Alt 10.08.18, 18:41
Standard Türkei-Krise schickt auch Wall Street auf Talfahrt
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NEW YORK (Dow Jones)--Die sich weiter zuspitzende Türkei-Krise führt zum Wochenausklang auch an der Wall Street zu Abgaben, die allerdings nicht ganz so drastisch ausfallen wie an vielen europäischen Börsen. Die Lira bricht, ausgelöst durch die diplomatischen Verspannungen mit den USA, regelrecht ein und markiert zum Dollar im Verlauf neue Rekordtiefs. Der Greenback kletterte im Tageshoch bis knapp an die Marke von 7 Lira heran. Weiter angeheizt wurde der Konflikt von US-Präsident Donald Trump, der die Zölle auf Stahl und Aluminium aus der Türkei nun verdoppeln will. Künftig werden bei Einfuhren von Aluminium 20 Prozent Zoll fällig, bei Stahl sind es 50 Prozent.

Einem Bericht der Financial Times zufolge sorgt sich auch die EZB-Bankenaufsicht um das Engagement einiger europäischer Geldhäuser in der Türkei. Zusammen mit dem weiter schwelenden Handelskonflikt zwischen den USA und China erhöhen diese Entwicklungen die Unsicherheit unter den Investoren.

Der Dow-Jones-Index verliert gegen Mittag (Ortszeit New York) 0,7 Prozent auf 25.343 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite fallen um 0,5 und 0,4 Prozent. Damit dürften auch neue Rekordstände von S&P-500 und Nasdaq-Composite erst einmal vom Tisch sein. Am Vortag waren die Indizes ihren Allzeithochs schon recht nahe gekommen.

Der türkische Finanzminister Berat Albayrak, der zugleich Schwiegersohn Erdogans ist, betonte am Freitag bei der Vorstellung eines "neuen Wirtschaftsmodells" für die Türkei die Bedeutung der Unabhängigkeit der Zentralbank. Seine Äußerungen hatten jedoch keine Auswirkungen auf den Lirakurs.

Einige Punkte des Modells waren laut der Commerzbank vorher schon durchgesickert. Die Senkung der Wachstumsprognose auf 3 bis 4 Prozent von sei zwar optimistisch, gehe aber zumindest in die richtige Richtung. Anders sei das bei der Teuerung, wo Albayrak bereits wieder von einstelligen Raten spreche, die "so schnell wie möglich" erreicht werden sollen. In der Realität sehe es wohl anders aus.

Die vor der Startglocke veröffentlichten US-Konjunkturdaten haben keinen Einfluss auf das Geschehen. Die Verbraucherpreise legten im Juli insgesamt wie auch in der Kernrate um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat zu und trafen damit jeweils exakt die Prognose.

News Corp geben deutlich nach - Qualcomm reduziert Strafe in Patentstreit

Bei den Einzelwerten geht es für die Aktie des Medienkonzerns News Corp um über 10 Prozent nach unten. Die Konsolidierung australischer Fernsehaktivitäten hat dem Konzern im vierten Geschäftsquartal zwar einen Umsatzschub, jedoch auch einen Nettoverlust beschert. Zu dem Konzern gehören unter anderem die New York Post, das Wall Street Journal und diese Nachrichtenagentur.

Qualcomm hat in einem Patentstreit in Taiwan um sein Lizenzierungsgeschäft einen Sieg errungen. Der US-Chipkonzern konnte die ursprüngliche Geldbuße um fast 700 Millionen Dollar reduzieren. Er erklärte sich bereit, mit taiwanischen Smartphone-Herstellern wie HTC zu verhandeln und im Land zu investieren. Die Aktie verliert in dem negativen Gesamtumfeld lediglich 0,3 Prozent.

Dropbox fallen um 8,2 Prozent. Die Zweitquartalszahlen des Datenspeicherdienstes waren überraschend gut ausgefallen. Auf dem Kurs lastet jedoch der zeitgleich mit der Veröffentlichung der Zahlen angekündigte Rücktritt des COO Dennis Woodside. Außerdem endet die Haltefrist für Dropbox-Aktien nach dem Börsengang früher als erwartet.

Ölpreise mit Erholung - "Sicherer Hafen" Anleihen legt zu

In Zeiten erhöhter geopolitischer Verunsicherung wenden sich die Anleger den "sicheren Häfen" Anleihen und Dollar zu. Mit einem kräftigen Plus zeigen sich dabei deutsche Bundesanleihen. Aber auch für die US-Anleihen geht es nach oben. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen fällt um 5 Basispunkte auf 2,88 Prozent.

Der Dollar legt vor allem gegenüber der türkischen Lira zu. In der Spitze ging es hier bis auf 6,9700 Lira nach oben. Aber auch der Euro steht unter Druck und fällt im Verlauf auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung mit knapp über 1,1400 Dollar um, nach 1,1550 Dollar am Vorabend.

Der feste Dollar belastet den Goldpreis. Die Feinunze ermäßigt sich um 0,1 Prozent auf 1.212 Dollar und profitiert damit nicht von der Türkei-Krise und dem Handelskonflikt. Insgesamt werde der Goldpreis seit einiger Zeit aber eher vom Dollar bestimmt, der wiederum von steigenden US-Zinsen nach oben getrieben werde. Als sicherer Hafen habe das Edelmetall dagegen an Bedeutung verloren, heißt es aus dem Handel.

Nach zuletzt zwei Tagen mit Abgaben kommt es bei den Ölpreisen zu einer leichten Erholung. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 1,3 Prozent auf 67,66 Dollar, Brent klettert um 1,1 Prozent auf 72,88 Dollar. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für die globale Ölnachfrage erhöht. Das lindert Befürchtungen, dass als Folge des Handelsstreits die chinesische Ölnachfrage zurückgehen könnte. Daneben erhält der Markt Unterstützung von Spekulationen, dass wegen der US-Sanktionen gegen Iran weniger iranisches Öl auf den Markt kommen könnte.

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August 10, 2018 12:00 ET (16:00 GMT)

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