Alt 05.06.10, 14:46
Standard So tickt die Börse: Positives Bild bei Monatsbetrachtung
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Der abgelaufene Monat Mai war für die US-Börsen der schlechteste Monat Mai seit 40 Jahren. Kein Wunder, dass wir in den ersten Juni-Tagen eine leichte Erholung gesehen haben, doch gelöst sind die Probleme derzeit noch nicht.

Der Vorstoß Deutschlands in Sachen ungedeckter Leerverkäufe ist richtig und gut, doch noch lange nicht ausreichend, um die internationalen Finanzmarktregeln zu erzwingen, die erforderlich sind. Davon abgesehen scheint es ein aussichtsloser Kampf, die ausgeuferte Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen.

Die Situation hat sich in den vergangenen Tagen kaum verändert; ich erwarte in den nächsten Tagen wieder die Schlagzeilen, die wir vor einer Woche bereits schon einmal gelesen haben. Daher habe ich heute die Monatsbetrachtung der wichtigsten Indizes in den Mittelpunkt des Kapitels 02 gerückt. Während es kurzfristig gar nicht so gut aussieht, eröffnet die Monatsbetrachtung doch ein recht optimistisches Bild für die mittelfristige Entwicklung.

Schauen wir uns zunächst einmal die Wochenbewegung der wichtigsten Indizes an:

INDIZES (03.06.2010)

Dow Jones: 10.255 | 0,0%
DAX: 6.054 | 2,0%
Nikkei: 9.901 | 1,4%
Euro/US-Dollar: 1,218 | -1,5%
Euro/Yen: 112,89 | 0,3%
10-Jahres-US-Anleihe: 3,38% | 0,0
Umlaufrendite Dt: 2,20% | 0,0
Feinunze Gold USD: $1.204,60 | -0,7%
Fass Crude Öl USD: $74,42 | -0,5%
Baltic Dry Shipping I: 3.933 | -6,6%



Die Börsen scheinen sich zu stabilisieren, die heftigen Kurseinbrüche der Vorwoche scheinen vorerst gestoppt. Gleichzeitig hellt sich die Stimmung unter den Anleger sichtbar auf, schauen Sie selbst:

SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
14.05.- 21.05. (---): Daten nicht verfügbar
21.05.- 28.05. (170): 46% / 20%
28.05.- 04.06. (270): 57% / 15%

ANALYSTEN KAUF
Daimler, Credit Suisse, BP

ANALYSTEN VERKAUF
Conergy, Fiat, Porsche

PRIVATANLEGER:
20. KW 2010: 52% Bullen (97 Stimmen)
21. KW 2010: 69% Bullen (81 Stimmen)
22. KW 2010: 64% Bullen (86 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.988

PRIVATANLEGER KAUF
EDF Energies, Societe General, Credit Agricole

PRIVATANLEGER VERKAUF
BP, Arcandor


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


MONATSBETRACHTUNG

DOW JONES 10.136
Um bis zu 12% sind die Kurse im Monat Mai eingebrochen. Unterm Strich blieb ein Minus von 7,9% übrig, der schlechteste Mai für den Dow Jones seit 40 Jahren. Sämtliche Gewinne dieses Jahres wurden abgegeben, der Dow Jones notiert wieder nahe den Tiefs vom Februar.

Im Bereich 9.800 bis 10.000 hat sich ein Boden gebildet, der mit zunehmender Zeit immer stabiler wird. So würde ich eine kräftige Unterstützung bei 9.800 Punkten sehen.

Im Falle einer Rallye würde der Dow Jones Platz bis 11.000 Punkte haben. Dort würde er wieder zurück in den im März 2009 begonnenen Aufwärtstrend kommen.

Ein besonders negatives Zeichen ist das Unterschreiten der 200-Tages-Durchschnittslinie bei 10.300 Punkten. So sprechen nun viele Marktbeobachter von einem Bärenmarkt und halten jegliche Rallyes für nichts weiter als kurze Erholungsrallyes.


DAX 5.964
Mit einem Monatsverlust von nur 2,8% hat der DAX eine deutliche relative Stärke gegenüber dem Dow Jones bewiesen. Dennoch betrug die Schwankungsbreite im DAX im Mai 11%, die Verunsicherung in Europa und in Deutschland ist groß. Ich interpretiere die relative Stärke des DAX dahingehend, dass Deutschland aus den Turbulenzen des Euros als Exportnation gestärkt hervorgehen wird.

Der DAX ist aufgrund seiner relativen Stärke noch immer über seinem 200-Tagesdurchschnitt und hat mit seiner Korrektur das Februartief von 5.433 Punkten noch lange nicht erreicht. All dies ist verhältnismäßig bullisch. Und so ließe sich als Ziel einer Rallye der Widerstand bei 6.300 Punkten ausmachen. Eine Korrektur würde das Februartief bei 5.433 Punkten ansteuern.

Schauen wir einmal in den US-Dollar Wechselkurs, ob wir damit die unterschiedliche Erwartung für DAX und Dow Jones begründen können.


USD/EUR 1,231
Um weitere 7,4% ist der Euro gegenüber dem US-Dollar im Mai eingebrochen. Seit dem Hoch im Dezember bei 1,53 USD/EUR ist der Euro um 20% gefallen. Für deutsche Exportunternehmen mit lang laufenden Rahmenverträgen im außereuropäischen Raum (Rheinmetall!) wird sich dies schon kurzfristig in überraschend hohe Währungsgewinne umwandeln. Aber auch mittel- und langfristig profitieren die deutschen Exportunternehmen von der gestiegenen preislichen Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte auf den internationalen Märkten. So erkläre ich mir die relative Stärke des DAX gegenüber dem Dow Jones.

