Alt 30.03.18, 10:33
Standard So tickt die Börse: Tech-Monopol Amazon im Visier Trumps
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Nachdem US-Präsident Donald Trump die Wirtschaft mit seiner Unternehmenssteuerreform beglückt hat, macht er sich nun daran, Schiefstände zu beseitigen. So gibt es seiner Ansicht nach unfaire Wettbewerbsvorteile für Amazon, das hat er schon im Wahlkampf verlauten lassen.

Heute früh twitterte Trump, Amazon zahle kaum bis gar keine Steuern, missbrauche die Zustellungsboten und treibe tausende Einzelhändler in die Insolvenz. Die Aktie von Amazon war zwischenzeitlich mit 5% im Minus.

Nicht umsonst wird Amazon auch "Todesstern" genannt, denn die Branchen, die sich Amazon vornimmt, zeigen eine hohe Insolvenzrate. Doch schauen wir uns die Vorwürfe mal im Detail an:

In den USA ist es tatsächlich so, dass man für Produkte, die man aus einem anderen Bundesstaat geliefert bekommt, keine Umsatzsteuer zahlen muss. Das ist ein klarer Vorteil Amazons gegenüber dem lokalen Einzelhandel, der die im eigenen Geschäft ausgewiesenen Preise inklusive Märchensteuer kalkulieren muss. Der Wegfall der Umsatzsteuer galt zur Jahrtausendwende, als ich in den USA lebte, als so etwas wie eine Starthilfe für den Online-Handel. Daher hatte man dieses Gesetz aus einer alten Zeit noch nicht angepasst. Ich bin überrascht, dass dies bis heute so blieb.

Es ist also richtig, dass Amazon kaum bis keine Steuern zahlt und dadurch einen unfairen Preisvorteil hat, mit dem viele Einzelhändler in die Insolvenz getrieben werden.

Doch den Vorwurf, Amazon missbrauche den Lieferboten, kann man so nicht stehen lassen. Ob FedEx oder UPS in den USA, oder DHL in Deutschland, sämtliche Paketzusteller profitieren vom Online-Handel. Natürlich drückt Amazon die Preise für Versandkosten, doch ohne Amazon hätten diese Postunternehmen das Sterben des Geschäftsbriefs in den vergangenen Jahren nicht überlebt.

Nun hat sich Trump Amazon zugewendet. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er den Iran angeht, doch das haben komischerweise die Europäer für ihn übernommen: Die EU erwäge schärfere Sanktionen gegen den Iran, berichtet die britische Nachrichtenagentur Reuters heute. Die Überlegungen gingen auf eine Initiative von Deutschland, Frankreich und - oh Wunder - Großbritannien zurück.

Mit den Sanktionen wolle man den USA zeigen, dass man die Kritik Trumps am Iranabkommen ernst nehme, so der Bericht. Man wolle damit verhindern, dass Trump das Abkommen aufkündige. Das muss höhere Diplomatie sein, denn mir erschließt sich nicht, wie man durch eine Bestrafung des einen Vertragspartners (Sanktionen gegen Iran) Trump davon überzeugen kann, dass das Abkommen gut ist.

Aber gut, vielleicht war das ausreichend, um Trump erst einmal auf andere Themen loszulassen, wie nun beispielsweise Amazon. Nun werden diverse Geschichten um Amazon herumgesponnen. Die Populistische ist, dass Trump natürlich ein Auge auf Amazon geworfen hat, weil CEO Jeff Bezos gleichzeitig auch Eigentümer der Washington Post ist. Die Washington Post ist ein stolzes Blatt mit investigativem Journalismus. Sternstunde des Blatts war die Aufdeckung des Watergate-Skandals um Richard Nixon, der ihn schließlich zu Fall brachte. Die Washington Post ist aktiv dabei, Trumps Fake News und Alternative Facts aufzudecken.

Ich würde sagen diese Hintergrundgeschichte ist vielleicht geeignet, um das Mitgefühl bei Trump nicht zu groß werden zu lassen. Aber als Triebfeder für die jüngste Aktion Trumps gegen Amazon reicht das nicht aus.

