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Vollständige Version anzeigen : Das alte Ägypten


HansA
09.12.2001, 18:04
Ägypten - Land der Pharaonen, Pyramiden und der Götter!

Kein anderes Land hat die Menschen seit Generationen so beschäftigt und fasziniert wie das am Nil. Wie haben die alten Ägypter gelebt? Woran haben sie geglaubt? Was ist das Geheimnis der Hieroglyphen und der Mumien? Gibt es den mysteriösen Fluch des Pharao wirklich? Diese Fragen und noch viel mehr sollen geklärt werden.


Die Götter
Auf altägyptisch hieß Gott (netjer)

Die alten Ägypter verehrten eine Vielzahl von Göttern, wobei jede Stadt seinen eigenen Gott besonders huldigte und riesige Tempelanlagen für ihn errichten ließ. Götterstatuen wurden im Innersten der Tempel aufbewahrt, dort, wo kein Licht hinfiel und wo kein Mensch, außer der Hohepriester und der Pharao hineingehen durfte.



Die Götter hatten viele Gestalten. Einige hatten eine rein menschliche Gestalt, andere wiederum wurden mit menschlichen Körper und tierischen Kopf dargestellt. Letztgenannte trifft man auch oft mit einer rein tierischen Gestalt an. Viele Tiere wurden deshalb verehrt und es war strikt verboten ihnen ein Leid zuzufügen. Man fand riesige Massengräber, in denen man Mumien von Katzen, Stieren oder anderen Tieren vergraben hatte.

Alltag im alten Ägypten

Schwangerschaft und Geburt

Für die alten Ägypter war es unheimlich wichtig Nachkommen zu zeugen. Kinder waren anscheinend das größte Gut was man sich wünschen konnte. Die "Lehre des Ani" rät den Männern:

"Nimm dir eine Frau, solange du jung bist,
Auf dass sie dir einen Sohn bringe;
Sie soll für dich gebären, solange du noch jugendlich bist.
Es ist richtig, Menschen hervorzubringen.
Glücklich der Mann, der viele Menschen hat,
er wird wegen seiner Nachkommenschaft bewundert."

Ein besonders wichtiger Hintergrundgedanke lag bestimmt auch darin, dass sich jemand nach deinem Tod um den Totenkult kümmern musste. ein Text aus der Spätzeit macht das besonders deutlich:

"...ein Mann, dem kein Kind geboren ist, der ist wie einer, der nicht gewesen ist, er ist nicht geboren. Seines Namens wird nicht gedacht, sein Name wird nicht ausgesprochen, wie der von jemand, der nicht gelebt hat..."

Um Unfruchtbarkeit zu vermeiden verehrte man die Götter Bes, Thoeris und Hathor, die alle mit Fruchtbarkeit und Geburt in Verbindung gebracht wurden. Man fand auch kleine Frauenstatuetten, bei denen oft ein Schamdreieck aufgezeichnet worden ist, die wahrscheinlich die selben Funktionen wie die Götterstatuetten hatten.
In ihrer Verzweiflung schrieben manche Ägypter auch Briefe an tote Verwandte mit der Bitte ihrer Frau oder einem selbst doch Fruchtbarkeit zu schenken.
Es gab sogar Tests, die angeblich beweisen sollten ob eine Frau fruchtbar war oder nicht. So stampfte man z.B. Melonen und durchtränkte sie mit der Milch einer Mutter, die einen Jungen geboren hatte. Wenn die Frau davon Blähungen bekam, konnte sie nicht schwanger werden.

Wenn alles nichts half blieb entweder nur noch die Scheidung oder die Adoption, die damals anscheinend üblich war, wie zahlreiche Dokumente belegen. Über die Rechte einer Adoption wissen wir eigentlich gar nichts, falls es überhaupt welche gegeben hat.

Bin ich schwanger?

Um diese Frage zu beantworten, gab es verschiedene Möglichkeiten. Einmal war das Ausbleiben der Periode meist ein sicheres Zeichen für eine Schwangerschaft. Um nun aber ganz sicher zu gehen, führte man einige Tests durch. Sie bestanden darin, den Puls zu messen, den Zustand der Brüste und die Farbe der Haut zu begutachten. Außerdem wurden noch Gersten- und Emmerkörner gepflanzt, auf denen die Frau jeden Tag urinieren sollte. Wenn sie keimten war sie schwanger. Die Wahrscheinlichkeit lag ungefähr bei 40 %. Mit dieser Methode konnte man angeblich auch das Geschlecht des Kindes herausfinden. Keimte die Gerste zuerst war es ein Junge. Wenn zuerst der Emmer keimte war es ein Mädchen. Tests ergaben, dass die Methode eher nicht erfolgreich war.



