Alt 19.06.09, 15:18
Wie gewonnen, so zerronnen – Anleihenmarkt kann Gewinne nicht halten
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In der vergangenen Handelswoche vollzog der deutsche Anleihenmarkt per Saldo eine Seitwärtsbewegung. Triebfedern und zugleich auch Belastungsfaktoren waren neben den Aktienmärkten einmal mehr die veröffentlichen Konjunkturdaten.

Mit einem deutlichen Kursplus startete das Anleihenbarometer Bund-Future in die neue Handelswoche. „Es war mal wieder ein bilderbuchmäßiger Verlauf – schwache Aktienmärkte sorgten für steigende Kurse bei Staatsanleihen. Das heißt, es wird Risiko abgebaut und in sichere Werte investiert“, berichtetet Sabine Traub, Leiterin des Rentenhandels an der Stuttgarter Börse. Zugute kamen den Anleihen auch die unter den Erwartungen liegenden Konjunkturdaten aus den USA. So hat sich der Index der New Yorker Fed für die Geschäftslage im Verarbeitenden Gewerbe im Juni überraschend auf -9,4 Punkte verschlechtert. Auch der Stimmungsindex der Wohnungsbauunternehmen überraschte mit einem Rückgang auf 15 Punkte. Zudem sprach sich der EZB-Vertreter Nowotny gegen ein zu frühzeitiges Ende der expansiven Politik aus. „Eine baldige Anhebung der Leitzinsen in der Eurozone ist nicht zu erwarten“, so die Rentenhändlerin.

Am Dienstag kam es per Saldo zu einer Seitwärtsbewegung am deutschen Anleihenmarkt. Wie bekannt wurde, lag die Inflationsrate im Euroraum im Mai bei 0 Prozent. Und auch die US-Erzeugerpreise sind im Mai langsamer als erwartet angestiegen. Der ZEW Index überraschte bei beiden Komponenten positiv: Das Barometer für die Konjunkturerwartungen stieg im Juni unerwartet deutlich um 13,7 Punkte auf 44,8 Zähler. Im Vorfeld hatten die Experten lediglich mit einem Anstieg auf 35 Punkte gerechnet. Seit November 2008 klettert der Index, für den monatlich rund 300 professionelle Anleger und Analysten befragt werden, damit ununterbrochen an. Auch die aktuelle Lage beurteilen die Experten überraschend besser.

In Reaktion auf schwache US-Daten und die Kursverluste der Aktienmärkte, konnte der Bund-Future auch zur Wochenmitte ansteigen. Die US-Verbraucherpreise waren im Mai schwächer als von Experten erwartet gestiegen. „Auch bei der US-Notenbank sieht man derzeit nicht die Notwendigkeit eines schnellen Kurswechsels“, so Sabine Traub. Dies half den US-Anleihen, und kam auch den deutschen Titeln zugute.

Am Donnerstag musste der Bund-Future wieder Federn lassen. Die Kursgewinne am Aktienmarkt waren erneut ein Belastungsfaktor. Auch der überraschend starke Anstieg des Index der Philadelphia Fed drückte auf die Stimmung. „Die Daten für das Verarbeitende Gewerbe der mittleren Ostküste gelten als Vorläufer für die Entwicklung der gesamten US-Industrie und ernten deshalb Aufmerksamkeit am Markt“, so Sabine Traub.

Zum Wochenausklang präsentierte sich der Bund-Future leicht schwächer. Da am heutigen Freitag keine Konjunkturdaten veröffentlicht werden, werden die Impulse wohl von den Aktienmärkten kommen, die heute durch den großen Verfallstag an den Terminmärkten bestimmt werden.

Anlegertrends: ThyssenKrupp Anleihen rege nachgefragt

Die Anleihen des Stahlkonzerns ThyssenKrupp führen in dieser Woche erneut die Liste der Umsatzspitzenreiter am Börsenplatz Stuttgart an. Zu den zwei bestehenden Unternehmensanleihen kam am Dienstag ein weiterer Bond hinzu. „Mit der Ankündigung der neuen Anleihe gerieten die beiden bereits handelbaren Anleihen zunächst etwas unter Druck“, berichtet Oliver Gebhard, Rentenhändler an der Stuttgarter Börse. Die Neuemission verzinst sich mit einem Kupon von 8,00 Prozent, am 18. Juni 2014 endet die Laufzeit. Sollten zwei Ratingagenturen ihr Rating in den Non-Investment-Grade Bereich herabstufen, so wird der Kupon um 1,25 Prozent erhöht. „Dies ist als Vertrauensbeweis zu beurteilen. Das Unternehmen ist sicherlich bestrebt, dass es nicht zu einer Ratingherabstufung in diesen Bereich kommt, da sonst die Finanzierungskosten ansteigen“, bemerkt Sabine Traub. Privatanlegerfreundlich ist die kleinste handelbare Einheit: Sie beträgt 1.000 Euro nominal (WKN: A0Z12Y).

Seit Freitag vergangener Woche ist die Bundesrepublik Deutschland mit einer neuen inflationsindexierten Anleihe in Stuttgart vertreten. Am 15. April 2020 wird die Neuemission fällig. Der feste Kupon beträgt 1,75 Prozent (WKN: 103052). Der Nennwert der Anleihe, und somit indirekt auch der Kupon, sind an die Entwicklung der Inflation in der Euro-Zone gekoppelt. „Mit der nun dritten Emission eines sogenannten „Linkers“ wird der in den letzten Monaten starken Nachfrage nach solchen Anleihen entsprochen“, kommentiert Sabine Traub.

Mit guten Umsätzen ist die neue Litauen-Anleihe in den Handel an der Stuttgarter Börse gestartet. Die Neuemission verzinst sich mit einem festen Kupon von 9,375 Prozent, am 22. Juni 2014 endet die Laufzeit. Die Ratingagentur Moody’s vergibt die Bonitätsnote „A3“, Standard & Poor’s „BBB“. Privatanlegerfreundlich ist die kleinste handelbare Einheit: Sie beträgt 1.000 Euro nominal (WKN: A1AH9L).

Die HSH Nordbank steuert in dieser Woche eine neue Anleihe im Jumbo-Format bei. Die Neuemission, die seit Mittwoch an der Börse Stuttgart notiert ist, wird am 17. Juni 2014 fällig. Der festverzinsliche Kupon beträgt 3,625 Prozent. Die kleinste handelbare Einheit und zugleich auch die Mindeststückelung liegen bei 1.000 Euro nominal (WKN: A0Z1G0).

Der Telekommunikationsanbieter British Telecom hat ebenfalls eine neue Anleihe emittiert, die am Börsenplatz Stuttgart handelbar ist. Bei 6,125 Prozent liegt der feste Kupon, am 11. Juli 2014 endet die Laufzeit der Anleihe. Bei 50.000 Euro nominal liegt die kleinste handelbare Einheit. Die Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s vergeben die Bonitätsnoten „Baa2“ bzw. „BBB“ (WKN: A1AHWM).

Quelle: boerse-stuttgart AG
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