Der Wechselkurs befindet sich in einem Abwärtstrend und als Ziel habe ich die 1,15 USD/EUR im Blick. Sollte dieser Abwärtstrend unterbrochen werden, so könnte insbesondere der Dow Jones ansteigen, was zu einem weltweiten Konjunkturoptimismus führen würde und somit auch den DAX wieder mit nach oben nehmen könnte. Eine Gegenbewegung würde in Richtung 1,26 USD/EUR laufen.


NIKKEI 9.769
Fast schon eine Katastrophe ist die Entwicklung in Japan, der Nikkei hat im Mai 11,7% verloren. Der japanische Premierminister Hatoyama hat diese Woche (fast zeitgleich mit Bundespräsident Köhler) das Handtuch geworfen und macht Platz für einen Neuen. Seinem Finanzminister Naoto Kan werden derzeit die besten Chancen zugesprochen. Es scheint, dass in Japan so langsam erkannt wird, dass ein Regierungschef tiefgreifende Kenntnisse von den Finanzmärkten haben sollte. In China ist das schon lange selbstverständlich, in Deutschland sind wir davon noch weit entfernt.

Nach dem Rücktritt Hatoyamas ist der Nikkei um 3% angesprungen. Schauen wir mal, wie der nächste Premier zum Außenwert des japanischen Yens steht.

Eine Unterstützung für den Nikkei gibt es bei 9.400 Punkten, dann erst wieder bei 9.050. Eine Erholung würde bis 10.450 Punkte laufen.


YEN/EUR 112,26
Von einem schwachen Yen für die Exportnation Japan wollte der Premierminister Hatoyama nichts wissen, der Euro fiel gegenüber dem Yen auf ein 8-Jahrestief. Ein so starker Yen belastet die japanische Wirtschaft und ist somit die Erklärung für die extrem schlechte Performance des Nikkeis im Mai. Gegenüber dem Yen ist der Euro im Monat Mai um 10% eingebrochen!

Die Wirren um den Regierungschef und sein Rücktritt in dieser Woche sind bereits in der Entwicklung des Wechselkurses der vergangenen Tage zu sehen, die Stärke des Yens lässt nach und der Euro bildet einen Boden. Die Kaufkraftparität ist auch auf diesem Niveau noch nicht erreicht, dennoch verschafft die Bodenbildung auf diesem Niveau vorerst eine Verschnaufpause. Und diese vorübergehende Stabilität gefällt den Börsen, die Kurse steigen.

Als nächstes Ziel des festen Yens würde ich einen Wechselkurs von 100 YEN/EUR erwarten. Sollte der neue, noch zu wählende Premier eine Rückkehr zu einem schwachen Yen ankündigen, dürfte sich der Trend bald umkehren. Eine Gegenbewegung könnte bis 120 YEN/EUR laufen.

Der extrem starke Yen ist auch gegenüber dem US-Dollar zu erkennen, dort hat der Yen im Mai um 2,9% zugelegt.


ÖL 74,55 USD/Fass
In der Entwicklung des Ölpreises sehen wir, dass die Turbulenzen in der EU nicht das einzige Thema an den Finanzmärkten waren. Zum einen wurde eine zu erwartende restriktive Geldpolitik der EU als Vorbote einer schwachen europäischen Konjunktur gewertet, was die Weltwirtschaft beeinträchtigen würde und somit eine schwache Ölnachfrage zur Folge hätte. Zum anderen hat aber auch China eine restriktive Geldpolitik umgesetzt und somit Sorgenfalten auf die Stirn der Ölindustrie gejagt. Ein langsameres Wachstum in China würde ebenfalls die Ölnachfrage beeinträchtigen.

So ist der Ölpreis im Mai um 13,5% eingebrochen, das Tief lag bei 67 USD/Fass. Ich halte diesen Einbruch für übertrieben, da China zum einen das eigene Wirtschaftswachstum nicht abwürgen wird und Deutschland zum anderen eine Exportnation ist, die vom schwachen Euro profitiert. Für die nächsten Wochen würde ich daher eine Unterstützung bei 70 USD/Fass erwarten, sofern nochmals Konjunktursorgen aufkommen.

Eine Erholung würde den Ölpreis wieder an die untere Begrenzung der Handelsspanne der vergangenen Monate bei 79 USD/Fass heranführen. Die Folge der Katastrophe in der Karibik (Explosion der Ölbohrinsel von BP) dürften teure Sicherheitsauflagen für die Ölindustrie sein, so dass der Ölpreis eher noch teurer wird.


GOLD 1.234 USD/Oz
Das Edelmetall ist seinem Ruf als Krisenwährung gerecht geworden. Im Mai wurde bei 1.249 USD/Oz ein neues Allzeithoch erreicht. Das Monatsplus beträgt 3,2%. Die Turbulenzen um den Euro führten dazu, dass Anleger ihr Kapital aus Europa abzogen (schwacher Euro) und in US-Dollar (insbesondere US-Anleihen) als auch in Gold anlegten.

Die Dynamik des Aufwärtstrends lässt jedoch vorerst nach und so erwarte ich für die nächsten Wochen keine neuen Rekorde beim Gold. Vielmehr würde eine Konsolidierung bis auf 1.160 USD/Oz den Goldpreis auf verschiedene Zwischenhochs dieses Jahres zurückholen. Anschließend befindet sich die nächste Unterstützung bei 1.050 Euro.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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