Alt 03.07.19, 09:59
Standard Freundlich - Verfall der Renditen stützt Aktien
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FRANKFURT (Dow Jones)--Der sich fortsetzende Abwärtstrend bei den Renditen stützt im frühen Handel am Mittwoch die Aktienkurse. Die deutsche Zehnjahresrendite ist auf neues Rekordtief von minus 0,40 Prozent gefallen. Lukrative Anlagen sind in diesem Umfeld rar. Davon profitieren wiederum Aktien.

Der DAX liegt 0,6 Prozent im Plus bei 12.596 Punkten, der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,5 Prozent an auf 3.526 Punkten. Der Goldpreis kann vor dem Hintergrund der Niedrigzinsspekulation seine kräftigen Vortagesgewinne weitgehend halten. Die Feinunze kostet 1.425 Dollar.

Im Handel ist von einem "Lagarde-Effekt" die Rede. Die bisherige IWF-Chefin, die Nachfolgerin von Mario Draghi an der EZB-Spitze werden soll, gilt als starke Unterstützerin des lockeren geldpolitischen Kurses von Draghi. Die ohnehin bereits kursierende Fantasie bezüglich einer lockereren Geldpolitik - geschürt von taubenhaften Aussagen von Notenbankern angesichts diverser Risiken für die Konjunktur - wird damit noch verstärkt.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auch darauf, dass Lagarde anders als die bisherigen Chefs der EZB aus der Politik komme. Möglicherweise könnte sie daher das Augenmerk stärker auf Wachstumsimpulse legen als auf Geldwertstabilität. Marktteilnehmer bringen außerdem ins Spiel, dass US-Präsident Donald Trump zwei als geldpolitische Tauben geltende Kandidaten für die zwei freien Gouverneursposten bei der US-Notenbank nominieren will.

Für Druck auf die Renditen sorgt daneben, dass Italien im Haushaltsstreit mit der EU nachgegeben und sein Defizitziel wie gefordert für 2019 gesenkt hat. Damit könnte das Land dem drohenden Defizitverfahren entgehen. Die italienische Zehnjahresrendite liegt mittlerweile bei 1,78 Prozent, nachdem sie am Vortag erstmals seit Mai 2018 wieder unter 1,90 Prozent gefallen war.

Defensive Branchen bevorzugt

Favorisiert werden weiter Aktien aus weniger zyklischen Sektoren vor dem Hintergrund der weiter schwelenden Konjunktursorgen. An der Spitze bei den Subindizes stehen die Versorger, gefolgt von Nahrungsmittelherstellen und Pharmaunternehmen. Der wegen seiner Zusammensetzung als defensiv geltende Schweizer Börsenindex SMI liegt nur noch ganz knapp unter seinem Allzeithoch aus dem Juni.

Am Ende rangieren Ölaktien nach dem drastischen Rücksetzer bei den Ölpreisen am Vortag aus Enttäuschung über das Ausmaß der verlängerten Förderkürzung der Opec-Staaten und anderer Ölförderer. Daneben liegt der Subindex der Banken knapp im Minus, weil niedrige Renditen das klassische Bankengeschäft weniger lohnend machen bzw. erschweren.

Vergleichsweise gut ausgefallene US-Autoabsatzzahlen von VW und BMW im Juni verpuffen weitgehend. VW hat den Absatz im Juni um 10 Prozent gesteigert und BMW in der Marke um 7,5 Prozent. Bei Daimler stagnierte der US-Absatz. Die Branche habe viele ungelöste Probleme, meint ein Händler mit Blick auf die Umstellung Richtung Elektromobilität. VW und BMW steigen mit dem DAX, Daimler liegen behauptet.

Kurssprung bei Nordex - Immobilienaktien profitieren von Zinsentwicklung

Um 1,3 Prozent nach oben geht es für die Bayer-Aktie. Während das Glyphosat-Verbot Österreichs als eingepreist gilt, auch weil es laut Händlern wegen des EU-Rechts kaum als durchsetzbar gilt, profitiert das Papier von Aussagen eines US-Richters. Er will den Schadensersatz aus dem Spruch des ersten Glyphosat-Verfahrens auf 50 Millionen Dollar oder weniger von bislang 80 Millionen senken.

Nordex ziehen um knapp 8 Prozent an auf 13,24 Euro. Das Windenergieunternehmen hat den Auftragseingang im zweiten Quartal auf Basis der Megawatt-Zahlen fast verdoppelt. Der Kurs habe nach dem Rückschlag auf gut 12 Euro nun auch aus technischer Sicht wieder deutliches Potenzial, sagen Börsianer.

Deutlich nach oben geht es in der Breite mit deutschen Immobilienaktien, deren Subindex um 1,7 Prozent zulegt. Die Branche gilt als der Niedrigzinsprofiteur schlechthin. Zudem gibt es Aufholpotenzial nach den Verlusten in den vergangenen Wochen wegen der Diskussionen um Mietpreisbremsen in Deutschland. Deutsche Wohnen gewinnen 2,4 und Ado Properties 3,2 Prozent.

Henkel liegen nach dem bereits festen Dienstag 1,6 Prozent höher. Goldman Sachs hat die Aktie zum Kauf empfohlen. Vonovia ziehen um über 2 Prozent an. Die Analysten von Kempen habe ihre Empfehlung für das Papier auf "Kaufen" angehoben.

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DJG/gos/kla

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July 03, 2019 04:23 ET (08:23 GMT)

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