Alt 19.06.18, 15:34
Standard Eskalation im Handelsstreit dürfte Wall Street hart treffen
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street dürfte am Dienstag den Vorlagen aus Asien und Europa folgen und mit deutlichen Abgaben eröffnen. Wie schon an den Vortagen ist es der eskalierende Handelsstreit zwischen China und den USA, der Anleger am Aktienmarkt das Weite suchen lässt. Die Wall Street könnte gleich zu Beginn deutlicher unter die Räder geraten, denn der Aktienterminmarkt deutet auf einen schwachen Handelsstart am Kassamarkt hin. Auch äußerst überzeugende Daten aus dem Immobiliensektor dürften daran nichts ändern, die Baubeginne kletterten auf den höchsten Stand seit fast elf Jahren. Der eskalierende Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt bleibt aber bestimmend, er schürt rund um den Globus die Angst vor einem Konjunktureinbruch.

Nach den jüngsten Retourkutschen aus China auf die Importzölle chinesischer Einfuhren durch US-Präsident Donald Trump droht dieser nun mit neuen Strafzöllen im Umfang von bis zu 400 Milliarden US-Dollar. Die Marke von 200 Milliarden Dollar hatte Trump bereits zuvor beschlossen. China spricht von "Erpressung". Das US-Vorgehen weiche von dem Konsens ab, den beide Seiten in mehreren Verhandlungsrunden erzielt hätten, heißt es aus dem chinesischen Handelsministerium. Sollten die USA die Pläne umsetzen, bleibe China keine Wahl, als entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Handelskrieg schürt Konjunkturängste

"Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Gezeiten ändern können, denn noch vor wenigen Stunden schien sich der Markt von den schlimmsten Handelskriegssorgen zu befreien, nur um nun in einen Panikmodus zu wechseln", sagt Händler Stephen Innes von Oanda. Es sei "das bisher deutlichste Zeichen dafür, dass die wechselnden Retourkutschen weiter eskalieren werden, bis es ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen für die einzelnen Länder und das globale Sentiment gibt", ergänzt Chefanalyst Jasper Lawler von London Capital Group.

Von der Flucht aus Aktien profitiert der Rentenmarkt, wo die Notierungen deutlich anziehen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatasanleihen verliert im Gegenzug 4 Basispunkte auf 2,88 Prozent. Marktakteure warnen jedoch, dass China im Handelsstreit damit beginnen könne, US-Anleihen zu veräußern. Denn die Volksrepublik hält 30 Prozent aller Auslandspositionen bei US-Anleihen.

Am Devisenmarkt ist die vermeintliche Sicherheit von japanischem Yen und schweizerischem Franken gesucht. Der Dollar steht übergeordnet aber nicht unter Druck, der ICE-Dollarindex steigt um 0,3 Prozent. Da die US-Wirtschaft ohnehin schon auf voller Kapazität fahre, schlügen Importzölle wohl sehr schnell auf die Inflation durch und zwängen die Fed zu einem beherzteren Zinserhöhungszyklus, so die Marktspekulation. Großen Anteil an der Dollarstärke hat der schwache Euro, der auf 1,1558 Dollar fällt nach Wechselkursen um 1,1621 am Vorabend. Die Gemeinschaftswährung reagiert auf pessimistische Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi. Die Unsicherheit über die Wachstumsperspektiven im Euroraum hätten zugenommen. Gleichzeitig kündigte Draghi an, die EZB werde sich in Geduld üben, was den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung angehe.

Rohstoffe billiger

Gold gerät wieder in den Abwärtsstrudel sinkender Preise bei Industriemetallen, die Feinunze verbilligt sich um 0,4 Prozent auf 1.274 Dollar. Der Handelskonflikt wecke Sorgen über einen globalen Konjunktureinbruch verbunden mit einer sinkenden Rohstoffnachfrage, heißt es. Die physische Goldnachfrage leide unter dieser Aussicht, dann anders als am Finanzmarkt, wo das Edelmetall als vermeintlich sicherer Hafen geschätzt ist, sinke in wirtschaftlich unsicheren Zeiten vor allem in asiatischen Staaten die physische Nachfrage.

Ähnlich ergeht es auch Erdöl, auch hier sinken die Preise aus Furcht vor einer nachlassenden Nachfrage. Die Preise zeigen sich vor der wichtigen Sitzung des Erdölkartells Opec am Freitag, auf der eine Fördersteigerung beschlossen werden soll, jedoch sehr volatil. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,6 Prozent auf 64,82 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,5 Prozent auf 74,98 Dollar.

Unter den Einzelaktien verlieren Apple 1,2 Prozent. Die iPhones des Konzerns sollen von den jüngsten Strafzöllen von US-Präsident Donald Trump gegen China ausgenommen werden, berichtet die New York Times. Demnach habe Trump dies Apple-CEO Tim Cook bereits vor einiger Zeit zugesichert, heißt es in dem Bericht weiter. Allerdings gibt es keine offizielle Bestätigung des Berichts, Anleger bleiben daher skeptisch.

Wells Fargo büßen 1,3 Prozent ein. Das Unternehmen dürfte in dieser Woche eine Restrukturierung der Vermögensverwaltung ankündigen. Die US-Großbank plant die Zusammenlegung der beiden großen Sparten Wealth Brokerage Services und Private Client Group innerhalb des Bereichs, so informierte Personen. Hintergrund des Vorhabens seien Turbulenzen in dem Geschäft mit vermögenden Kunden. Das US-Justizministerium hatte Wells Fargo im Frühjahr aufgefordert, eine unabhängige Untersuchung durchzuführen, nachdem ein Informant über Verkaufsprobleme berichtet hatte.

Tesla fallen um 1,1 Prozent. Der CEO des Elektroautomobilbauers, Elon Musk, hat laut einem Bericht von einem Sabotageversuch eines Mitarbeiters gesprochen. Das Unternehmen hinkt seit einiger Zeit den eigenen Produktionszielen hinterher. Foundation Medicine haussieren um 28,2 Prozent. Der schweizerische Pharmakonzern Roche will den Genomdatenspezialisten komplett übernehmen.

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June 19, 2018 09:00 ET (13:00 GMT)

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