Alt 17.04.10, 16:36
Standard So tickt die Börse: Q-Ergebnisse wichtiger als Konjunktur
Beitrag gelesen: 1278 x 

VULKANAUSBRUCH IN ISLAND FÜHRT KAPAZITÄTSENGPASS VOR AUGEN.

17.000 der 28.000 Flüge in Europa vom heutigen Tag wurden storniert. Kein Wunder, dass die Lufthansa heute im DAX die rote Laterne trägt. Der Vulkanausbruch in Island hat zu einem Chaos bei Meetings und Besprechungen geführt. Wer profitiert?

Nun, die Deutsche Bahn ist leider noch nicht börsennotiert. Sie hat nach eigenen Aussagen alles auf die Schiene gebracht, was Räder hat.

Vodafone und die Dt. Telekom wickeln die Telefonate zwecks organisatorischer Änderungen zu Meetings und Besprechungen ab. Aber im Zeitalter der Flatrates (Pauschaltarife) führt das höchstens dazu, dass die Netze überlastet sind.

Viele Firmen werden heute auf Telefon- und Videokonferenzen umschwenken. Über die schnellen Internetleitungen können schon seit Jahren Videokonferenzen abgehalten werden. Der persönliche Kontakt ist zwar stets vorzuziehen, doch wenn die Flieger am Gate stehenbleiben, dann wird der eine oder andere auf diese Kommunikationsmethode zurückgreifen. Auch per mobilem Internet, denn auch dort sind die Geschwindigkeiten inzwischen ausreichend.

Die zu erreichenden Geschwindigkeiten, wohlgemerkt. Auf der anderen Seite sind die Kapazitäten schon lange ausgelastet. Nicht umsonst tobt derzeit ein Kampf um die Kosten des Internet-Verkehrs. Unternehmen wie die Deutsche Telekom wollen denjenigen, die besonders große Datenpakete verschieben, eine Streckenmaut abverlangen. Googles YouTube ist hier ein prominenter Anbieter, dessen Videos die Datenautobahn lahm legen.

Da baut Google weltweit große Rechenzentren, stattet die Rechner mit riesigen Festplatten aus und koppelt sie mit modernster Technologie an das öffentliche Internet. Wenn Sie nun von zu Hause aus ein Video von YouTube aufrufen, dann ist die Deutsche Telekom dafür verantwortlich, dass Sie das Video ohne stocken sehen können, selbst wenn Ihre Nachbarn ebenfalls gleichzeitig große Datenmengen herunterladen.

Während die Dt. Telekom für die letzte Meile verantwortlich ist, betreibt jeder Internetprovider (Alice, 1&1, QSC, etc.) sein eigenes Netz bis zum Verteilerkasten in Ihrer Nachbarschaft. Auch in diesem Netz müssen ausreichend Bandbreiten zur Verfügung gestellt werden.

Da Sie als Endkunde niemals eine wirklich eigene Leitung nutzen, sondern stets je nach Bedarf Bandbreiten zugeteilt bekommen, ist es durchaus möglich, dass Ihnen beispielsweise Geschwindigkeiten von 16 Mb/s zugesagt wurden, Sie sich dies aber mit Ihrem Nachbarn teilen müssen.

Das gleiche Problem gibt es beim mobilen Internet. Auch hier stoßen die Netzbetreiber langsam an ihre Grenzen.

Wenn Sie also wissen möchten, wer von der Rauchwolke über Europa profitiert: Akamai, F5 Networks, JDS Uniphase und Cisco. Diese Unternehmen kümmern sich um alles was dazu führt, große Datenmengen schneller in Ihr Haus zu befördern. Und nachdem die letzte große Investitionswelle zur Jahrtausendwende stattfand, gibt es einige Bereiche, die veraltet und erneuerungsbedürftig sind.

Akamai betreibt ein weltweites Servernetzwerk und ist mit einer Software ausgestattet, um Inhalte redundant und dadurch regional genau dort vorzuhalten, wo sie benötigt werden, ohne dass es zu Inkonsistenzen kommt. F5 bietet sichere Zugänge zur Firmeninfrastruktur an und optimiert dabei die Zugriffsgeschwindigkeiten. JDS Uniphase analysiert die Infrastruktur von Internetprovidern und zeigt Flaschenhälse auf. Und Cisco stellt die Netzwerkrouter her, die als zentrale Verkehrsknotenpunkte den Internetverkehr in die richtige Richtung leiten.

