Alt 27.11.18, 21:55
Standard Trump-Drohungen verlieren an Schrecken
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NEW YORK (Dow Jones)--Stimmungsdämpfer von US-Präsident Donald Trump haben das Handelsgeschehen am Dienstag an den US-Börsen geprägt. Dow & Co erholten sich allerdings deutlich von den Tagestiefs und drehten sogar leicht ins Plus. Doch so richtig Kauflaune wollte keine aufkommen. Denn Trump hatte kurz vor dem Gipfeltreffen mit Chinas Machthaber Xi Jinping beim G20-Treffen in Argentinien gedroht, die Zölle auf chinesische Waren ab 2019 auf 25 Prozent zu erhöhen. Er bezeichnete es als "sehr unwahrscheinlich", dass er Pekings Bitte um Aufschub entgegenkommen werde. Im Handel wollte man jedoch nicht ausschließen, dass die Aussagen möglicherweise aus reinem Verhandlungskalkül erfolgt waren. Die Hoffnung, dass dem so sein könnte, machten Händler für die Erholung der Kurse im Tagesverlauf verantwortlich.

In diesem Umfeld drehte der Dow-Jones-Index 0,4 Prozent ins Plus auf 24.749 Punkte, der S&P-500 gewann 0,3 Prozent und der Nasdaq-Composite knapp einen Zähler. Umgesetzt wurden an der Nyse 797 (Montag: 850) Millionen Aktien. Auf 1.165 (1.901) Kursgewinner kamen 1.835 (1.090) -verlierer, unverändert schlossen 76 (84) Titel. "Die Psychologie ist die treibende Kraft, die die Märkte bremst", sagte Marktstratege Matt Lloyd von Advisors Asset Management. Anleger gingen immer vom Schlimmsten aus, ergänzte er mit Blick auf das G20-Treffen. Die Erholung im Sitzungsverlauf zeigte aber, dass nicht alle Investoren so tickten.

Trump mit Rundumschlag

Weil Trump offenbar in Fahrt war, ging es gleich weiter: So drohte er mit Importzöllen auf in China produzierte Apple-Produkte. Bisher waren diese von den Sonderabgaben ausgenommen. Laut Wedbush-Analyst Daniel Ives kamen die Trump-Kommentare zu einer bereits "hochdramatischen" Phase der Apple-Aktie. Der Experte sprach von einem Katalog an schlechten Nachrichten, ausgelöst vom Apple-Verzicht, zukünftig weiter detaillierte Absatzzahlen zu nennen. Letzteres sei vom Markt als Indiz für eine zu erwartende schwächere iPhone-Nachfrage verstanden worden.

In diesem Umfeld seien höhere Strafzölle das letzte, was Apple-Chef Tim Cook gebrauchen könne, hieß es weiter. Die Kreditanalysten von CreditSights stuften die Anleihen von Apple daraufhin ab. Die Aktie, die am Vortag bereits der Erholung im Technologiesektor hinterher gehinkt hatte, gab um 0,2 Prozent nach und kam damit wie der Gesamtmarkt von den Tagestiefs zurück.

Zusätzlich dämpfend auf die Gesamtstimmung wirkte, dass sich Trump auch zum Thema Brexit geäußert hatte. Demnach könnte das Brexit-Abkommen zwischen der EU und Großbritannien ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den USA gefährden.

GM geben Teil der Vortagesgewinne ab

Unter den Einzelwerten standen neben Apple besonders General Motors (GM) im Blick. Nachdem die Aktie am Vortag noch stark von Stellenabbau- und Fabrikschließungplänen profitiert hatte, kam sie um 2,5 Prozent zurück. Auch hier spielt der US-Präsident eine Rolle, denn er hat sich verärgert über die Pläne von GM geäußert und dem Unternehmen deswegen sogar gedroht.

United Technologies verloren 4,1 Prozent. Das Industriekonglomerat will sich in drei Konzerne aufspalten. Die Trennung soll voraussichtlich 2020 abgeschlossen werden. Facebook hatte angeblich schon vor vier Jahren von Manipulationen Russlands bei dem Online-Netzwerk gewusst - also lange vor Bekanntwerden der Vorwürfe zur russischen Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016, wie in einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments zu Tage gefördert wurde. Die Aktie büßte 1,0 Prozent ein.

Papa John's stürzten um 10,2 Prozent ab. Laut einem Bericht hatte sich der Hedgefonds Trian aus dem Bieterprozess um die Restaurantkette zurückgezogen. Offenbar will von den verbliebenen Interessenten keiner das gesamte Unternehmen übernehmen.

Dollar steigt - Renten stagnieren

Konjunkturseitig bewegten die Daten zum US-Verbrauchervertrauen kaum. Die Stimmung unter US-Verbrauchern hatte sich im November zwar einen Tick deutlicher abgeschwächt als erwartet. Doch "trotz eines leichten Rückgangs im November bleibt das Verbrauchervertrauen auf einem historisch starken Niveau", sagte die Herausgeberin der Umfrage, Lynn Franco. Daneben war im Immobiliensektor der Case-Shiller-Hauspreisindex leicht enttäuschend ausgefallen.

Nach einem Auftritt von US-Vizenotenbankchef Richard Clarida neigte der Dollar zur Stärke. Clarida bezeichnete die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der USA als robust und den Arbeitsmarkt als gesund. Jüngst hatte er dagegen eher taubenhaft geklungen und den Dollar unter Druck gesetzt. Nun stieg der ICE-Dollarindex um 0,3 Prozent. Der Euro sank auf 1,1297 Dollar nach Wechselkursen um 1,1330 am Vorabend.

Des Weiteren stand das Pfund unter Druck - belastet von der weiter herrschenden Unsicherheit vor der Abstimmung im britischen Parlament über den gefundenen Brexit-Deal mit der EU, zumal sich die kritischen Stimmen dazu mehrten - nicht nur von US-Präsident Trump, sondern vor allem in Großbritannien. Oppositionsführer Jeremy Corbyn hatte das britische Parlament zur Ablehnung des Brexit-Vertrags aufgerufen.

Am Rentenmarkt tat sich ähnlich wie bei Aktien nicht viel. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verlor hauchdünn auf 3,05 Prozent. Die Renditen begannen mit den Aussagen von Clarida zu sinken. Er ließ zwar an einer Dezember-Zinserhöhung kaum Zweifel aufkommen, doch mittelfristig blieb er bei einer eher taubenhaften Sicht auf die Inflationsentwicklung.

Flaute auch bei den Ölpreisen nach den zuletzt heftigen Ausschlägen: US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 0,1 Prozent auf 51,56 Dollar je Fass, die Global gehandelte Sorte Brent um 0,4 Prozent auf 60,21 Dollar. Dollarstärke und Nachfragesorgen belasteten. Allerdings deuteten immer mehr Zeichen darauf, dass das Erdölkartell Opec gegen die Widerstände von US-Präsident Trump schon bald Fördersenkungen beschließen wird.

Der Goldpreis gab den dritten Tag in Folge nach. Die Feinunze war für 1.215 Dollar und damit für 0,6 Prozent weniger zu haben. Metallpreise standen insgesamt unter Druck - belastet von der Dollarstärke.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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November 27, 2018 16:21 ET (21:21 GMT)

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