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Neue Gefahren für den Bullenmarkt.
Verursacht durch den Drohnenangriff auf eines der größten Ölfelder Saudi-Arabiens erlebte der Ölpreis am Montag einen extremen Anstieg. Der Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich innerhalb eines Börsentags belegte weltweit die Schlagzeilen und schürte zahlreiche Spekulationen um die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen. Sollten die Produktionsanlagen wie erwartet für längere Zeit nicht voll betriebsfähig sein, könnte dann ein Engpass die wirtschaftlichen Aktivitäten schmerzhaft einbremsen? Droht dem laufenden Bullenmarkt Gefahr durch einen unkontrolliert ansteigenden Ölpreis? Auswirkungen sind überschaubar Im richtigen Kontext betrachtet sind die Auswirkungen nicht so dramatisch wie auf den ersten Blick vermutet. Zwar hat der Ölpreis mit hohen prozentualen Zuwächsen reagiert, jedoch ausgehend von einer relativ niedrigen Basis. Am vergangenen Montag wurde lediglich das Preisniveau vom Mai 2019 wieder erreicht, die Höchststände aus dem Jahr 2018 sind noch außer Reichweite. Dramatisch hört sich auch die durch den Anschlag verlorengegangene Fördermenge an: 5,7 Millionen Barrel pro Tag! Im Vergleich mit dem vormonatlichen Durchschnitt entspricht dies zwei Drittel der Saudi-Arabischen Fördermenge und immerhin noch fünf Prozent der globalen Produktion. Jedoch befolgt Saudi-Arabien, wie auch andere ausgewählte OPEC-Länder, aktuell die Strategie einer einschränkten Förderung. Seit Jahren dient der reduzierte Output als taktische Maßnahme, um einem Preisverfall entgegenzuwirken, der durch ein Überangebot entstehen kann - man erinnere sich an den Jahreswechsel 2015/16. Insgesamt ist die Produktionsmenge der OPEC von 35 Millionen Barrel im November 2016 - zu diesem Zeitpunkt wurde gemeinschaftlich beschlossen, die Produktionsmenge zurückzufahren - auf 31,9 Millionen Barrel im Mai 2019 gesunken. In der Summe sind also genügend Kapazitäten vorhanden, um einen lokalen Produktionsausfall auszugleichen. Es mangelt nicht an Reserven Die Lagerbestände sind hoch! Obwohl seitens der OPEC definitiv der Fuß vom Gas genommen wurde, sind die weltweiten Ölvorräte auf etwa 2,9 Milliarden Barrel angestiegen. Mittlerweile beträgt die US-Ölproduktion 12,4 Millionen Barrel pro Tag - in den letzten Jahren hat Saudi-Arabien die Rolle des „Swing-Produzenten“ sukzessive an die USA abgegeben. Angesichts hoher Lagerbestände, zusätzlichen OPEC-Kapazitäten und einer steigenden US-Produktion sollte man sich also um die Ölversorgung keine allzu großen Sorgen machen. Selbst wenn der Ölpreis weiterhin ansteigt, ist eine direkte Gefährdung des Wirtschaftswachstums nicht gegeben. Zum einen wird viel weniger Öl benötigt, um einen Dollar für das US-BIP zu produzieren als früher. Zum anderen können höhere Benzinpreise die Konsumausgaben zwar beeinträchtigen, führen jedoch erfahrungsgemäß zu einer Verschiebung statt zu einer Ausgabenverringerung. So wie die Konsumausgaben nicht angestiegen sind, als sich in den Jahren 2014 und 2015 der Ölpreis extrem verbilligte, so sollten sie jetzt auch nicht sinken, wenn der Benzinpreis wieder etwas anzieht. Fazit Hohe Lagerbestände, freie Kapazitäten, kollektive Flexibilität der Öl-produzierenden Staaten. Wem der steigende Ölpreis dennoch große Sorgen bereitet, der findet auch in der Vergangenheit beruhigende Beispiele. Im Jahr 2013 beispielsweise legten die Aktienmärkte enorm zu, das Wirtschaftswachstum nahm Fahrt auf - bei einem Ölpreis im Bereich von 100 US-Dollar pro Barrel. Ein Anstieg auf der Basis von 60 US-Dollar sollte daher keinen unmittelbaren Gegenwind für die globale Wirtschaft darstellen. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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