QUARTALSERGEBNISSE WICHTIGER ALS KONJUNKTURDATEN

Wenn Sie sich die Wochenperformance der wichtigsten Indizes anschauen, dann müssen Sie genau wie ich zu dem Schluss kommen, dass die konjunkturellen Warnsignale von den Anlegern ignoriert wurden. Stattdessen wurden die Aktienmärkte in die Höhe gejubelt. Grund dafür waren überraschend gute Quartalsergebnisse aus allen Branchen. Schauen Sie sich zunächst einmal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an:

INDIZES (15.04.2010)

Dow Jones: 11.144 | 2,0%
DAX: 6.291 | 1,9%
Nikkei: 11.102 | -0,9%
Euro/US-Dollar: 1,354 | 1,1%
Euro/Yen: 125,34 | -0,1%
10-Jahres-US-Anleihe: 3,85% | -0,1
Umlaufrendite Dt: 2,76% | 0,0
Feinunze Gold USD: $1.156,45 | 0,0%
Fass Crude Öl USD: $84,61 | -1,8%
Baltic Dry Shipping I: 3.001 | 2,7%


Die Katastrophe zeichnet sich ab: Deutschland wird tief in die Tasche greifen, um Griechenlands Maßlosigkeit der Vergangenheit zu finanzieren. Nachdem ich Angela Merkel für ihre Standfestigkeit noch vor wenigen Wochen gelobt hatte, ist sie nun umgefallen. Deutschland wird den Löwenanteil der Griechenlandhilfe überweisen, es wird nun nur noch über die Konditionen verhandelt.

Die Arbeitsmarktdaten in den USA haben sich in diesen Tagen wieder verschlechtert. Ben Bernanke spricht von einer nur langsamen Erholung der Konjunktur und immer häufiger wird die Frage gestellt, wie die USA denn ihr Staatsdefizit finanzieren wollen. So langsam kommen Vermutungen auf: Steuererhöhungen? Zumindest eine Erhöhung auf Kapitalerträge, also auch Spekulationsgewinne aus Aktiengewinnen, gilt bereits als sicher. Hier sehe ich einen möglichen Grund für eine Korrektur im Laufe der nächsten Monate: Gewinnmitnahmen solange der Steuersatz noch auf dem niedrigen Niveau der Bush-Ära ist.

Doch nachdem in den vergangenen Wochen stets die Skepsis überwog, kommt nun langsam Euphorie auf, denn die Unternehmen berichten reihenweise bessere Quartalszahlen als erwartet.

FINANZEN

J.P. Morgan hat den Anfang gemacht. Aus dem Quartalsergebnis wurde (für viele überraschend, nicht jedoch für Heibel-Ticker PLUS Kunden) ersichtlich, dass die Rückstellungen für faule Kredite rückläufig sind. Das, was in den Jahren 2007 und 2008 die Bilanzen geschwächt hatte und zu diversen Pleiten führte, wird nun zu zusätzlichen Gewinnen führen, denn die hohen Rückstellungen aus der Krisenzeit können nun sukzessive verringert werden.

Sämtliche Banken sind in dieser Woche überproportional angesprungen. Die beiden im Heibel-Ticker PLUS befindlichen Bankaktien haben 4 und 6% zugelegt, nachdem sie in den Vorwochen bereits um über 30 und 45% angestiegen waren.

Soeben wurde der Vorwurf der US-Börsenaufsicht gegenüber Goldman Sachs veröffentlicht, hinsichtlich der Offenlegung der Aktivitäten des eigenen Hedgefonds nicht zu kooperieren. Die Aktien von Goldman Sachs sind umgehend um 15% eingebrochen, die anderen Finanzaktien folgen.

Ich würde diesem Kurseinbruch nicht zu viel Bedeutung beimessen, denn heute ist Optionsverfalltag und da kommt es häufiger zu übertrieben heftigen Kursbewegungen. Wer von einer solchen Meldung auf dem falschen Fuß erwischt wird, hat nur noch wenige Stunden, um seine Positionen glatt zu stellen.

