Alt 20.08.18, 18:15
Standard Rentenreport KW 33: Türkei-Krise belastet Schwellenländer
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Die Lage in der Türkei spitzt sich immer weiter zu und die Nervosität an den Märkten steigt: Nachdem sich die Lira in der vergangenen Woche bereits auf Talfahrt begab, ist sie zum Wochenstart auf ein neues Rekordtief gegenüber dem Euro und dem US-Dollar gefallen. In der Spitze mussten für einen Euro circa 8 Lira bezahlt werden. Auch die Rendite zehnjähriger türkischer Staatsanleihen in US-Dollar stieg erneut an und lag am Montagmorgen kurzzeitig bei 10 Prozent. Zum Vergleich: Anfang August waren es noch 7 Prozent. Doch Investoren ziehen sich aufgrund der Krise nicht nur aus der Türkei zurück, sondern zunehmend auch aus anderen Schwellenländern: Der brasilianische Real sowie der argentinische und der mexikanische Peso sind zum Wochenstart ebenfalls unter Druck geraten. Der südafrikanische Rand fiel auf den tiefsten Stand seit Mitte 2016, die indische Rupie rutschte auf ein Rekordtief, der russische Rubel auf den tiefsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren. Das spiegelt auch der Leitindex für Schwellenländerwährungen wider – der „MSCI Emerging Markets Currency Index“ fiel am Montag auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Auch Auswirkungen auf den Anleihemarkt waren sichtbar: Die Renditen der Staatsanleihen dieser Länder stiegen zeitgleich ebenfalls an. Im Laufe der Woche haben sich schließlich die Lira sowie die Kurse türkischer Staatsanleihen wieder etwas erholt. Die Rendite zehnjähriger türkischer Staatsanleihen in US-Dollar sank bis zum Donnerstag wieder auf 8,5 Prozent. Aufgrund der hohen Unsicherheit der Investoren wurden türkische Staatsanleihen in Euro und US-Dollar diese Woche wieder verstärkt umgesetzt: An der Börse Stuttgart zählten türkische Staatsanleihen (WKN A1HJLG, A1ZDS6, A1AR3B, A19HB3, und A1AWC6) zu den Umsatzspitzenreitern. Stark nachgefragt waren in Stuttgart Fremdwährungsanleihen in türkischer Lira (WKN A0N19L, A1ZQN1, A1ZKHL, A1ZG58 und A19DB6).

Haupttreiber des erneuten Lira-Verfalls zum Wochenbeginn war die Erhöhung der US-Strafzölle auf Stahl gegen die Türkei von 25 auf 50 Prozent. Der Streit zwischen den USA und der Türkei weitet sich immer weiter aus: Jüngst rief Präsident Erdogan seine Landsleute unter anderem zum Boykott gegen US-Produkte auf. Zudem hat die Türkei zur Wochenmitte ihrerseits Strafzölle auf Produkte aus den USA verhängt. US-Finanzminister Mnuchin wiederum drohte am Donnerstag mit weiteren Sanktionen gegen die Türkei, sollte der unter Hausarrest stehende US-Pastor Brunson nicht bald freigelassen werden. Eine Entspannung im Streit scheint derzeit nicht in Sicht. Die türkische Regierung will nun die Märkte mit einem Aktionsplan für die Wirtschaft beruhigen und den Kursverfall der Lira stoppen, wie Finanzminister Berat Albayrak via Twitter ankündigte. Denn mit Blick auf den Jahresverlauf sind die Verluste der Lira dramatisch: Zum Dollar betragen sie seit Januar knapp 40 Prozent, zum Euro rund 38 Prozent. Als erste Maßnahme versprach die türkische Zentralbank am Montag den Geldinstituten des Landes eine ausreichende Liquiditätsversorgung. Unterstützung kommt auch von Katar: Am Mittwoch sagte der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, Präsident Erdogan Direktinvestitionen im Volumen von 15 Milliarden Dollar zu. Die Lira wertete daraufhin am Donnerstag noch einmal auf.

