Alt 06.12.18, 22:01
Standard Wall Street schließt deutlich über Tagestief
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Donnerstag leichte Verluste erlitten. Dabei ging sie im Tagesverlauf auf Erholungskurs und schloss deutlich über den Tiefs, nachdem sie nochmals eingebrochen war und der Dow-Jones-Index nahezu 800 Punkte verloren hatte. Die Nasdaq-Indizes drehten sogar ins Plus. Die Erholung setzte ein, nachdem Repräsentanten der US-Notenbank laut einem Bericht des Wall Street Journal erwägen, eine neue Grundhaltung des "Abwartens" einzunehmen, nachdem sie die wahrscheinliche Zinsanhebung im Dezember vollzogen haben. Dies weckte die Hoffnung auf eine nur moderate Straffung im kommenden Jahr.

Hauptthema waren zunächst Sorgen um eine weitere Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Auslöser am Berichtstag war die Meldung über die Verhaftung der Finanzchefin des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei, Meng Wanzhou, in Kanada auf Betreiben der USA. Denn diese Maßnahme bedeutet aus Sicht der Marktteilnehmer einen harschen Dämpfer für die erhoffte Annäherung im Handelsstreit zwischen USA und China.

Im späten Handel kamen auf den gesunkenen Niveaus Käufer herein. Handelten auf dem Tief alle 30 Dow-Werte im Minus, drehten 14 ins Plus. Teilnehmer rechnen mit einer weiter steigenden Volatilität an den Märkten. Die Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell in der vergangenen Woche habe Unsicherheit über die künftige Politik der Notenbank geweckt. "Der Ton der Fed hat sich verlagert von 'Wir wissen, was die Konjunkturdaten aussagen' zu 'Wir wissen nur in etwa, was die Daten sagen, und wir werden die Zinsen anheben oder auch nicht'", sagte Portfoliomanager Thoams Martin von Globalt Investments.

Derweil preisen die Federal-Funds Futures aktuell nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 3,2 Prozent ein, dass die Fed die Zinsen im nächsten Jahr viermal anhebt, nach 9,2 Prozent vor einem Tag und 29 Prozent vor einem Monat.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 24.948 Punkte, der S&P-500 gab um 0,2 Prozent ab, während der Nasdaq-Composite um 0,4 Prozent vorrückte. Umgesetzt wurden an der Nyse 1.127 (Montag: 981) Millionen Aktien. Auf 1.164 (492) Kursgewinner kamen 1.847 (2.548 -verlierer, unverändert schlossen 67 (40) Titel.

Am Vortag fand wegen des Gedenkens an den verstorbenen Ex-Präsidenten George H. W. Bush kein Handel statt.

Ölpreise wieder auf Talfahrt

Für Verunsicherung sorgten die weiter abstürzenden Ölpreise vor dem Hintergrund des gerade stattfindenden Opec-Treffens in Wien. Brent-Öl verbilligte sich um 2,2 Prozent auf 60,18 Dollar. Vom Treffen der Opec-Staaten hieß es, dass man sich prinzipiell auf eine Förderkürzung geeinigt hat. Das Ausmaß der Maßnahme dürfte allerdings erst am Freitag festgelegt werden. Die derzeit offenbar diskutierte Senkung der Fördermenge um rund 1 Million Barrel bliebe unter den Erwartungen. Der WTI-Preis fiel zum Settlement um 2,6 Prozent auf 51,49 Dollar je Barrel. Auch der kräftige Abbau der Rohöllagerbestände in den USA konnte den Preisverfall zunächst nicht aufhalten. Im späteren Geschäft entfernte sich Öl aber von seinen Tagestiefs. Beide Ölsorten lagen vorübergehend schon 5 Prozent im Mius.

Die Konjunkturdaten fanden in dem nervösen Umfeld kaum Beachtung. Der ADP-Arbeitsmarktbericht blieb mit einer Zunahme von 179.000 Stellen im privaten Sektor im November leicht unter der Prognose eines Plus von 190.000. "Das Jobwachstum ist stark, hat aber wahrscheinlich seinen Höhepunkt erreicht", sagt Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics.

Die Produktivität ex Agrar fiel im dritten Quartal mit einem Plus von 2,3 Prozent einen Tick höher als erwartet aus. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist zwar gefallen, doch waren Ökonomen von einem stärkeren Rückgang nach dem deutlichen Anstieg in der Vorwoche ausgegangen. Das Defizit in der US-Handelsbilanz ist im Oktober etwas stärker als erwartet gestiegen.

Sowohl der ISM-Index als auch das Markit-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe im November übertrafen die Prognosen. Der Auftragseingang ging im Oktober um 2,1 Prozent zurück, allerdings war dies in etwa so erwartet worden.

"Sichere Häfen" gesucht

Mit den zunehmenden Sorgen hinsichtlich Konjunktur und Handelsstreit sowie Brexit und Italien-Haushalt waren bei Investoren die vermeintlich "sicheren Häfen" gesucht. Dazu gehören vor allem die Anleihemärkte. Die Rendite zehnjähriger US-Papiere sank um 8,3 Basispunkte auf 2,88 Prozent. Die Differenz zwischen der Zwei- und der Zehnjahresrendite verengte sich aber nicht weiter, da auch die Zweijähresrendite in ähnlichem Umfang zurückfiel. Eine inverse Zinsstruktur gilt als Vorbote einer möglichen Rezession.

Am Devisenmarkt legte der als "Fluchtwährung" gesuchte Yen zunächst gegenüber dem Dollar zu. Der US-Dollar rutschte im Tagestief bis auf 112,22 Yen nach Wechselkursen klar über der Marke von 113 am Vorabend. Im späten Geschäft erholte sich der Dollar auf 112,68 Yen. Der Greenback gab mit den etwas schwächeren ADP-Daten auch zum Euro nach. Im Gegenzug stieg dieser bis auf das Tageshoch von 1,1413 Dollar, gab dann aber wieder ab auf 1,1383.

Der Goldpreis legte nach seiner jüngsten Rally noch etwas zu und stieg um 0,1 Prozent auf 1.238 Dollar. Im Hoch notierte er auf dem höchsten Niveau seit fünf Wochen. Das Edelmetall profitiert ebenfalls von seinem Status als "sicherer Hafen".

Banken- und Energiewerte unter Druck

Verkauft wurden wegen des Zinsumfelds Bankenwerte mit einem Minus von 1,8 Prozent und wegen des Ölpreises Energiewerte, die ebensoviel nachgaben. Daneben schwächelten besonders Auto- und Rohstoffaktien. Am besten schnitten Medien-, Einzelhandels- und Lebensmittelwerte ab.

Für die Aktien von Hewlett Packard ging es um 6,3 Prozent nach oben. Das Technologie-Unternehmen hatte am Dienstagabend Zahlen für das vierte Geschäftsquartal vorgelegt. Der Umsatz fiel besser als gedacht aus, der bereinigte Gewinn ebenfalls. Der Ausblick für das Geschäftsjahr 2019 wurde bestätigt.

Fiat Chrysler will offenbar in Detroit eine neue Fabrik für die Produktion von SUVs bauen, wie von informierten Kreisen zu hören ist. Die Aktie verlor 2,9 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 06, 2018 16:23 ET (21:23 GMT)

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