TECHNOLOGIE

Intel hat ebenfalls ein hervorragendes Ergebnis veröffentlicht. Auch hier waren die Kunden des Heibel-Ticker PLUS nicht überrascht worden, gehört Intel doch zu unseren spekulativen Positionen. Der Kurs ist um 8% angesprungen, weite Bereiche des Technologiesektors folgen diesem Ausbruch.

Gemeinsam mit Intel sind auch Microsoft und Cisco weiter angestiegen.

LOGISTIK

UPS hat hervorragende Zahlen vorgelegt, das Management hat in der anschließenden Pressekonferenz zugegeben, dass man von der Intensität des Nachfrageschubs insbesondere auf internationaler Ebene überrascht wurde. Die Aktie von UPS öffnete nach diesem Ergebnis um 8% über ihrem Vortagsniveau. Der Optimismus zeigte sich auch bei FedEx und zog selbst unsere Deutsche Post um 4% in die Höhe.

Wo kommt all dieses Geld her, mit dem die Aktien so plötzlich in die Höhe gejubelt werden? Wo wird das Geld abgezogen?

Nun, ein Blick auf die Wochenperformance der einzelnen DAX-Aktien gibt schnell Aufschluss darüber. Am unteren Ende finden Sie Fresenius Medical Care, Bayer, Merck, BASF, Metro und die Allianz. Unternehmen also, deren Geschäft weitgehend konjunkturunabhängig, nicht-zyklisch ist. Aktien also, die man zu Zeiten konjunktureller Unsicherheit kauft. Der sichere Hafen.

Während also Anleger in den vergangenen Wochen skeptisch in den defensiven Titeln verharrten und zu einem großen Teil die fulminante Rallye der vergangenen Wochen verpassten, schichten sie nun um und setzen auf eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs, gehen wieder mehr Risiko ein und kaufen die zyklischen Aktien, die von einem Aufschwung besonders profitieren würden.

Ist das richtig? Oder ist es mal wieder zu spät, wenn die Masse einen Trend erkennt?

Nun, schauen wir uns einmal die Stimmung unter den Anlegern und Analysten an:

SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
19.03.-26.03. (334): 54% / 16%
26.03.-01.04. (272): 58% / 13%
05.04.-09.04. (175): 52% / 13%

ANALYSTEN KAUF
ASML Holding, Intel, Infineon

ANALYSTEN VERKAUF
Casino Guichard-Perrachon S.A., Beiersdorf, Scania AB

PRIVATANLEGER:
12. KW 2010: 58% Bullen (77 Stimmen)
13. KW 2010: 50% Bullen (70 Stimmen)
14. KW 2010: 58% Bullen (74 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 6.261

PRIVATANLEGER KAUF
IQ Power, Wirecard, Intel

PRIVATANLEGER VERKAUF
Royal Bank of Scotland


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel

Von Pessimismus kann auch bei Analysten nicht die Rede sein, denn die Verkaufsempfehlungen bleiben auf extrem niedrigem Niveau. So haben derzeit die Optimisten die Oberhand, wie auch an der Börsenentwicklung sowie der Auswahl der Aktien zu sehen ist. Anleger werden wieder risikofreudig.

Da ist es wohl genau der richtige Augenblick, sich die defensiven Titel, die in diesen Tagen federn lassen müssen, anzuschauen. Denn die nächste Korrektur kommt bestimmt und da werden defensive Aktien dem Portfolio Stabilität geben, die Sie gut schlafen lässt.

Im folgenden Kapitel habe ich die Auswirkungen der Gesundheitsreform von Präsident Obama analysiert. Es wird Sie überraschen, dass zwar 32 Mio. mehr US-Amerikaner künftig medizinische Versorgungsleistungen in Anspruch nehmen dürfen, aber dennoch will Obama die Gesundheitskosten insbesondere bei Rentnern senken, um das Gesamtsystem finanzierbar zu machen.

Eine Frage, die ich mir als Börsenbriefautor immer wieder stelle: Wer profitiert?

Anbieter von billigeren Medikamenten, also Generikahersteller.

Und es profitieren auch Anbieter von Vorsorgeleistungen. Obama hat erkannt, dass die USA das teuerste medizinische Versorgungssystem der Welt hat, aber dennoch die Lebenserwartung der Amerikaner deutlich hinter der anderer entwickelter Länder zurückbleibt.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 06:22 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]