Bundes-/Staatsanleihen

Deutsche Staatsanleihen sind mit wenig Bewegung in die neue Woche gestartet. Der Euro-Bund-Future lag am Montagmorgen kaum verändert bei 163,25 Punkten. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten ebenfalls wenig verändert bei 0,32 Prozent. Bis zum frühen Abend stieg der Euro-Bund-Future um 0,03 Prozent auf 163,37 Punkte. Die steigende Nachfrage begründeten Experten mit der Währungskrise der Türkei, die Anleger in sichere Häfen treibe. Dagegen verbuchten Staatspapiere aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland Verluste. Nachdem sich die Lira am Dienstag etwas von den Vortagesverlusten erholen konnte, wurden Anleger wieder aus den als sicher geltenden Bundespapieren gelockt. Die Kurse gaben nach, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg auf 0,33 Prozent leicht an. Zur Wochenmitte legten die Kurse deutscher Staatspapiere erneut zu: Der Bund-Future kletterte auf ein Jahreshoch bei 163,75 Punkten. Am Donnerstag fiel er auf 163,49 Punkte zurück, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lag bei 0,32 Prozent.


Anlegertrends

Anleihen von Bayer im Fokus der Anleger

Zu Beginn der Woche standen drei Anleihen von Bayer im Fokus der Stuttgarter Anleger. Nach einem Gerichtsurteil in den USA gegen die kürzlich übernommene Tochter Monsanto, trennten sich Anleger am Montag vermehrt von Bayer-Anleihen: In den Hybridanleihen A11QR7, A11QR6 und A14J61 wurden alleine am Montag insgesamt mehr als 4 Millionen Euro umgesetzt. Die Kurse waren sehr volatil: Der Bond mit der WKN A11QR7 stand am 8. August noch bei 105,72 Prozent, am Montag sackte er kurzzeitig auf 101,25 Prozent ab. Bereits am Dienstag kletterte der Kurs wieder über die 102 Prozent-Marke, blieb seitdem aber volatil. Das Papier ist mit 3,750 Prozent verzinst. Die zweite Anleihe (WKN A11QR6) – deren Kupon 3,000 Prozent beträgt – rutschte von 103,5 (08.08.) auf 101,45 Prozent (13.08). Der Kurs der dritten Anleihe (WKN A14J61) ging zum Wochenstart auf 97,80 Prozent zurück – wenige Tage zuvor lag dieser noch bei 100,34 Prozent. Die jährliche Verzinsung dieser Anleihe liegt bei 2,375 Prozent. Monsanto wurde aufgrund verschleierter Krebsrisiken eines Unkrautvernichters mit dem Wirkstoff Glyphosat zu 289 Millionen Dollar Schadensersatz an einen Krebspatienten verpflichtet. Das Unternehmen ist mit tausenden ähnlichen US-Klagen konfrontiert – was die Angst der Anleger schürt.

Drei neue Unternehmensanleihen von VW

Volkswagen hat drei neue Unternehmensanleihen mit einem Emissionsvolumen von insgesamt 1,6 Milliarden Euro begeben. Alle Papiere sind seit dem 10. August an der Börse Stuttgart handelbar und mit 1.000 Euro anlegerfreundlich gestückelt. Der erste Bond mit der WKN A2GSFR läuft bis zum 16.02.2021 und ist mit 0,250 Prozent jährlich verzinst. Bei der zweiten Anleihe (WKN A2GSFS) beträgt der Kupon 1,000 Prozent. Die Rückzahlung erfolgt am 16.02.2023. Die dritte Anleihe mit der WKN A2GSFT ist mit 1,625 Prozent verzinst und zum 15.08.2025 fällig. Seit Neueinführung wurden in diesem Bond an der Börse Stuttgart bereits mehr als 1,7 Millionen Euro umgesetzt.

Daimler emittiert neue Fremdwährungsanleihe in AUD

Seit dem 7. August ist an der Börse Stuttgart eine neue Fremdwährungsanleihe der Daimler AG handelbar. Der Bond mit der WKN A194G2 ist in Australischen Dollar (AUD) begeben, der Kauf und Verkauf kann in Stuttgart in Euro erfolgen. Das Emissionsvolumen beträgt 100 Millionen AUD, die kleinste handelbare Einheit sind 2.000 AUD – umgerechnet entspricht das derzeit ca. 1277 Euro. Die Anleihe ist mit 2,750 Prozent jährlich verzinst und wird zum 10.08.2021 zurückbezahlt.


Börse Stuttgart TV

Inkrementehandel: Anleihen jetzt flexibler traden

Anleihen-Fans aufgepasst: Anleger können an der Börse Stuttgart ab sofort nicht nur die Mindeststückelung einer Anleihe oder ein Vielfaches davon handeln, sondern ihr Ordervolumen in kleinen Schritten anpassen. Wie das genau funktioniert verrät Anleihen-Expertin Bianca Becker im Interview.



Quelle: boerse-stuttgart AG
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