Empfängnisverhütung

Kinder scheinen nicht immer erwünscht gewesen zu sein, wie einige medizinische Texte belegen. Die Empfängnisverhütung lag anscheinend in der Hand der Frauen. Die meisten waren wohl eher weniger erfolgreich, während andere manchmal schon wirksam gewesen sein konnten. So konnte Krokodilsdung und Honig das Sperma schon mal den Weg versperrt haben. Ein anderes Rezept spricht u.a. von gemahlenen Akazienspitzen die Gummiarabikum beinhalten, das eine chemische Wirkung auf das Sperma ausübt und die Empfängnis verzögert hat. Auch die Stillzeit von drei Jahren (siehe "Das Stillen") könnte dazu beigetragen haben, dass die Frau nicht so schnell wieder schwanger wurde.



Die Geburt

Aus Bildnissen in ptolemäischen Tempeln und schriftlichen Zeugnissen können wir den Geburtsvorgang in etwa rekonstruieren. Wenn die Wehen einsetzten zog man sich, soweit es ging, in eine eigens errichtete Wochenlaube, bestehend aus einem Mattendach und papyrusförmigen Säulen, die wahrscheinlich im Garten oder auf dem Dach errichtet wurde, zurück. Dann setzte sich die Frau häufig auf zwei große Ziegelsteine. Einer davon war die Personifikation der Göttin Meschenet. Ein Zauberspruch ruft die Göttin an und ist "auszusprechen über den zwei Ziegelsteinen". Einige bemalte Tonscherben, die sogenannten Ostrakas, aus dem Arbeiterviertel in Deir el-Medineh zeigen auch die werdende Mutter auf einem Hocker oder Bett sitzend. Auf Bildnissen, in denen die Frau auf einem Hocker sitzt, ist sie fast immer nur mit einem Halskragen und einem Gürtel bekleidet. Das Haar ist oben auf dem Scheitel zusammengefasst und fällt so in langen Strähnen runter. Wenn die Frau auf einem Bett abgebildet ist, hat sie meistens ein langes Gewand an und auf ihrem Kopf trägt sie eine Perücke mit einem Salbkegel. Während des Geburtsvorganges stand wahrscheinlich eine Frau hinter der werdenden Mutter um sie zu halten, die andere kniete vor ihr, um das Kind aufzufangen. Nach der Geburt musste sich die Frau einem Reinigungsritual unterziehen, um wieder in die Gemeinschaft eintreten zu können.

Magie und Medizin

Magie schien eine sehr wichtige Rolle bei der Geburt zu spielen. Während der ganzen Prozedur wurden Zaubersprüche "zur Trennung des Kindes vom Leib der Mutter" aufgesagt. Manchmal versuchte man auch durch Zaubersprüche, die die Gebärende mit der Göttin Isis oder Hathor gleichsetzt den Geburtsvorgang zu beschleunigen. Das Kind wurde vor allem nach der Geburt mit dem Horuskind gleichgesetzt, um die Zaubersprüche wirksam zu machen.
In dem Zimmer oder in der Laube in der die Frau ihr Kind zur Welt bringen sollte, wurden Statuen der Schutzgottheiten Bes und Thoeris aufgestellt und als Amulett getragen. Bes war ein zwergengestaltiger Gott mit der Mähne und den Ohren eines Löwen, der auf Bildnissen oft die Hieroglyphe sa - Schutz oder ein Messer in der Hand trug und böse Geister abhalten sollte. Thoeris war eine Mischung zwischen Nilpferd, Löwe und Krokodil und wurde ebenfalls mit der sa-Hieroglyphe oder einem Messer dargestellt und hatte genau die gleiche Funktion wie Bes, nämlich die bösen Geister von Mutter und Kind fernzuhalten.
Nach der Geburt versuchte man auch weiterhin mit magischen Formeln, Göttern und Rezepten dem Übel beizuwohnen. Papyri überliefern Rezepte und Zaubersprüche gegen, zumeist unbekannte, Krankheiten, die den Kindern oft auch als Amulett um den Hals gehängt wurden. Andere schützen das Kind vor Dämonen oder sprechen einen Zauber über die Muttermilch aus. Ein Papyrus hat den bezeichnenden Titel "Um einen Schutz für das Kind am Tag seiner Geburt zu machen". Ein Zaubermesser, dass im Mittleren Reich und in der Zweiten Zwischenzeit großen Anklang fand, wurde mit Zaubersprüchen gegen Dämonen versehen. Einer lautet z.B. "Schneide den Kopf des Feindes ab, wenn er das Zimmer der Kinder betritt, die die Dame ... geboren hat"
Dies sollen nur ein paar Beispiele sein, was Eltern alles versuchten, um die Geburt und das Leben des Kindes und der Mutter zu schützen. Schwangerschaft und Geburt brachten hohe Gefahren mit sich, so dass es einem kaum verwundert an wie vielen Schutzformeln und Göttern sich die alten Ägypter klammerten.

