Alt 08.12.18, 08:49
Standard Düstere Woche endet mit neuerlichem Absturz
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat eine rabenschwarze Woche erneut mit massiven Verlusten beendet. Nach kleinen Gewinnen zum Start drehte der Markt nach unten ab, und in immer neuen Wellen kamen Verkäufer herein. Vor allem bei den Nasdaq-Indizes mit Verlusten von 3 Prozent sprachen Teilnehmer von panikartigen Verkäufen. Der Dow-Jones-Index hat in der Woche rund 1.150 Punkte verloren, das ist ein Minus von 4,5 Prozent, das war die schwächste erste Dezemberwoche seit 2008.

Dabei drückten vor allem die Sorgen wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China wieder auf den Markt, dies zumal die Anleger vor dem Wochenende in der aktuell nervösen Stimmung ihr Risiko minimieren wollten. Auch wenn beide Konfliktseiten gegenwärtig versuchen, ein freundliches Bild der Verhandlungen zu zeichnen, wollen die Anleger doch Konkretes hören. Sie wappnen sich schon für mögliche neue Zölle im kommenden Jahr und fürchten, dass das weltweite Wachstum 2019 an Dynamik verlieren wird.

Auch der Brexit, die Gefahr einer inversen Zinskurve und die Unsicherheit um die Geldpolitik ängstigt viele Anleger. "Die Liste der Sorgen ist sehr, sehr lang", sagte CIO Erik Davidson von Wells Fargo Private Bank.

Der Dow-Jones-Index verlor 2,2 Prozent auf 24.389 Punkte, der S&P-500 fiel um 2,3 Prozent, der Nasdaq-Composite sackte um 3,1 Prozent ab. Umgesetzt wurden an der Nyse 1.031 (Donnerstag: 1.127) Millionen Aktien. Auf 932 (1.164) Kursgewinner kamen 2.042 (1.847) -verlierer, unverändert schlossen 84 (67) Titel.

Arbeitsmarktsdaten unter den Erwartungen

Der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht für November blieb hinter den Erwartungen zurück. So wurden außerhalb der Landwirtschaft 155.000 Stellen geschaffen, während Ökonomen mit einer Zunahme um 198.000 gerechnet hatten. Zudem wurden auch die Zahlen für die beiden Vormonate nach unten revidiert. Das Lohnwachstum blieb jedoch im November auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren.

"Es scheint so, dass das bislang gute US-Konjunkturbild leichte Risse bekommt", schrieb Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, in einem Kommentar. "Steigende Löhne, höhere Refinanzierungskosten und ein aufgrund der Zölle teurerer Einkauf von Vorprodukten aus China drückt auf die Margen der Unternehmen. Dies dämpft die Einstellungsbereitschaft." Die US-Währungshüter dürften aber im Dezember die Zinsen dennoch anheben, ist sich Gitzel sicher. Das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne von 3,1 Prozent mahne dies an. "Danach könnte dann aber erst einmal eine längere Zinspause anstehen", erwartet der Experte.

Am Vortag hatten sich die Indizes deutlich von ihren Tagestiefs erholt, ausgelöst von Spekulationen über einen weniger aggressiven Zinserhöhungskurs der US-Notenbank. Am Freitag hat James Bullard von der Fed in St. Louis sich gegen weitere Zinserhöhungen ausgesprochen, allerdings hat er dies schon öfter vorgebracht. Lael Brainard, die im Board of Governors der Federal Reserve sitzt und damit dauerhaft stimmberechtigt ist, hält den Zinspfad der US-Notenbank derzeit für angemessen, räumte aber ein, dass die weitere Geldpolitik zunehmend davon abhängen werde, wie sich der Ausblick entwickle.

Ölpreise schießen nach oben - Opec-Förderkürzung stützt

Die Ölpreise legten deutlich zu. Beim Opec-Treffen in Wien hat sich das Kartell mit seinen Verbündeten auf eine Senkung der Fördermenge geeinigt. Der Umfang von 1,2 Millionen Barrel pro Tag liegt im Rahmen der Schätzungen des Marktes. Die 14 Opec-Staaten würden ihre Produktion um 800.000 Barrel reduzieren, weitere 400.000 Barrel würden Nicht-Mitglieder übernehmen, sagte der zuständige irakische Minister. Zudem geht auch die US-Produktion zurück. Die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA ist auf Wochensicht um 10 auf 877 gefallen. Für WTI ging es zum Settlement um 2,2 Prozent auf 52,61 Dollar nach oben, Brent stieg um 2,48 Prozent auf 61,53 Dollar.

Dollar mit US-Arbeitsmarktdaten unter Druck

Der Dollar geriet mit der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten unter Druck. Im Gegenzug kletterte der Euro bis auf ein Tageshoch bei 1,1416 Dollar und notierte im späten Geschäft nach einem Rücksetzer fast genauso hoch. Die allmählich sinkenden Zinserhöhungserwartungen in den USA machen der US-Devise zu schaffen.

Der Goldpreis als "sicherer Hafen" legte weiter zu, der Preis für die Feinunze stieg um 0,9 Prozent auf 1.248 Dollar. Mit dem weiter ungelösten Handelsstreit zwischen den USA und China, dem Brexit sowie dem italienischen Haushaltsstreit gebe es weiterhin eine ganze Reihe von politischen Unwägbarkeiten, heißt es. Dazu komme die Aussicht auf ein verlangsamtes Tempo bei den US-Zinserhöhungen. Dies wirke positiv für das zinslose Edelmetall.

Auch die US-Anleihen waren wieder als vermeintlich sicheres Investment gesucht. Die Rendite zehnjähriger Titel verlor 2,8 Basispunkte auf 2,86 Prozent. Die Differenz zwischen der Zwei- und der Zehnjahresrendite verengte sich aber nicht weiter, weil auch die Rendite der Kurzläufer kräftig nachgab. An den vergangenen Tagen hatte die drohende inverse Zinsstruktur als Vorbote einer möglichen Rezession die Teilnehmer am Aktienmarkt verschreckt.

Broadcom nach Zahlen gesucht

Abverkauft wurden potenzielle Opfer einer verschärften internationalen Zollpolitik: Technologiewerte wie Nvidia (-6,7 Prozent) und Intel (-4,4 Prozent) oder Industriewerte wie Deere (-4,6 Prozent) oder Caterpillar (-3,8 Prozent).

Broadcom legten um 0,6 Prozent zu. Der Chip-Hersteller hatte für das vierte Geschäftsquartal einen Nettogewinn von 1,12 Milliarden Dollar vermeldet, verglichen mit 532 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum. In seinem Ausblick erwartet das Unternehmen ein weiteres Geschäftsjahr mit zweistelligem Umsatzwachstum.

Für Ulta Beauty ging es um 13,1 Prozent nach unten. Der Kosmetik-Einzelhändler hat mit seinen Viertquartalszahlen enttäuscht. Dagegen hat Lululemon Athletica zwar die Erwartungen übertroffen. Die Aktie fiel aber dennoch um 13,4 Prozent, nachdem sie in diesem Jahr bereits um 67 Prozent nach oben gelaufen ist.

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December 07, 2018 16:14 ET (21:14 GMT)

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