Alt 22.01.15, 18:37
Standard Vor der Wahl - Sind Griechenland-Aktien jetzt schon billig genug?
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Es sind nur noch ein paar Tage bis zur Schicksalswahl in Griechenland. An der Prognose, dass Alexis Tsipras linkspopulistisches Bündnis Syriza gewinnen wird, hat sich bisher nichts geändert. Das bedeutet, dass alle Schulden-Vereinbarungen, die Griechenland in den letzten Jahren mit dem IWF und der EU getroffen hat, ab nächster Woche wahrscheinlich Makulatur sind.

Dem griechischen Aktienmarkt ist die Aussicht auf eine solche radikale Kehrtwende natürlich nicht gut bekommen. Der Athex rutschte allein seit Anfang Dezember um 25 Prozent ab und notiert jetzt nur noch bei knapp 600 Punkten. Zum Vergleich: Vor der großen Krise im Jahr 2007 befand sich der Leitindex in der Spitze bei über 6.000 Punkten. Griechische Aktien waren damals also bis zu 10 Mal so hoch bewertet wie aktuell.

Wie radikal wird Griechenlands Kurswechsel?

Natürlich sind Syrizas Wahlprogramm und die Aussicht auf eine bevorstehende Staatspleite erschreckend. Ich kann mir aber trotzdem gut vorstellen, dass es am Montag an der griechischen Börse zu einer Erholungsbewegung kommen wird. Zum einen ist es nicht ungewöhnlich, dass die Börsen erst einmal durchatmen, sobald ein seit langem befürchtetes Ereignis tatsächlich eintritt.

Zum anderen ist es durchaus möglich, dass Alexis Tsipras am Ende eine weniger radikale Wirtschaftspolitik auflegen wird, als die Anleger derzeit befürchten. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Syriza letztlich nicht die absolute Mehrheit erreichen wird. Dadurch wird Alexis Tsipras dann aber zu Kompromissen gezwungen, und er muss natürlich auch in den Verhandlungen mit den Gläubigerstaaten und dem IWF Zugeständnisse machen.

Staatspleite ist erneut denkbar

Selbstverständlich halte ich das Wirtschaftsprogramm von Alexis Tsipras für hochgefährlich. Seine Partei verspricht nicht nur höhere Mindestlöhne und Renten, die sich das gebeutelte Land eigentlich nicht leisten kann. Er hat sich außerdem klar darauf festgelegt, die in den letzten Jahren ausgehandelten Sparvorgaben umgehend zu kündigen. Und nicht nur das: Unter seiner Ägide wird Griechenland auch konsequent den nächsten Schuldenschnitt ansteuern. Dabei geht er schon jetzt mit den Gläubigern auf Konfrontationskurs. Wenn sich etwa Deutschland nicht auf den nächsten Verzicht einlasse, so Tsipras, dann könne es auch nicht erwarten, je wieder etwas von seinem Geld wiederzusehen.

Es liegt nun durchaus im Bereich des Möglichen, dass Griechenland als Konsequenz dieser Politik einen ungeordneten Staatsbankrott erleben wird. Auch der Austritt des Landes aus der Eurozone ist ein Szenario, mit dem die Investoren wieder rechnen müssen. Allerdings bekennt sich Alexis Tsipras nach wie vor dazu, den Euro beibehalten zu wollen. Und es wird natürlich nach den Wahlen erst einmal wieder Verhandlungen geben. Darin werden die Gläubigerstaaten und der IWF ihre Standpunkte darlegen. Und sie werden in erster Linie darauf pochen, dass sie auch von der neuen Regierung wieder belastbare Zusagen erhalten, und dass deren künftige Politik vernünftig ausgestaltet wird.

Eine interessante griechische Aktie

Zuletzt hat Alexis Tsipras wieder kooperative Signale in Richtung der Gläubigerstaaten gesendet. Das weckt Hoffnungen auf künftige Vereinbarungen, die für beide Seiten vielleicht nicht erfreulich, aber zumindest verkraftbar sind. Und dadurch stehen auch die Chancen nicht schlecht, dass sich das Marktumfeld an der Börse Athen nach der Wahl am Sonntag wieder aufbessern wird. Die Aussichten für griechische Aktien sind also unterm Strich nicht so schlecht, wie es der jüngste Kursrückschlag vermuten lassen würde.

Mein Fazit: Für einen breiten Einstieg in den griechischen Aktienmarkt ist es meines Erachtens noch zu früh. Die Unsicherheiten über den politischen Kurs der Syriza sind immer noch erheblich. Dennoch stelle ich Ihnen in der aktuellen Ausgabe des EMERGING MARKETS TRADER eine interessante griechische Einzelaktie vor. Dieses Unternehmen hat seinen Gewinn zuletzt kräftig steigern können. Von der permanenten Wirtschaftskrise ist es ebenso wie von einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone kaum betroffen. Denn in der Bilanz des Unternehmens übertreffen die Barmittel die Schulden, und das wichtigste Produkt des Unternehmens wird ohnehin zu internationalen Preisen in Hartwährung gehandelt. Zudem gehört es zu einem der Hauptprofiteure des massiven Ölpreisverfalls.

Viel Erfolg bei der Geldanlage wünscht Ihnen


Ihr

Florian Schulz

Chef-Redakteur Emerging-Markets-Trader

http://www.emerging-markets-trader.de



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Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de.
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