Alt 03.04.15, 13:45
Standard JinkoSolar: Kursverdoppler oder der nächste Pleitekandidat?
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Der Solarsektor hat nach einer schweren Krise ein beeindruckendes Comeback erlebt. Seit ich im April 2013 zum Wiedereinstieg in einige ausgewählte Solarwerte aufrief, haben sich die Notierungen in diesem vormals verprügelten Segment wieder vervielfacht.

Es gab allerdings auch etliche Werte, die diese Erholungsrallye nicht mitgemacht haben. Denn der Wettbewerbsdruck unter den Anbietern war – und ist immer noch – erbarmungslos. Viele Solarunternehmen konnten vom jüngsten Branchenaufschwung deshalb nicht mehr profitieren und schlitterten stattdessen in den Konkurs. Selbst einige chinesische Solarzellen-Produzenten gingen in den letzten Jahren unter, obwohl man diese Gesellschaften wegen der staatlichen Unterstützung im Reich der Mitte lange Zeit für „unkaputtbar“ hielt.

China vor der nächsten Energie-Revolution?

Die gute Nachricht ist: China wird seine üppige Solarförderung beibehalten und sehr wahrscheinlich nochmals stark ausbauen. Denn Umweltbelastung und Smog haben dort inzwischen ein Ausmaß erreicht, das die Bevölkerung immer wütender macht, und das auch die Regierung beunruhigt.

Hinzu kommt aber noch, dass Peking sich gerade gegen einen spürbaren wirtschaftlichen Abschwung stemmt. Das wird wie üblich milliardenschwere Konjunkturprogramme nach sich ziehen – und der Solarsektor hat in der Vergangenheit immer zu den Hauptprofiteuren solcher Stimulationsmaßnahmen gehört. Schließlich schlagen Chinas Entscheider mit großen Solar-Offensiven zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie tun einerseits etwas für die Umwelt und schieben andererseits die Wirtschaft wieder damit an.

Der globale Markt wächst weiter

Solar-Unternehmen mit einem festen Standbein auf dem chinesischen Markt haben deshalb auch in den nächsten Jahren Hochkonjunktur. Und auch im Rest der Welt (von Europa einmal abgesehen), wird der Markt weiter wachsen. Denn die Kosten für die Produktion von Solarstrom sind in nur wenigen Jahren enorm nach unten gegangen. In immer mehr Ländern ist Solarenergie inzwischen auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig. Solaraktien bleiben deshalb auch für Investoren weiter spannend – sofern es sich dabei um die Aktien von Unternehmen handelt, die über Kostenvorteile, technologische Überlegenheit und eine gesunde Bilanz verfügen.

Anlegerliebling mit Schönheitsfehlern

Eine der Lieblings-Solaraktien der Anleger hierzulande ist das Papier von JinkoSolar. Mit ist allerdings nicht ganz klar, warum ausgerechnet dieser Solarwert so populär ist. Zwar handelt es sich bei JinkoSolar um ein chinesisches Unternehmen, was in der aktuellen Marktlage ein klarer Vorteil ist. Auch ist der Umsatz des Konzerns 2014 kräftig gestiegen (wie bei fast allen Konkurrenten auch). Und die niedrigen Produktionskosten können sich im Branchenvergleich ebenfalls sehen lassen.

Alle diese großen Erfolge hatten aber ihren Preis – und den kann man in der Konzernbilanz nachlesen. Bis Jahresende 2014 hat JinkoSolar Schulden von fast 2,3 Milliarden US-Dollar angehäuft. Allein die kurzfristigen Verbindlichkeiten lagen schon bei über 430 Millionen Dollar - und überstiegen damit die Barmittel, die sich nur noch auf knapp 370 Millionen Dollar beliefen. Und zwischenzeitlich hat sich JinkoSolar einen weiteren Kredit über fast 500 Millionen Dollar besorgt. Wüsste ich nicht, dass wenigstens das Marktumfeld in China vielversprechend ist, dann würde ich diese Aktie angesichts solcher Kennzahlen noch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen.

Solarwerte im Vergleich

Unsere Redaktion arbeitet zurzeit mit Hochdruck an einer Sonderstudie zum Solarsektor, die wir in den nächsten Wochen veröffentlichen werden. Darin werden die Aktien der wichtigsten Solarunternehmen (auch außerhalb Chinas) genau unter die Lupe genommen. Denn für Anleger gibt es in diesem wettbewerbsintensiven Sektor vieles zu beachten. Wachstum und eine günstige Bewertung sind zwar wichtige Kenngrößen. Aber auch andere Faktoren wie die finanzielle Ausstattung und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sollten nicht außer Acht gelassen werden.

Mein Fazit: Solaraktien weisen auch in den kommenden Jahren günstige Perspektiven auf. Anleger sollten sich in diesem Sektor aber nicht auf spekulative Einzelwerte verlassen, sondern etwas breiter streuen und dabei auf Qualität achten.

Viel Erfolg bei der Geldanlage wünscht Ihnen


Ihr

Florian Schulz

Chef-Redakteur Emerging-Markets-Trader

http://www.emerging-markets-trader.de



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Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de.
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