Alt 10.07.19, 21:46
Standard Zinssenkungshoffnungen treiben Indizes auf Rekordhochs
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NEW YORK (Dow Jones)--Etwas fester hat die Wall Street den Handel am Mittwoch beendet. Die großen US-Aktienindizes erklommen schon im frühen Verlauf Rekordstände, der S&P-500 überwand erstmals die Marke von 3.000 Punkten. US-Notenbankchef Jerome Powell hat den Aktienanlegern ein Bonbon überreicht, denn seine neuen Aussagen wurden an den Märkten als Signal für eine taubenhafte Geldpolitik gesehen. Eine Zinssenkung im Juli gilt nun als sicher. Powell sprach zwar von einem gesunden Arbeitsmarkt und einer möglicherweise lang andauernden Inflationsschwäche, betonte zugleich aber die erhöhten Unsicherheiten für den Ausblick.

Das Wachstum der Unternehmensinvestitionen habe sich "deutlich verlangsamt", sagte Powell und verwies auf die Sorgen über die Handelspolitik. Mit den Aussagen gab der Dollar nach, während Gold und Anleihen zulegten.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,3 Prozent auf 26.860 Punkte, der S&P-500 stieg um 0,5 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,7 Prozent. Den 1.898 Kursgewinnern standen 1.077 -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 76 Titel aus dem Handel. Angeführt wurde der Markt vom Energiesektor mit einem Plus von 1,4 Prozent, nachdem die Ölpreise einen kräftig gestiegen waren. Größte Verlierer waren dagegen Aktien von Banken, die im Schnitt 0,8 Prozent einbüßten. Das Niedrigzinsumfeld erschwert den Geldhäusern das Geschäft.

Bei dem schon vorbörslich veröffentlichten Powell-Text handelte es sich um die vorab verbreitete Rede, die er am Mittwoch vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses hielt. Da das Thema Zinsen an den Märkten zur Zeit ganz vorn steht, wurde der Termin mit Spannung verfolgt. Seit längerer Zeit herrscht an den Märkten Zinssenkungsfantasie, doch seit dem starken Arbeitsmarktbericht am Freitag waren wieder Zweifel aufgekommen.

Powell überraschte nach den starken Jobdaten auch Analysten. "Wir hatten erwartet, dass nach diesen positiven Entwicklungen die Fed eine Zinssenkung auf September verschiebt", sagte etwa Chef-US-Volkswirt Paul Ashworth von Capital Economics. Die Fed-Fund-Futures preisen nun eine Senkung um 50 Basispunkte mit 19 Prozent ein und damit um 6 Punkte höher als am Dienstag.

Das erst nach dem Auftritt Powells veröffentlichte Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung von Mitte Juni untermauerte die Erwartungen einer baldigen Zinssenkung. Demnach waren sich viele Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed bei der Sitzung einig, dass das Risiko einer konjunkturellen Eintrübung in den Wochen davor gestiegen sei und dass Zinssenkungen angebracht wären, sollte diese Entwicklung fortdauern.

Ölpreise mit Hurrikan-Saison fester

Die Ölpreise liefen aufwärts. Gegenwärtig startet die Wirbelsturmsaison in den USA. Der erste größere tropische Sturm, der sich in den kommenden Tagen zu einem Hurrikan mausern kann, ist Barry. "Im Golf von Mexiko haben bereits einige Ölunternehmen angefangen, die Mannschaften zu evakuieren und die Produktion einiger Öl-Plattformen einzustellen", hieß es von der ING. Daneben meldete das US-Energieministerium einen deutlichen Rückgang der Rohöl-Lagerbestände in den USA. Das Barrel der Sorte WTI verteuerte sich um 4,5 Prozent auf 60,43 Dollar, Brent rückte um 4,4 Prozent vor auf 67,01 Dollar.

Der Goldpreis drehte mit dem Powell-Text ins Plus. Die Perspektive auf eine gelockerte Geldpolitik half dem zinslosen Edelmetall. Die Feinunze stieg um 0,9 Prozent auf 1.410 Dollar.

Der Dollar kam mit den Aussagen Powells zurück. Der Euro stieg auf 1,1250 nach 1,1215 vor Bekanntwerden des Textes. Bereits am Morgen hatte der Euro etwas von starken Daten zur französischen Industrieproduktion profitiert, später aber wieder etwas nachgegeben.

Anleihen erhielten etwas Zulauf, da Powells Äußerungen die Erwartung niedrigerer Zinsen wieder befeuerten. Die Zehnjahresrendite sank um 1 Basispunkt auf 2,06 Prozent, nachdem sie vor Powell noch auf 2,10 Prozent gestiegen war.

Levi Strauss unter Druck

Der Aktienkurs des Jeansherstellers Levi Strauss sackte um 12 Prozent ab. Bereinigt um Einmalkosten, vor allem die des Börsengangs im März, verdiente Levi Strauss im zweiten Quartal 69 (Vorjahr 83) Millionen Dollar bei einem 5 Prozent höheren Umsatz von 1,31 Milliarden. Beim Gewinn verfehlte Levis die Erwartungen damit knapp, beim Umsatz lag das Unternehmen knapp darüber.

Paypal profitierten davon, dass der Bezahldienstleister in seinem nächsten Quartalsbericht einen Gewinn ausweisen wird, der dank einer strategischen Investition in das lateinamerikanische E-Commerce-Unternehmen Mercadolibre 218 Millionen Dollar höher ausfallen wird. Bislang hatte Paypal dafür weniger veranschlagt. Hintergrund ist die Kursentwicklung der Mercadolibre-Aktie in den vergangenen drei Monaten. Die Aktie gewann 1,1 Prozent.

Mit dem Abschluss der Übernahme von Red Hat durch IBM wird die Aktie im viel beachteten S&P-500-Index durch T-Mobile US ersetzt wird. Die Aktie der Tochter der Deutschen Telekom zog daraufhin um 4,6 Prozent an.

Tesla rückten um 3,9 Prozent vor. Einem Bericht zufolge will der Elektroautohersteller in seinem Werk im kalifornischen Fremont die Produktionskapazität erhöhen.

American Airlines hatte die Prognose für das zweite Quartal angehoben. Die Aktie stieg um 1,8 Prozent.

Für die Aktie von Comcast ging es um 1,9 Prozent nach oben. Goldman Sachs empfiehlt die Aktie nun zum Kauf nach einer zuvor neutralen Einschätzung.

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July 10, 2019 16:11 ET (20:11 GMT)

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