Alt 19.06.18, 19:34
Standard Schwächer - Dow steuert auf sechstes Minus in Folge zu
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NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Aktienmärkte sind am Dienstag weiter auf dem Weg nach unten. Mit teils deutlichen Abschlägen folgen die Indizes entsprechenden Vorlagen aus Asien und Europa. Wie an den Vortagen ist es der eskalierende Handelsstreit zwischen China und den USA, der Anleger am Aktienmarkt das Weite suchen lässt. Zur Mittagszeit in New York verliert der Dow-Jones-Index 1,2 Prozent auf 24.694 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite geben um 0,6 bzw. 0,9 Prozent nach.

Damit steht der Dow vor seiner längsten Durststrecke seit März 2017, dem sechsten Minus an sechs Tagen, und hat auch sämtliche zwischenzeitlich seit Jahresbeginn aufgelaufenen Gewinne wieder verloren. Gute Daten aus dem Immobiliensektor gehen in dieser Gemengelage unter. Der eskalierende Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schürt rund um den Globus die Angst vor einem Konjunktureinbruch.

Nach den jüngsten Retourkutschen aus China auf die Importzölle chinesischer Einfuhren durch US-Präsident Donald Trump droht dieser nun mit neuen Strafzöllen auf Waren von 200 Milliarden Dollar und hat darüber hinaus auch schon weitere Waren im gleichen Wert ins Spiel gebracht. China spricht von "Erpressung". Das US-Vorgehen weiche von den Vereinbarungen ab, die beide Seiten in mehreren Verhandlungsrunden erzielt hätten. Sollten die USA die Pläne umsetzen, bleibe China keine Wahl, als entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Sorge um Konjunktur

"Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Gezeiten ändern können, denn noch vor wenigen Stunden schien sich der Markt von den schlimmsten Handelskriegssorgen zu befreien, nur um nun in einen Panikmodus zu wechseln", sagt Händler Stephen Innes von Oanda.

Wenngleich bislang die Auswirkungen für die US-Konsumenten noch gedämpft seien, dürften die Unternehmen weltweit die Folgen der gegenseitigen Strafzölle zu spüren bekommen, sagt Paul Donovan, Chefvolkswirt bei UBS Global Wealth Management. "Nicht-chinesische Unternehmen, auch US-Unternehmen, werden sehr wahrscheinlich auch von Steuern auf chinesische Produkte betroffen sein wegen der Komplexität der modernen Zulieferketten", erläutert er.

Kate Warne, Anlageexpertin bei Edward Jones, rät Anlegern derweil davon ab, ihre Positionen komplett umzustellen, weil die angedrohten Zölle letztlich vielleicht gar nicht umgesetzt würden. "Es ist schwer zu sagen, ob es bei diesen Ankündigungen nur um Verhandlungspositionen geht und wir möglicherweise noch Verhandlungen erleben werden, bei denen alles nicht so heißt gekocht wird", sagt sie.

Die Preise für Sojabohnen knicken um gut 5 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Auch die Preise anderer landwirtschaftlicher Güter wie Weizen fallen deutlich. Marktteilnehmer sprechen von einem breiten Ausverkauf bei Rohstoffen. Strafzölle auf US-Produkte wie Sojabohnen hätten die Chinesen zwar schon länger ins Spiel gebracht, doch weil die Hoffnungen auf eine Beilegung des Streits nun immer mehr schwänden, kämen die Preise der betroffenen Produkte wieder stark unter Druck, heißt es.

Auch Gewinner am Aktienmarkt

Am stärksten verkauft werden Aktien von Unternehmen, die mutmaßlich am stärksten unter strafferen Handelsbedingungen zu leiden hätten. Dazu gehören im Dow Boeing, Dowdupont und Caterpillar. Sie verlieren bis zu 3,4 Prozent.

Besser als der breite Markt halten sich Aktien von weniger zyklischen und stärker binnenmarktabhängigen Unternehmen, beispielsweise von Massenkonsumgüterherstellern wie Church & Dwight, Kimberly-Clark und Colgate-Palmolive oder auch Philip Morris. Sie gewinnen zwischen 1,0 und 1,6 Prozent. Auch Versorgertitel und Papiere von Immobilienunternehmen schneiden besser ab als der breite Markt. Ganz am Ende rangiert der Index der Autowerte im S&P-500. Er verliert 2,5 Prozent, gefolgt vom Subindex der Investitionsgüter und der Transportunternehmen.

