Alt 20.06.18, 12:28
Standard Zaghafte Erholung - Börsen bleiben hochpolitisch
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FRANKFURT (Dow Jones)--Nach drei Verlusttagen setzen Europas Börsen am Mittwochmittag ihre zaghafte Erholung fort. Dabei wachsen die Kursaufschläge aber nicht in den Himmel. Denn an dem übergeordneten Bild habe sich nichts geändert, heißt es. Die Konjunktur in Europa sei bereits ins Stocken geraten, die Krise in der Eurozone schwele vor sich hin, und über allem hänge unverändert der Handelsstreit zwischen den USA und China. Der DAX gewinnt 0,5 Prozent auf 12.746 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,7 Prozent auf 3.459 Punkte nach oben.

"Die Zurückhaltung der Investoren ist angesichts der Kommentare von Peter Navarro, dem Handelsberater von Präsident Trump, sinnvoll", meint Michael Hewson, Marktstratege bei CMC Markets. Navarro sei Autor des Buches "Tod durch China" und stehe für Protektionismus. Er sei überzeugt, dass Länder wie China und Deutschland die USA ausnutzten. "In Europa spiegelt der DAX einen möglichen Handelskrieg angesichts der starken Exportorientierung Deutschlands am deutlichsten wider", so Hewson.

Am Devisenmarkt neigt der Euro bereits wieder zur Schwäche. Nach einer Erholung Richtung 1,16 Dollar notiert er bei 1,1565 Dollar. Die Devisenstrategen der Commerzbank sehen für den Dollar Aufwärtsrisiken, da Zölle für eine höhere Inflation und damit höhere Zinsen in den USA sprechen. Doch dem gegenüber stehe ein wichtiges Risikoszenario. Wenn die realwirtschaftlichen Effekte eines Handelskrieges den inflationären Effekt überwiegen, könnte der US-Dollar unter die Räder geraten.

Deutsche Erzeugerpreise von Energiekosten getrieben

Steigende Energiepreise haben im Mai für höhere Produzentenpreise in Deutschland gesorgt. Im Vergleich zum Vormonat legten die Erzeugerpreise um 0,5 Prozent zu, Volkswirte hatten einen Anstieg um 0,4 Prozent erwartet. "Die Entwicklung bei den Erzeugerpreisen ist für Aktien schlecht", so Heino Ruland von Ruland Research. Die Gesamtzahl sei stark vom kräftigen Anstieg um 5,4 Prozent bei Mineralöl-Erzeugnissen und Eisenerz verzerrt worden.

Bei Investitionsgütern seien die Erzeugerpreise dagegen nur um 1,1 Prozent im Jahres- und um 0,1 Prozent im Monatsvergleich gestiegen. "Das deutet auf fallende Gewinne hin", so der Analyst. Denn die Löhne und Gehälter seien im April um 4,3 Prozent gestiegen. Das sei nicht weitergereicht worden.

JCDecaux bietet für australische APN

Die Aktie des französischen Außenwerbungsspezialisten JCDecaux legt in Paris um 7,6 Prozent zu, nachdem das Unternehmen ein Übernahmeangebot für den australischen Wettbewerber APN abgegeben hat. APN wiederum interessiert sich für einen heimischen Konkurrenten. Die Übernahmeofferten zeigen laut Händlern, dass Außenwerbung noch immer ein interessantes Thema ist.

JCDecaux bietet 6,52 australische Dollar je APN-Aktie - ein Niveau, das die Aktie seit zwei Jahren nicht mehr erreicht hat und rund 11 Prozent über dem Schlusskurs von APN in Sydney am Mittwoch liegt. Die im MDAX notierte Ströer-Aktie zeigt sich von der Entwicklung unbeeindruckt, sie gibt um 0,4 Prozent nach.

Der französische Versorger Engie verkauft für 2,6 Milliarden Euro seinen 69-prozentigen Anteil an dem thailändischen Energieerzeuger Glow Energy an die ebenfalls in Thailand beheimatete Global Power Synergy. Mit diesem Schritt steigt Engie zudem aus der Kohleverstromung in der Region Asien-Pazifik aus und verringert seine weltweit installierte Kohleverstromungskapazität um 14 Prozent. Es ist erklärtes Ziel der Engie SA, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Engie notieren in Paris wenig verändert.

Ceconomy verkauft defizitäres Russlandgeschäft und benötigt Geld

Wie bereits angekündigt, verkauft Ceconomy das defizitäre Russlandgeschäft und beteiligt sich im Gegenzug am führenden Händler für Unterhaltungselektronik in dem Land. Die Media-Saturn-Holding, deren 80-prozentiger Mehrheitseigner Ceconomy ist, steigt mit 15 Prozent an PJSC M.Video der Safmar-Gruppe ein. Der Deal wird den Gewinn von Ceconomy dieses Jahr massiv belasten.

Ob Europas größter Unterhaltungselektronikhändler das Kapital erhöht, ist weiter unklar. Die Aussicht auf eine Erhöhung hatte die Aktie am Vortag schwer belastet. An der Börse wird bemängelt, dass das Unternehmen auch in Zukunft das Russland-Risiko in den Büchern halte, nämlich über die Beteiligung an PJSC M.Video. Nach dem Kursabschlag von fast 10 Prozent steigen Ceconomy um 4,7 Prozent.

Dialog Semiconductor verlieren nach Übernahmeplänen für Synaptics 0,4 Prozent. Dialog hat eine Due Dilligence angekündigt. Ziel der Übernahme sei es, das Wachstum im Bereich Internet der Dinge (IoT) zu beschleunigen und die Position des Unternehmens auf dem Mobiltelefonmarkt weiter zu stärken. Dialog versucht mit dem Schritt, die Abhängigkeit vom Hauptkunden Apple zu reduzieren. Ein Zusammenschluss wäre nach Einschätzung der DZ Bank sinnvoll. Die Frage sei, welcher Kaufpreis gezahlt werden müsse.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 20, 2018 06:50 ET (10:50 GMT)

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