Alt 30.11.18, 22:53
Standard Wall Street vor USA-China-Gipfel mit Aufschlägen
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NEW YORK (Dow Jones)--Anleger an der Wall Street haben sich am Freitag im späten Geschäft doch noch etwas aus der Deckung gewagt. Über weite Strecken der Sitzung schien der Handel angesichts des Treffens von US-Präsident Donald Trump und Chinas Machthaber Xi Jinping am Samstag auf dem G20-Forum in Argentinien wie gelähmt. Doch zeigte sich Trump vor dem Gipfeltreffen am Abend zuversichtlich, dass den beiden eine Annäherung im erbitterten Handelskonflikt ihrer Länder gelingen werde. "Es gibt ein paar gute Zeichen", sagte Trump am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires.

Schlagzeilen wie diese ließen Anleger im späten Geschäft mutiger werden, die Aktienkurse zogen an. Am Ende kletterte der Dow-Jones-Index um 0,8 Prozent auf 25.539 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten ebenfalls um jeweils 0,8 Prozent zu. Die US-Börsen verbuchten damit sowohl auf Wochen- wie auch auf Monatssicht Aufschläge. Umgesetzt wurden an der Nyse am Freitag 1.509 (Donnerstag: 798) Millionen Aktien. Auf 1.630 (1.410) Kursgewinner kamen 1.383 (1.590) -verlierer, unverändert schlossen 75 (83) Titel.

Der Markt erwarte "im Handelskrieg einen Waffenstillstand" als Ergebnis der Verhandlungen am Wochenende. Dieser dürfte dazu dienen, dass "Trump und Xi einem Einfrieren der Zölle auf dem aktuellen Niveau zustimmen und eine mehrmonatige Verhandlungsrunde mit dem Ziel einer umfassenden Verständigung einläuten", sagte Präsident Tom Essaye von Sevens Report. Sollte es diesen "Waffenstillstand" nicht geben und es damit zu einer Ausweitung der US-Zölle auf chinesische Produkte kommen, stünde dem Markt ein Ausverkauf bevor.

Dollar mit Daten im Aufwind

Die äußerst positiven Konjunkturdaten des Tages gingen in dieser Gemengelage zumindest am Aktienmarkt unter. Die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago hatte sich im November unerwartet und kräftig auf ein Viereinhalbjahreshoch aufgehellt, obwohl Volkswirte einen leichten Rückgang erwartet hatten.

Am Devisenmarkt legte der Dollar nach den überzeugenden Konjunkturdaten zu. Der ICE-Dollarindex kletterte um 0,5 Prozent. Allerdings profitiere der Greenback auch von der allgemeinen Verunsicherung wegen des US-China-Gipfels am Samstag. Investoren hätten im Rahmen des Handelskonflikts in den vergangenen Monaten stets Dollar gekauft, hieß es. Der Euro sank auf 1,1319 Dollar nach einem Tageshoch bei rund 1,14.

Die Rentennotierungen stiegen derweil, die Renditen sanken weiter, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell zur Wochenmitte einen geldpolitischen Ton angeschlagen hatte, den viele Marktakteure als taubenhaft verstanden hatten. An der im Dezember allgemein erwarteten vierten Zinserhöhung in diesem Jahr ändert dies freilich wenig. Darauf deutete auch das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Notenbanksitzung hin. Die Zehnjahresrendite fiel um 2,8 Basispunkte auf 3,00 Prozent.

Am Ölmarkt ging es einmal mehr volatil zur Sache, die Preise reagierten sehr sensibel auf die Schlagzeilen. Laut einem Bericht hat das Erdölkartell Opec eine Fördersenkung um 1,3 Millionen Fass täglich gegenüber seinem Oktober-Produktionsniveaus ins Auge gefasst. Mit diesen Schlagzeilen erholten sich die Preise zwischenzeitlich. Belastet wurde der Rohölmarkt von Berichten in Russland, wonach Opec und Partner mit den aktuellen Preisen nicht unzufrieden sein sollen. Dazu gesellten sich Daten über eine gestiegene US-Förderung, auch die Anzahl der in Betrieb befindlichen US-Ölförderanlagen war gestiegen. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,0 Prozent auf 50,93 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,3 Prozent auf 58,74 Dollar. Die Ölpreise sind damit in den vergangenen zwei Monaten um 31 Prozent eingebrochen.

Die Goldpreise gerieten mit der Dollarstärke ins Rutschen. Die Feinunze verbilligte sich im späten Geschäft um 0,2 Prozent auf 1.222 Dollar. Auf Monatssicht legte der Preis des Edelmetalls um 0,9 Prozent zu.

Marriott unter Druck

Am Aktienmarkt verloren Goldman Sachs nach einer Abstufung durch Bank of America-Merrill Lynch 2,1 Prozent auf den niedrigsten Kurs seit den Präsidentschaftswahlen 2016. Zudem ermittelten Bundesbehörden gegen die Bank im Zuge eines Korruptionsskandals in Malaysia.

Deutlichere Kursverluste wiesen die Titel der Hotelaktie Marriott International auf, sie sanken um 5,6 Prozent, nachdem Marriott ein Datenleck mitgeteilt hatte, von dem potenziell bis zu 500 Millionen Gäste betroffen sind.

PVH stiegen um 0,7 Prozent, die Muttergesellschaft von Calvin Klein hatte Drittquartalszahlen über Markterwartungen vorgelegt und den Ausblick angehoben. Für Gamestop ging es um 6,6 Prozent bergab. Der Anbieter von Videospielen hatte seinen Ausblick gesenkt und enttäuschte auch mit den Quartalszahlen. Außerdem teilte Gamestop mit, vor Abschluss der laufenden Strategieüberprüfung wohl noch keinen neuen CEO zu ernennen und keine eigenen Aktien zurückkaufen zu wollen.

Die Aktie von HP verteuerte sich um 0,6 Prozent, der Rechner- und Druckerhersteller hatte mit seinen Geschäftszahlen zum vierten Quartal die Markterwartungen zum Umsatz geschlagen. Gute Geschäftszahlen kamen aus dem Softwaresektor, namentlich von Workday und VMWare. Die Kurse zogen darauf um 12,9 bzw. 3,6 Prozent an.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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November 30, 2018 16:17 ET (21:17 GMT)

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