruch der globalen Finanzkrise den Teufelskreis (S. Grafik) bevor es zu einem Kollaps des chinesischen Währungsregime kommen konnte: Da die Liquidität weltweit schlagartig austrocknete und „US-Dollars“ panisch „nach Hause geholt wurden“ fehlte dem „Carry Trade“ plötzlich die Nahrung.

Rückkehr des Carry Trades mit größerer Wucht?

Die neue Ära dauerte leider nicht Lange: Im dritten Quartal hat China den Teufelskreis mit geschätzten „Hot Money Zuflüssen“ von 88 Mrd. USD nicht nur wieder betreten, sondern der Kreislauf droht sich auch noch zu beschleunigen. Wer heute Geld nach China schafft kann den „Yuan Carry Trade“ mit einem USD-LIBOR von nur 0.26%, also wesentlich günstiger wie vor 2 Jahren, finanzieren!

Sollte die chinesische Zentralbank, wie es viele Beobachter für Anfang 2010 erwarten, die graduelle Aufwertung des Yuans wieder aufnehmen so rechne ich damit, dass dies wie in der Vergangenheit den Zufluss an „heißen“ Anlagegeldern zusätzlich beschleunigt.

Wird sich eine gigantische Blase bilden?

Ungünstiger könnte der Moment hierfür kaum sein, denn der von seinen schweren Ketten befreite Bankensektor genießt heute seine neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen. So vergaben chinesische Banken in den ersten 9 Monaten des Jahres 2009 Kredite in Höhe von umgerechnet 1,27 Billionen USD bzw. 50% des BIPs!

Da man den Banken die Ketten so schnell wie sie im Zuge der globalen Finanzkrise gelöst wurden nicht wieder anlegen kann rechne ich damit, dass es mittel- bis langfristig unweigerlich zu neuem Inflationsdruck und der Bildung von Spekulationsblasen kommen wird.

Mein Fazit: Die enge Bindung des Yuans an den US-Dollar wird durch die Quantitative Easing Politik der FED zusätzlich in Frage gestellt, denn gigantische Kapitalzuflüsse drohen die ohnehin heißen Kapitalmärkte in China zusätzlich anzufeuern. Profiteure der zu expansiven Geldpolitik werden zumindest vorrübergehend chinesische Aktien und Immobilien sein, denn genau dies sind die Bereiche in denen sich Spekulationsblasen am ehesten bilden. Noch befindet sich eine solche Blase übrigens bestenfalls in der Entstehungsphase, denn chinesische Aktienbewertungen sind immer noch weit von den Werten entfernt, als ich Sie im Oktober 2007 an dieser Stelle vor einem „Olympiacrash in China“ warnte.

Erfolgreiche Investments in den Boom-Märkten der Zukunft wünscht Ihnen

Ihr
Florian Schulz
Chefredakteur Emerging-Markets-Trader
http://www.emerging-markets-trader.de
__________________
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Emerging-Markets-Trader die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 07:37 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]