Alt 12.07.19, 21:49
Standard Optimisten dominieren und sorgen für Rekorde
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Freitag einmal mehr Stärke gezeigt. Während die Anleger in Europa zaghaft agierten, stiegen alle drei großen US-Indizes auf Rekordhochs, wobei sie zudem zu Handelsschluss ihr Tageshoch erklommen. Getrieben wurden die Märkte von der Aussicht auf eine fortgesetzt lockere Geldpolitik der großen Notenbanken, allen voran der Fed. Deren Chef Jerome Powell hatte in seiner Anhörung vor dem US-Kongress eine Zinssenkung noch im Juli signalisiert, und auch das Protokoll der jüngsten EZB-Sitzung deutete auf die Bereitschaft zu weiteren geldpolitischen Lockerungen hin.

Der Dow-Jones-Index schloss 0,9 Prozent höher bei 27.332 Punkten. Der S&P-500 stieg um 0,5 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,6 Prozent. Dabei wurden 1.959 (Donnerstag: 1.400) Kursgewinner und 996 (1.542) -verlierer gesehen, unverändert schlossen 73 (86) Titel.

Am Freitag hat Charles Evans, Präsident der Fed von Chicago, die taubenhafte Sicht von Powell nochmals bekräftigt. Evans, stimmberechtigtes Mitglied im Offenmarktausschuss, sagte, er sei "nervös wegen der Inflation" und es benötige möglicherweise "eine Reihe von Zinssenkungen" um die Teuerung über 2 Prozent heben zu können. Er erwähnte auch das nachlassende Wachstum im Ausland sowie die Handelskonflikte und rechnet mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr.

An Evans' Sicht konnten auch die neu publizierten Erzeugerpreise nichts ändern. Sie wiesen zwar einen kleinen Anstieg um 0,1 Prozent auf, während Volkswirte mit stagnierenden Preisen gerechnet hatten. In der Kernrate wurde ein Anstieg um 0,3 statt der prognostizierten 0,2 Prozent verzeichnet. Doch an der grundsätzlichen Erwartung, dass die Fed die Zinsen senken werde, dürften die Daten nach Überzeugung von Beobachtern aber nichts ändern.

Marktbreite steigt

Am Donnerstag war der Dow-Jones-Index erstmals über 27.000 Punkte gestiegen, befeuert von einem Kurssprung der schwergewichteten Unitedhealth-Aktie. Diese gehörte auch am Freitag zu den führenden Gewinnern im Index und profitierte mit einem Plus von 1,8 Prozent erneut von einer gesundheitspolitischen Entscheidung der US-Regierung.

Dagegen standen Pharmawerte erneut unter Druck. Am Vortag hatte eine Sprecherin des US-Präsidenten nochmals betont, dass dieser nach wie vor deutlich niedrigere Preise anstrebe. Präsident Trump hat die Pharmaindustrie wiederholt scharf wegen ihrer Preispolitik angegriffen. Merck verloren 1,6 Prozent.

Johnson & Johnson sackten sogar um 4,2 Prozent ab, weil hier noch etwas anderes drückte: Einem Medienbericht zufolge untersucht das Justizministerium, ob der Konzern die Wahrheit zu den Krebsrisiken seines Talkumpuders gesagt hat. Es gebe keine neuen Entwicklungen, teilte der Konzern mit.

Auffallend war, dass einige bislang zurückgebliebene Aktien im Dow nun Favoriten waren, so etwa Caterpillar (+3,3 Prozent), Intel (+2,7 Prozent) oder 3M (+2,5 Prozent). Damit verbesserte sich die Marktbreite.

Facebook legten 1,8 Prozent zu. Die Federal Trade Commission plädiert in der Angelegenheit um die Verletzung von Persönlichkeitsrechten für eine Zahlung von 5 Milliarden Dollar, wie von einer informierten Person zu hören war.

Für die Ford-Aktie ging es um 2,9 Prozent nach oben. Am Freitag wurden Details der Kooperation mitr VW mitgeteilt. Dabei geht es vor allem um Elektro- und Roboterautos.

Illumina brachen um gut 16 Prozent ein, nachdem der Gentechnik-Experte seine Umsatzprognose gesenkt hat.

Milacron Holdings sprangen um 24 Prozent nach oben. Hillenbrand übernimmt den Plastikhersteller für 2 Milliarden Dollar in bar und in Aktien. Der Übernahmepreis enthält eine Prämie von 33,5 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. Hillenbrand stürzten um 13 Prozent ab.

Anleihen fester

Am Anleihemarkt ging es in einer Gegenbewegung etwas aufwärts. Am Donnerstag hatten die Titel in Reaktion auf die Inflationsdaten nachgegeben. Nun fiel die Zehnjahresrendite um 2,7 Basispunkte auf 2,11 Prozent.

Auch Gold erholte sich nach dem Rücksetzer vom Vortag. Das zinslos gehaltene Edelmetall war von den gestiegenen Marktzinsen belastet worden. Der Preis für eine Feinunze stieg um 0,7 Prozent auf 1.415 Dollar.

Der Dollar gab trotz der Inflationsdaten etwas nach, belastet von den Perspektiven einer baldigen Zinssenkung. Für einen Euro wurden rund 1,12570 Dollar gezahlt nach rund 1,1250 am Vorabend.

Die Ölpreise tendierten minimal höher. Übergeordnet stützte die beginnende Hurrikansaison in den USA in Verbindung mit geopolitischen Spannungen. Auch neue Daten vom Öldienstleister Baker Hughes dämpften etwas die Sorge wegen eines Überangebots. So ist die Zahl der aktiven Bohranlagen in den USA in der abgelaufenen Woche um weitere vier gesunken. Das Barrel US-Rohöl der Sorte WTI kostete 60,24 Dollar, 0,1 Prozent mehr als am Donnerstag. Brentöl legte um 0,4 Prozent auf 66,77 Dollar zu.

Im Golf von Mexiko wurde die Ölförderung schon um die Hälfte zurückgefahren, weil sich ein tropischer Sturm der Region nähert. Im Blick stehen ferner der Streit um das iranische Atomprogramm und seine Folgen. Teheran hat Großbritannien am Freitag gewarnt, dass es ein "gefährliches Spiel" spiele. In der vergangenen Woche hatte Großbritannien ein iranisches Tankschiff beschlagnahmt, das im Verdacht stand, Öl nach Syrien zu liefern und damit europäische Sanktionen zu unterlaufen. In dieser Woche soll Iran versucht haben, ein britisches Schiff an der Fahrt durch die Straße von Hormus zu hindern.

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July 12, 2019 16:16 ET (20:16 GMT)

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