Alt 21.08.19, 23:14
Standard Einzelhändler halten Stimmung an Wall Street hoch
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NEW YORK (Dow Jones)--Eine Kombination aus Konjunkturoptimismus bei gleichzeitig sinkenden Zinsen hat am Mittwoch die Wall Street getrieben. Denn zwei der größten Einzelhandelskonzerne des Landes hatten überzeugende Geschäftsberichte vorgelegt. Dies wurde im Handel angesichts der Bedeutung des privaten Konsums für das US-BIP als Beleg für eine gesunde US-Konjunktur gewertet. Es habe diese große und unmittelbar bevorstehende Rezessionsspekulation gegeben, die den Markt erfasst habe. "Doch die aktuellen Geschäftsberichte zeigen, dass sich der Konsum in einer sehr viel komfortableren Lage als gedacht befindet", sagte Aktienstratege R.J. Grant von KBW. Eine aktuelle Datenanalyse von Goldman Sachs unter Hedgefonds untermauerte die Sicht, dass kurzfristig keine Rezession im Anrollen ist.

Der Dow-Jones-Index rückte um 0,9 Prozent auf 26.203 Punkte vor, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen um 0,8 bzw. 0,9 Prozent. Dabei kamen auf 2.142 (Dienstag 1.164) Kursgewinner 819 (1.782) -verlierer, während 75 (91) Titel unverändert aus dem Handel gingen. Gestützt wurde der Markt daneben von der Hoffnung auf eine taubenhafte Tonlage bei der Rede von Fed-Chairman Jerome Powell am Freitag auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole. Diese Spekulation erhielt am Abend mit dem Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung ein paar Kratzer. Zwar fanden sich unter den Börsianern tauben- wie falkenhafte Auslegungen, am Markt setzt sich aber letztere durch - in der Folge kamen die Aktienkurse von den Tageshochs leicht zurück. Die US-Währungshüter hatten die Zinssenkung bei ihrer Julisitzung eher als "Neukalibrierung" denn als Beginn eines aggressiveren Lockerungszyklus gesehen. Einige Marktteilnehmer hatten genau darauf gesetzt und wurden daher etwas enttäuscht.

Einzelhändler überzeugen

Gestützt wurde das Sentiment von positiven Unternehmenszahlen aus dem Einzelhandelssektor. Lowe's hatte dank niedrigerer Kosten im zweiten Geschäftsquartal 10 Prozent mehr verdient und dabei die Erwartung der Analysten übertroffen. Die Aktie quittierte dies mit einem Aufschlag von 10,4 Prozent. Auch Target hatte in ihrem zweiten Geschäftsquartal besser abgeschnitten als am Markt erwartet. Der Einzelhändler schaute zudem zuversichtlicher in die Zukunft. Die Titel haussierten um 20,4 Prozent. Im Schlepptau ging es Nordstrom um 5,5 Prozent nach oben, das Unternehmen berichtete nach der Schlussglocke.

Licht und Schatten gab es bei den Quartalszahlen von Urban Outfitters. Zwar enttäuschte der Umsatz des Modekonzerns, doch der Gewinn übertraf die Markterwartung. Die Aktie legte um 6,9 Prozent zu. Goldman Sachs will stärker in den chinesischen Markt einsteigen und die Öffnung des dortigen Finanzsektors nutzen. Die US-Bank hatte bei den Regulierungsbehörden beantragt, einen Mehrheitsanteil an ihrem Gemeinschaftsunternehmen übernehmen zu dürfen. Letztlich strebt das Institut die Komplettübernahme an. Die Aktie von Goldman Sachs stieg um 0,4 Prozent.

Für die Tesla-Aktie ging es um 2,2 Prozent nach unten, nachdem der Einzelhandelskonzern Walmart Klage gegen den Hersteller von Elektrofahrzeugen und Solaranlagen eingereicht hatte. Teslas Solarmodule seien für mindestens sieben Brände verantwortlich gewesen, begründete Walmart die Klage. Cree brachen um 15,8 Prozent ein. Der LED-Hersteller hatte einen enttäuschenden Ausblick geliefert.

Fed-Protokoll stützt Dollar

Auch am Devisenmarkt stützte das falkenhaft interpretierte Fed-Protokoll den Dollar, der Euro gab im späten Geschäft nach einem Tageshoch von 1,1107 auf 1,1087 Dollar nach. Nach Ansicht der Commerzbank dürfte die Powell-Rede den größten Einfluss haben. Im Juli habe Powell noch betont, dass die Zinssenkung nicht unbedingt der Beginn eines Zinssenkungszyklus sei. Vielleicht präsentiere er sich nun schon etwas vorsichtiger und lasse taubenhafte Töne anklingen. Dann würde sich der Markt in seinen Zinssenkungserwartungen bestätigt sehen. Für den Euro bleibe auch die Entwicklungen in Italien wichtig, nachdem am Vortag die Regierungskoalition gescheitert war.

Ohne klare Richtung zeigten sich die Ölpreise. Die Rohöllagerbestände in den USA hatten sich in der Woche zum 16. August 2019 etwas deutlicher als erwartet verringert. Allerdings stiegen die Benzinvorräte sowie die Gesamtlagerbestände einschließlich Erdöls und Verarbeitungsprodukten. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 55,68 Dollar. Die globaler gehandelte Sorte Brent verteuerte sich dagegen, der Preis je Barrel kletterte um 0,4 Prozent auf 60,30 Dollar. Hier stützte die Hoffnung auf geldpolitische Schritte der Notenbanken, um einen drohenden Wirtschaftsabschwung zu verhindern. Händler warnten aber, dass ohne Lösung des US-chinesischen Handelsstreits die Nachfrage schwächeln werde.

Der Goldpreis bewegte sich um die Marke von 1.500 Dollar. Die Feinunze kostete zuletzt 1.503 Dollar, ein Minus von 0,4 Prozent auf Tagessicht. Das eher falkenhafte Fed-Protokoll belastete den Preis des Edelmetalls etwas, auch wenn dieser schon zuvor im Minus gelegen hatte. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld bleibe man aber bullisch gestimmt, sagte ein Marktteilnehmer.

Die US-Rentennotierungen sanken mit dem Fed-Protokoll - vor allem am kurzen Ende des Marktes. Denn zweijährige Staatsanleihen zeigen sich besonders zinssensibel. Die falkenhafte Auslegung des Fed-Protokolls habe Zinssenkungsfantasie vom Markt genommen, hieß es. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um 2,6 Basispunkte auf 1,58 Prozent - die zweijährige Rendite gar um 6,5 Basispunkte.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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August 21, 2019 16:10 ET (20:10 GMT)

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