Die andere Geschichte dreht sich um Standard Oil, ein Name, der in jüngster Zeit immer häufiger fällt. Standard Oil war der Ölkonzern von John D. Rockefeller und beherrschte 1890 70% des weltweiten Ölmarktes. Die US-Regierung zerschlug Rockefellers Konzern, obwohl Rockefeller bis zuletzt keine Gesetze mißachtet hatte. Es war weniger eine Strafe für Rockefeller, als vielmehr eine Notwendigkeit, dieses Monopol in 32 kleinere Unternehmen aufzuteilen, damit der Wettbewerb mit anderen Unternehmen wieder fairer ausgetragen werden konnte.

Ich habe dieses Beispiel bereits im Zusammenhang mit Facebook angeführt, denn auch Facebook hat eine Monopolstellung. Aber auf Amazon kann man das Beispiel ebenfalls übertragen, und dann auch auf Alphabet, auf Apple, auf Netflix und eine ganze Reihe weiterer US-Techkonzerne, die die wachsenden Skalenerträge des Internetgeschäfts für sich nutzten, um Quasi-Monopole zu schaffen.

Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES 28.03.2018 Woche Δ Σ '18 Δ

Dow Jones 24.057 0,4% -3,1%
DAX 12.097 0,0% -6,4%
Nikkei 21.159 -2,0% -7,1%
Shanghai A 3.310 -3,2% -4,4%
Euro/US-Dollar 1,23 -0,3% 2,5%
Euro/Yen 130,69 1,1% -3,2%
10-Jahres-US-Anleihe 2,75% -0,09 0,32
Umlaufrendite Dt 0,31% -0,04 0,03
Feinunze Gold $1.323 -1,1% 1,6%
Fass Brent Öl $69,88 1,2% 5,0%
Kupfer 6.601 -1,1% -7,8%
Baltic Dry Shipping 1.080 -3,3% -20,9%
Bitcoin 7.835 -8,5% -43,6%



Diese Woche war geprägt von dem Kampf des DAX mit seiner Unterstützung bei 11.800 Punkten. Immer wieder rutschte der DAX auf, teilweise auch unter diese Marke, doch ein Durchrutschen auf deutlich tiefere Niveaus blieb bislang aus. Mit der heutigen Rallye landete der DAX zum Quartalsende auf dem gleichen Niveau wie vor einer Woche.

Plunge Protection Team (PPT) in China: In den USA gibt es seit 1988 ein Team, das dem US-Präsidenten unterstellt ist, das an den Aktienmärkten größere Katastrophen wie den Crash von 1987 verhindern soll. Periodisch, immer wenn der S&P 500 beispielsweise an seiner 200-Tages-Durchschnittlinie aufschlägt, kommen Gerüchte auf, dass das PPT eingegriffen habe. Wissen tut man es nie, das Team arbeitet in der Regel unter dem Finanzminister, wenngleich auch der Präsident direkt Zugriff hat.

In China hat der Shanghai-Index diese Woche seine 200-Tages-Durchschnittlinie erreicht und prallte daraufhin ziemlich kräftig nach oben ab. Nun machen Gerüchte die Runde, dass es also auch in China ein solches PPT geben müsse. Nun, wenn dem so ist, ist das für uns Anleger zumindest mal etwas Beruhigendes.

Eine ähnliche Achterbahnfahrt hat der Euro-Wechselkurs zum US-Dollar vollzogen. Jeder Anstieg des Euros wurde mit einem Ausverkauf im DAX beantwortet. Doch auch hier ist das Wechselkursniveau im Wochenvergleich mit -0,4% nahezu unverändert.

Eine besondere Erwähnung verdient die Entwicklung der Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe. Anfang Februar war die Rendite über 2,8% gesprungen und löste dadurch den Ausverkauf an den Finanzmärkten aus. Plötzlich waren die 3% in Sichtweite und das Ende der Welt wurde an die Wand gemalt. Bis heute wurden jedoch die 3% nicht erreicht, im Gegenteil, gestern konnte die Rendite erstmals wieder unter 2,8% rutschen. Der Logik von vor zwei Monaten folgend müsste eigentlich die Korrektur nun beendet sein, der DAX sollte also wieder über 13.000 Punkte laufen. Doch leider sind seither jede Menge andere Baustellen aufgemacht worden (Facebook, Libor, Importzölle, Skripal), die erst noch abgearbeitet werden müssen. Ich habe in den Updates dieser Woche immer wieder diese Ereignisse kommentiert.

Für mich weiterhin ein Rätsel ist die nachhaltige Stärke im Ölpreis (+1,2%), während doch die hohen Zinsen und drohende Zölle die Wirtschaft abzuwürgen drohen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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