Alt 16.01.21, 11:33
Standard Wall Street geht mit Verlusten ins Wochenende
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat den Handel am Freitag mit Abschlägen beendet. Belastet wurde das Sentiment von Sorgen vor Steuererhöhungen in den USA und überwiegend schwachen Konjunkturdaten. Hinzu kam die weiter grassierende Corona-Pandemie. Angesichts des bevorstehenden langen Wochenendes bauten die Anleger daher Positionen ab. In den USA bleiben die Börsen wegen des Martin-Luther-King-Tags am Montag geschlossen.

Der Dow-Jones-Index schloss 0,6 Prozent tiefer bei 30.814 Punkten, während der S&P-500 um 0,7 Prozent nachgab. Für den Nasdaq-Composite ging es um 0,9 Prozent nach unten. Dabei gab es insgesamt 1.026 (Donnerstag: 2.202) Kursgewinner und 2.159 (968) -verlierer. Unverändert schlossen 55 (72) Titel.

Das vom künftigen US-Präsidenten Joe Biden angekündigte Corona-Hilfspaket im Volumen von 1,9 Billionen Dollar löste keine Euphorie unter Aktieninvestoren aus. Stattdessen fragten Anleger, wer die Rechnung im Anschluss begleichen wird. "Der Umfang überrascht offensichtlich auf der Oberseite. Mit der Senatsmehrheit könnten Steuererhöhungen mittelfristig kommen und das ist etwas, was der Markt ins Kalkül ziehen muss", sagte Investmentstrategin Wei Li von Blackrock.

Biden wolle Steuerschlupflöcher schließen, um die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. "Aber höhere Unternehmens-, Einkommens- und Kapitalertragssteuern sind irgendwann unvermeidlich für eine Wirtschaft, die eine Staatsverschuldung von weit über 100 Prozent des BIP vorweist", blies ING-Volkswirt James Knightley ins gleiche Horn.

Andererseits zeigt der Arbeitsmarkt Zeichen der Schwäche und damit die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung. Am Vortag hatten Daten die höchste Steigerung bei den wöchentlichen Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung in den USA seit Beginn der Pandemie im März 2020 offenbart. "Wenn man so schlechte Daten sieht, muss man sich fragen, ob die vorherrschende Erwartung, dass eine zyklische Erholung eintritt, erschüttert wird", ergänzte Li.

Wie es um die Verfassung der US-Konjunktur bestellt ist, belegten Daten. So ist die Geschäftsaktivität im Großraum New York auf Basis des Empire State Index im Januar gesunken, obwohl Volkswirte auf eine Erholung gesetzt hatten. Auch die Einzelhandelsumsätze im Dezember enttäuschten auf ganzer Linie und die für die US-Wirtschaft so wichtige Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Januar eingetrübt. Immerhin überraschte die Industrieproduktion im Dezember positiv.

US-Banken überzeugen nicht

Im Fokus standen zudem die Geschäftsausweise der Großbanken JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo. JP Morgan hat ihren Gewinn im vierten Quartal trotz Corona-Krise um 42 Prozent gesteigert und die Erwartungen übertroffen. Der Kurs gab jedoch 1,8 Prozent nach. Die Bank profitierte vor allem von der Auflösung von Kreditrückstellungen in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar. Citigroup sanken um 6,9 Prozent. Das Finanzinstitut überzeugte zwar gewinnseitig, aber auf der Erlösseite verfehlte die Bank die Erwartungen. Wells Fargo büßten gar 7,8 Prozent ein, obwohl die Bank erstmals seit sechs Quartalen die Gewinnerwartungen geschlagen hat. Allerdings sind die Einnahmen deutlicher gesunken als befürchtet.

Pfizer hat nach Angaben norwegischer und deutscher Behörden vor anstehenden Lieferkürzungen für Europa bei dem gemeinsam mit Biontech entwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus gewarnt. Pfizer wolle in der Zeit ihre Produktionskapazitäten verbessern, hieß es. Die Pfizer-Aktie gab 0,1 Prozent nach, Biontech fielen um 4,0 Prozent.

Blackberry sprangen um 8,0 Prozent nach oben. Der kanadische Anbieter von Sicherheitssoftware soll laut Berichten 90 Patente an Huawei veräußert haben. Progress Software verloren 9,6 Prozent. Das Software-Unternehmen kehrte zwar in die Gewinnzone zurück. Allerdings war im Vorjahr eine Abschreibung vorgenommen worden, die das Ergebnis gedrückt hatte. Die Aktien von Lennar stiegen um 2,1 Prozent. Der Vorstand hat einen weiteren Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 1 Milliarde Dollar oder 25 Millionen Aktien genehmigt.

An der Börse in Toronto ging es für die Aktie von Alimentation Couche-Tard um 4,8 Prozent nach oben, nachdem eine mögliche Übernahme des französischen Lebensmittelhändlers Carrefour Kreisen zufolge offenbar durch die französische Regierung blockiert worden ist.

Rentennotierungen legen zu

Am Rentenmarkt stiegen die Notierungen mit den schwachen Wirtschaftsdaten. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank im Gegenzug deutlich um 3,3 Basispunkte auf 1,09 Prozent. Das klare Bekenntnis von Notenbankgouverneur Jerome Powell zur lockeren Geldpolitik stützte den Rentenmarkt zusätzlich. Er dämpfte am Vorabend die Befürchtung, ein Zurückfahren der Anleihekäufe könnte angesichts der massiven Neuverschuldung der USA durch Stimuluspakete demnächst anstehen.

Der Dollar legte als vermeintlich sicher Währungshafen deutlich zu angesichts der trüben Konjunkturdaten. Der Dollar-Index stieg um 0,6 Prozent. Analysten glauben trotz des Bekenntnisses von Powell, dass die USA früher als Europa aus der ultrolockeren Geldpolitik aussteigen werden. Der Euro fiel auf 1,2080 Dollar nach Wechselkursen um 1,2146 am Freitagmorgen.

Die Erdölpreise sanken mit den überwiegend mauen Daten, die nicht für ein Anspringen der Nachfrage stehen. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 2,6 Prozent auf 52,17 Dollar je Barrel, der Preis für die europäische Sorte Brent gab ebenfalls 2,6 Prozent auf 54,93 Dollar nach.

Der gestiegene Dollar drückte die Feinunze Gold um 1,1 Prozent auf 1.826 Dollar. Auch die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung durch die Biden-Pläne belastete das Edelmetall. Zudem könnten Steuererhöhungen die Inflationssorgen etwas dämpfen.

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