Alt 03.07.19, 16:04
Standard Börsen hofieren EZB-Kandidatin Lagarde
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FRANKFURT (Dow Jones)--Mit neuen Jahreshochs quittieren die europäischen Aktienmärkte die Nachfolgeregelung für die EZB-Spitze. Die bisherige IWF-Chefin Christine Lagarde soll nach dem Willen der EU-Gipfel-Teilnehmer den Chefsessel von Mario Draghi übernehmen. An den Anleihemärkten geht es deswegen deutlich nach oben, die deutsche Zehnjahresrendite hat im Gegenzug mit minus 0,40 Prozent ein neues Rekordtief markiert.

Lukrative Anlagen sind in diesem Umfeld rar. Davon profitieren wiederum Aktien. Der DAX liegt 0,6 Prozent im Plus bei 12.606 Punkten, der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,8 Prozent an auf 3.536 Punkten. Im Handel ist von einem "Lagarde-Effekt" die Rede. Die Französin gilt als starke Unterstützerin des lockeren geldpolitischen Kurses von Draghi. Die ohnehin bereits kursierende Fantasie bezüglich einer lockereren Geldpolitik - geschürt von taubenhaften Aussagen von Notenbankern angesichts diverser Risiken für die Konjunktur - wird damit noch verstärkt.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auch darauf, dass Lagarde anders als die bisherigen Chefs der EZB aus der Politik komme. Möglicherweise könnte sie daher das Augenmerk stärker auf Wachstumsimpulse legen als auf Geldwertstabilität. Die Französin war in ihrem Land unter anderem vier Jahre Ministerin für Wirtschaft und Finanzen. Während ihrer Amtszeit war ein Defizitverfahren gegen Frankreich eingeleitet worden.

Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, stellt sich daher die Frage, wie unabhängig sie zukünftig gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten handeln werde. Die EZB habe bereits unter Draghi ihr geldpolitisches Mandat de facto weit überschritten. An anderer Stelle werden die Kursgewinne bei den Anleihen auch als Erleichterungsrally darüber bezeichnet, dass nicht Bundesbankchef Jens Weidmann neuer EZB-Chef werde. Weidmann stehe dafür, alles ihm Mögliche versucht zu haben, um die Umsetzung von Draghis Geldpolitik zu verhindern, heißt es seitens TwentyFour Asset Management.

Platz von Thyssenkrupp im DAX wackelt

Mit Platz 41 bei der Marktkapitalisierung sind Thyssenkrupp in der neuen Rangliste der Deutschen Börse nun DAX-Absteiger, falls sie sich bis Ende August nicht verbessern und sich Nachrückkandidat Deutsche Wohnen nicht deutlich verschlechtert. Der Austausch würde dann im September stattfinden. Allerdings fehlen Thyssenkrupp auf Aroundtown nur 0,5 Prozent Marktkapitalisierung. Aroundtown liegen bei der Marktkapitalisierung unmittelbar vor Thyssenkrupp auf Platz 40. Dieser Rang reichte Thyssenkrupp für den Klassenerhalt. Thyssenkrupp verlieren 0,2 Prozent.

Autoaktien haben nach einem verhaltenen Start deutlich zugelegt, der Subindex gewinnt 1,5 Prozent. Vergleichsweise gut ausgefallene US-Autoabsatzzahlen treiben VW um 1,7 und BMW um 1,8 Prozent nach oben. Daimler gewinnen nach einem nur stagnierten Absatz 1,1 Prozent.

Kurssprung bei Nordex - Immobilienaktien profitieren von Zinsentwicklung

Nordex ziehen um knapp 11 Prozent an. Das Windenergieunternehmen hat den Auftragseingang im zweiten Quartal auf Basis der Megawatt-Zahlen fast verdoppelt.

Deutlich nach oben geht es in der Breite mit deutschen Immobilienaktien, deren Subindex um 1,8 Prozent zulegt. Die Branche gilt als der Niedrigzinsprofiteur schlechthin. Zudem gibt es Aufholpotenzial nach den Verlusten in den vergangenen Wochen wegen der Diskussionen um Mietpreisbremsen in Deutschland. Deutsche Wohnen gewinnen 1,7 und Ado Properties 3,4 Prozent.

J.Sainsbury verlieren in London 0,9 Prozent. Die Anleger hätten sich nach dem Scheitern der Asda-Transaktion auf schlechte Geschäftszahlen schon vorbereitet, kommentieren die Analysten von Goodbody. Es sei das dritte Quartal in Folge mit schrumpfenden Umsätzen bei J. Sainsbury.

Bewertungsfantasie treibt in London die Kurse der Softwareaktien Sophos und Avast deutlich nach oben. Sie gewinnen 8,5 bzw. 2 Prozent. Hintergrund ist, dass in den USA der Chipriese Broadcom die auf Sicherheitssoftware spezialisierte Symantec kaufen will. Die Berichte sind zwar bisher nicht bestätigt, Symantec legen in New York um 15 Prozent zu. Sophos wird vom früheren Symantec-Mitarbeiter Kris Hagerman geführt, Avast bis vor kurzem noch von Vincent Steckler, einem weiteren Symantec-Veteranen.

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July 03, 2019 10:04 ET (14:04 GMT)

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