Alt 03.07.19, 12:23
Standard Börsen hofieren EZB-Kandidatin - DAX auf Jahreshoch
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FRANKFURT (Dow Jones)--Mit neuen Jahreshochs quittieren die europäischen Aktienmärkte die Nachfolgeregelung für die EZB-Spitze. Die bisherige IWF-Chefin Christine Lagarde soll nach dem Willen der EU-Gipfel-Teilnehmer den Chefsessel von Mario Draghi übernehmen. An den Anleihemärkten geht es deswegen deutlich nach oben, die deutsche Zehnjahresrendite hat mit minus 0,40 Prozent ein neues Rekordtief markiert.

Lukrative Anlagen sind in diesem Umfeld rar. Davon profitieren wiederum Aktien. Der DAX liegt 0,8 Prozent im Plus bei 12.627 Punkten, der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,8 Prozent an auf 3.537 Punkten. Der Goldpreis kann vor dem Hintergrund der Niedrigzinsspekulation seine kräftigen Vortagesgewinne weitgehend halten. Die Feinunze kostet 1.425 Dollar.

Im Handel ist von einem "Lagarde-Effekt" die Rede. Die bisherige IWF-Chefin gilt als starke Unterstützerin des lockeren geldpolitischen Kurses von Draghi. Die ohnehin bereits kursierende Fantasie bezüglich einer lockereren Geldpolitik - geschürt von taubenhaften Aussagen von Notenbankern angesichts diverser Risiken für die Konjunktur - wird damit noch verstärkt.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auch darauf, dass Lagarde anders als die bisherigen Chefs der EZB aus der Politik komme. Möglicherweise könnte sie daher das Augenmerk stärker auf Wachstumsimpulse legen als auf Geldwertstabilität. Die Französin war in ihrem Land unter anderem vier Jahre Ministerin für Wirtschaft und Finanzen. Während ihrer Amtszeit war ein Defizitverfahren gegen Frankreich eingeleitet worden.

Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, stellt sich daher die Frage, wie unabhängig sie zukünftig gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten handeln werde. Die EZB habe bereits unter Mario Draghi ihr geldpolitisches Mandat de facto weit überschritten. An anderer Stelle werden die Kursgewinne bei den Anleihen auch als Erleichterungsrally darüber bezeichnet, dass nicht Bundesbankchef Jens Weidmann neuer EZB-Chef werde. Weidmann stehe dafür, alles ihm Mögliche versucht zu haben, um die Umsetzung von Draghis Geldpolitik zu verhindern, heißt es seitens TwentyFour Asset Management.

Defensive Branchen bevorzugt

An der Spitze bei den Subindizes stehen die Versorger, gefolgt von Nahrungsmittelherstellen und Pharmaunternehmen. Der wegen seiner Zusammensetzung als defensiv geltende Schweizer Börsenindex SMI liegt nur noch ganz knapp unter seinem Allzeithoch aus dem Juni.

Am Ende rangieren Ölaktien nach dem drastischen Rücksetzer bei den Ölpreisen am Vortag aus Enttäuschung über das Ausmaß der verlängerten Förderkürzung der Opec-Staaten und anderer Ölförderer. Daneben liegt der Subindex der Banken knapp im Minus, weil niedrige Renditen das klassische Bankengeschäft weniger lohnend machen bzw. erschweren.

Autoaktien haben nach einem verhaltenen Start deutlich zugelegt, der Subindex gewinnt 1,4 Prozent. Vergleichsweise gut ausgefallene US-Autoabsatzzahlen treiben VW um 1,7 und BMW um 1,8 Prozent nach oben. Daimler gewinnen nach einem nur stagnierten Absatz 1,1 Prozent.

Kurssprung bei Nordex - Immobilienaktien profitieren von Zinsentwicklung

Nordex ziehen um gut 10 Prozent an auf 13,55 Euro. Das Windenergieunternehmen hat den Auftragseingang im zweiten Quartal auf Basis der Megawatt-Zahlen fast verdoppelt.

Deutlich nach oben geht es in der Breite mit deutschen Immobilienaktien, deren Subindex um 1,9 Prozent zulegt. Die Branche gilt als der Niedrigzinsprofiteur schlechthin. Zudem gibt es Aufholpotenzial nach den Verlusten in den vergangenen Wochen wegen der Diskussionen um Mietpreisbremsen in Deutschland. Deutsche Wohnen gewinnen 1,7 und Ado Properties 3,8 Prozent.

J. Sainsbury verlieren in London 1,2 Prozent. Die Anleger hätten sich nach dem Scheitern der Asda-Transaktion auf schlechte Geschäftszahlen schon vorbereitet, kommentieren die Analysten von Goodbody. Es sei das dritte Quartal in Folge mit schrumpfenden Umsätzen bei J. Sainsbury.

Bewertungsfantasie treibt in London die Kurse der Softwareaktien Sophos und Avast deutlich nach oben. Sie gewinnen 9,8 bzw. 3,6 Prozent. Hintergrund ist, dass in den USA der Chipriese Broadcom die auf Sicherheitssoftware spezialisierte Symantec kaufen will. Die Berichte sind zwar bisher nicht bestätigt, Symantec legten nachbörslich aber um 22 Prozent zu. Sophos wird vom früheren Symantec-Mitarbeiter Kris Hagerman geführt, Avast bis vor kurzem noch von Vincent Steckler, einem weiteren Symantec-Veteranen.

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July 03, 2019 06:46 ET (10:46 GMT)

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