Bei einem schweren
Erdbeben in dem bitterarmen Karibikstaat Haiti sind vermutlich zehntausende Menschen ums Leben gekommen. Krankenhäuser, Schulen, Regierungsgebäude, der Präsidentenpalast und zahlreiche Wohnhäuser stürzten ein, in den Trümmern gruben Überlebende mit bloßen Händen nach Verschütteten. Auch der Chef der UN-Friedensmission in Haiti (MINUSTAH), der Tunesier Hedi Annabi, kam ums Leben. International lief ein massiver Hilfseinsatz an, zahlreiche Länder entsandten Such- und Bergungsteams.
Die Straßen der Hauptstadt Port-au-Prince waren mit Leichen übersät, blutüberströmte Verletzte rannten schreiend durch die Straßen. Haitis Regierungschef Jean-Max Bellerive sagte CNN, die Zahl der Toten könne "deutlich über 100.000" liegen. "Ich hoffe, dass das nicht wahr ist." Es seien jedoch "so viele Gebäude, so viele Gegenden völlig zerstört" worden, dass er mit der hohen Zahl von Opfern rechne.
Haitis Botschafter bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Duly Brutus, sprach von "zehntausenden Opfern und beträchtlichem Sachschaden", ließ aber offen, ob er von Toten oder Verletzten sprach. MINUSTAH-Chef Annabi sei beim Einsturz des UN-Gebäudes in Port-au-Prince gestorben, teilte der haitianische Präsident Réné Préval mit.
Das Erdbeben der Stärke 7,0 erschütterte den Inselstaat am Dienstag um 16.53 Uhr Ortszeit (22.53 Uhr MEZ), das Epizentrum lag nur 15 Kilometer von Port-au-Prince entfernt. Mehr als 30 Nachbeben lösten Panik unter den Menschen aus.
"Die Informationen über das volle Ausmaß der Schäden sind noch sehr dürftig", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. "Wir haben es mit einer großen humanitären Notsituation zu tun, die einen umfassenden Hilfseinsatz erfordert."
Im UN-Hauptquartier wurden nach Angaben des Generalsekretärs mindestens fünf UN-Mitarbeiter getötet, rund 200 weitere wurden vermisst, darunter auch Missionschef Hedi Annabi, ein Tunesier. Nach Angaben aus Brasilien, China und Jordanien kamen mindestens 15 UN-Blauhelme um. Das Hotel Montana in der Hauptstadt stürzte völlig ein und begrub nach Angaben des französischen Entwicklungsstaatssekretärs rund 200 Menschen unter sich.
Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt und wurde in den vergangenen Jahren mehrfach von
Naturkatastrophen heimgesucht. Zahlreiche Staaten und Organisationen kündigten umgehend Nothilfe an. Deutschland sagte 1,5 Millionen Euro zu, die EU gewährte drei Millionen Euro. Die USA schickten einen Flugzeugträger, Flugzeuge und Hubschrauber. Der Flughafen von Port-au-Prince kann für Hilfsflüge genutzt werden.
Eine Sprecherin der UNO nannte die Hilfsanstrengungen einen "Wettlauf mit der Zeit". Schuttberge, die zusammengebrochene Strom- und Wasserversorgung und ein defektes Telefonnetz erschwerten die Arbeiten. Die UNO mobilisierte 37 Such- und Spürtrupps, die sich so schnell wie möglich auf den Weg machen sollten.
Deutschland hat schon Hilfe angeboten und
dazu eine Summe von 1,5 Millionen Euro
zur Verfügung gestellt.
Immer tifft es die ärmsten Länder