Alt 14.06.18, 15:25
Standard Taubenhafte EZB belastet den Euro und schiebt Aktien an
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FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es am Donnerstagnachmittag steil nach oben. Den Startschuss lieferte die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 13.45 Uhr MESZ. Die Notenbank hat einen klaren Fahrplan vorgelegt, nach dem sie ihre expansive Geldpolitik zurückfahren wird. Ab Oktober dieses Jahres wird das Anleihekaufprogramm auf dann 15 Milliarden Euro monatlich halbiert und zum Ende des Jahres beendet. Der Ausblick, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen mindestens bis Ende des Sommers 2019 auf dem aktuellen Niveau lassen will, wird an der Börse als "taubenhaft" interpretiert.

Die Zinsstrategen der Nordea gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen nicht vor Dezember 2019 anheben wird. "Wir finden nicht, dass sich der Inflationsausblick in einer Weise gebessert hat, dass die Zinsen schnell erhöht werden könnten", schreibt Volkswirt Jan van Gerich in einem Kommentar zu den geldpolitischen Entscheidungen der EZB. Den Inflationsausbick hat die EZB für dieses und das kommenden Jahr leicht auf 1,7 Prozent angehoben. Unter Druck kam der Euro. Nach einem Tageshoch bei 1,1852 stürzte die Gemeinschaftswährung auf 1,1680 Dollar ab. Hier wurden wohl einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt.

Dies wirkte wie ein Turbo für den Aktienmarkt. Der DAX erobert in der Folge die 13.000er Marke zurück und legt um 1,1 Prozent auf 13.036 Punkte zu. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,9 Prozent auf 3.511 Punkte. Nach der Fed-Entscheidung am Mittwoch und der Sitzung der EZB am Mittag steht zum Wochenschluss noch der große Verfalltermin am Terminmarkt auf der Agenda.

VW schüttelt Milliarden-Strafe locker ab

Auf ein leicht positives Echo stößt die Bußgeldstrafe von 1 Milliarde Euro, die VW zur Beilegung der strafrechtlichen Ermittlungen wegen der Dieselmanipulationen zahlt. Die verhängte Strafe ist höher als von Jefferies erwartet, aber insgesamt auch bescheiden mit Blick auf die Belastung je Aktie. Damit werde den Aktionären mehr Klarheit verschafft. Möglicherweise deckele dies Strafen in der EU im Zusammenhang mit der Dieselaffäre und stelle eine Messlatte für andere Kfz-Hersteller dar. Die Analysten von Warburg zeigen sich ebenfalls wenig beeindruckt und halten ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 210 Euro aufrecht. VW steigen um 2,1 Prozent,

Die Aktien von Adidas rücken um 2,3 Prozent vor, für Puma geht es um 3,3 Prozent nach oben. Im Handel wird auf den Beginn der Fußball-WM verwiesen, der ein gesteigertes Investoreninteresse an den Aktien zur Folge hat.

H&M fallen nach Persson-Dementi zu Buyout-Plänen

Die Aktien der Bekleidungskette Hennes und Mauritz (H&M) fallen an der Stockholmer Börse um 2,8 Prozent. Hintergrund sind Aussagen des H&M-Chairmans Stefan Persson im Gespräch mit der schwedischen Zeitung Breakit, keine Buyout-Pläne mit Blick auf das Bekleidungsunternehmen zu haben. Auslöser der Spekulationen waren verstärkte Aktienkäufe von Persson in den vergangenen Wochen. Laut der Internetseite von H&M besitzt die Persson-Familie 44,9 Prozent der H&M-Anteile und verfügt über 73,2 Prozent der Stimmrechte.

Die Aktie von Aveva gehört mit einem Plus von 11,7 Prozent zu den größten Gewinnern in Europa. Die Analysten von Numis loben die Zahlen, die beim Umsatz und EBIT über den Erwartungen ausgefallen sind. Die erwarteten Synergien aus dem Zusammenschluss mit Schneider Electric beziffert Aveva mit 25 Millionen Pfund bis März 2020, die Analysten hatten dagegen nur mit 10 Millionen gerechnet. Auch die Kollegen der UBS loben die Zahlen und den Ausblick.

Für Unilever geht es an der Londoner Börse um 4,1 Prozent nach unten. Finanzvorstand Graeme Pitkethly erklärte auf einer Investorenkonferenz in Paris, dass die Aktie des Unternehmens nach der Reform der Rechtsstruktur und dem Umzug nach Rotterdam - bislang hat Unilever zwei Hauptsitze in Rotterdam und London -, wohl nicht mehr im FTSE-Leitindex vertreten sein wird. Daneben warnte Pitkethly vor einer schwächeren Geschäftsentwicklung. Das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr werde unterhalb des Jahresziels von 3 bis 5 Prozent liegen.

Gewinnwarnungen von Gerry Weber und Cropenergies

Für die Aktie von Gerry Weber geht es um 6,3 Prozent abwärts. Nach einem Gewinneinbruch in den ersten sechs Monaten hat das Modeunternehmen den Ausblick für das laufende Jahr drastisch nach unten genommen. Nach Einschätzung eines Teilnehmers zeigt die Gewinnwarnung, dass die Gerry-Weber-Aktie weiterhin nicht investierbar sei.

Die Aktie von Cropenergies gibt nahezu alle jüngst gesehenen Gewinne wieder ab und notiert knapp 11 Prozent im Minus. Obwohl das Unternehmen mit steigenden Ethanolpreisen im Laufe des Jahres rechnet, hat es den Umsatz- wie auch den Ergebnisausblick gesenkt. Auffallend ist, dass sich die Aktie des Wettbewerbers Verbio mit einem Abschlag von 0,2 Prozent sehr stabil zeigt.

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June 14, 2018 09:47 ET (13:47 GMT)

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