Apple verlieren 2,0 Prozent. Die iPhones des Konzerns sollen von den jüngsten Strafzöllen von US-Präsident Donald Trump gegen China ausgenommen werden, berichtet die New York Times. Allerdings gibt es keine offizielle Bestätigung des Berichts, Anleger bleiben daher skeptisch.

Tesla fallen um 4,6 Prozent. Der CEO des Elektroautomobilbauers, Elon Musk, hat laut einem Bericht von einem Sabotageversuch eines Mitarbeiters gesprochen. Das Unternehmen hinkt seit einiger Zeit den eigenen Produktionszielen hinterher. Foundation Medicine haussieren um 28,4 Prozent, weil Roche den Genomdatenspezialisten nun komplett übernehmen will und dafür ein entsprechendes Angebot gemacht hat.

Anleger steuern sichere Häfen an

Von der Flucht aus Aktien profitiert der Rentenmarkt, wo die Notierungen deutlicher anziehen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verliert gut 3 Basispunkte auf 2,88 Prozent. Marktakteure warnen jedoch: Bislang handele es sich noch um einen reinen Handelskonflikt, die Gefahr bestehe aber, dass er auf den Finanzmarkt insgesamt überschwappe, sollte beispielsweise China auf die Idee kommen, einen Teil seiner massiven Bestände an US-Anleihen auf den Markt zu werfen.

Das würde tendenziell die US-Renditen nach oben treiben und das in einer Zeit riesiger US-Haushaltsdefizite, in denen die USA auf ausländische Gelder praktisch angewiesen sind. China hält schätzungsweise 30 Prozent aller von Ausländern gehaltenen US-Anleihen. Hinzu kämen noch massenweise Anleihebestände von anderen US-Emittenten, so Marshall Gittler, Chefstratege von ACLS Global. Die Analysten der Societe Generale halten das aber insofern für problematisch, als es für China dann schwer werden würde, die frei werdenden Anlagen international zu streuen.

Am Devisenmarkt ist die vermeintliche Sicherheit von japanischem Yen und schweizerischem Franken gesucht. Der Dollar steht übergeordnet aber nicht unter Druck, der ICE-Dollarindex steigt um 0,3 Prozent. Weil die US-Wirtschaft ohnehin schon auf vollen Touren fahre, dürften Importzölle sehr schnell auf die Inflation durchschlagen und die US-Notenbank zu einem möglicherweise aggressiveren Zinserhöhungszyklus zwingen, so die Marktspekulation. Das würde den Dollar dann wieder stützen.

Großen Anteil an der Dollarstärke hat der schwache Euro, der auf 1,1571 Dollar fällt nach 1,1621 am Vorabend. Die Gemeinschaftswährung reagiert auf Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi, wonach die Unsicherheit über die Wachstumsperspektiven im Euroraum wieder zugenommen hätten. Gleichzeitig kündigte Draghi an, die EZB werde sich in Geduld üben, was den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung angehe. Zudem sinken die Wachstumsprognosen von Wirtschaftsforschern für das wichtigste EU-Land Deutschland teilweise deutlich.

Rohstoffe werden billiger

Gold gerät wieder in den Abwärtsstrudel sinkender Preise bei Industriemetallen, die Feinunze verbilligt sich um 0,3 Prozent auf 1.275 Dollar. Der Handelskonflikt wecke Sorgen über einen globalen Konjunktureinbruch verbunden mit einer sinkenden Rohstoffnachfrage, heißt es.

Ähnlich ergeht es den Ölpreisen. Allerdings waren sie am Vortag sehr stark gestiegen. Im Blick steht übergeordnet die Sitzung des Erdölkartells Opec am Freitag, auf der es um eine Fördererhöhung gehen soll. Der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, derzeit Opec-Präsident, hat im Vorfeld einen Kommentar abgelehnt, ob er den diesbezüglichen Vorschlag Saudi-Arabiens und des Opec-Verbündeten Russland unterstütze.

US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,8 Prozent auf 64,68 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,7 Prozent auf 74,77 Dollar.

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June 19, 2018 12:34 ET (16:34 GMT)

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