Das Stillen

Stillen tat entweder die Mutter selbst oder, besonders bei reichen Familien, eine Amme, deren Kind entweder verstorben war oder die bereit war zwei Kindern ihre Milch zu geben. Königliche Ammen stammen meist aus der Oberklasse und genossen zusammen mit ihrer Familie auch in der Zeit danach ein hohes Ansehen.
Die "Lehre des Ani" besagt, dass eine Frau ein Kind drei Jahre lang stillen konnte, was zu der damaligen Zeit durchaus nicht unüblich war. Der Vorteil lag sicherlich darin, dass durch die lange Stillzeit die Wahrscheinlichkeit nicht so groß war erneut schwanger zu werden und man somit die Anzahl der Geburten verringern konnte.
Um die Milch nicht versiegen zu lassen wurde wieder mit Magie und Medizin gearbeitet. Es wurden sogar Tests veranlasst um zu sehen, ob die Muttermilch gut oder schlecht war.

© 1999-2001 Carina Felske (http://www.selket.de)

HansA
25.12.2001, 14:07
Kein anderes Volk verbinden wir so sehr mit diesem Glauben wie die alten Ägypter. Riesige Pyramiden, prachtvolle Gräber und gut erhaltene Mumien zeigen uns, wie wichtig die Jenseitsvorstellung für die alten Ägypter war.
Sie glaubten an ein neues und ewiges Leben nach dem Tod, aber sie waren keinesfalls darauf erpicht schnell in die "seeligen Gefilden" zu kommen. Laut einem Trinklied war es eine Freude "sich mit seinem Freunden um die Bierkrüge zu setzen und nicht daran zu denken, dass man eines Tages als Verklärter in den Himmel kommt, wo es so viele Götter mit Tierkopf gibt..."
Vorbild für die Lebenden war der Gott Osiris, der den Tod besiegte und somit zeigte, dass der Tod nur der Übergang zu einem besseren Leben war.

Die Reise in das Jenseits

Nach dem Tod musste der Ka durch die 12 Pforten der Duat reisen, die für die 12 Stunden der Nacht standen. Diese Reise war mit Gefahren und Prüfungen versehen, die der Verstorbene alle meistern musste, bevor er von Osiris in das Totenreich eingelassen wurde. So musste er z.B. die Krüge der Sturmgöttin Elephantine benennen, den Atem der Schlange des Tals, und die 37 Formen der Sonne wenn sie durch die Unterwelt fährt wissen. Vor mit Messern bewaffnete Gottheiten fliehen, die sich "wie ein stinkender Atem in die Nasen der Mumien schleichen...". Durch Gebete und Hymnen musste er das Wohlwollen der Wächter und Götter erlangen.

Eine der letzten und bekanntesten Prüfungen war das Totengericht. In der Halle der Wahrheit legte man das Herz des Verstorbenen auf eine Waagschale und als Gegengewicht ein Symbol (meistens eine Feder) der Göttin Maat, nach der ägyptischen Vorstellung Göttin der Gerechtigkeit und Ordnung. Nur wenn das Herz genauso leicht war wie das Symbol der Maat, also frei von schlimmen Taten, konnte der Tote in die schönen Gefilden einziehen. Wenn das Herz aber durch zu viele Sünden schwerer war, wurde es von der "Fresserin", ein Untier mit dem Hinterteil eines Nilpferdes, dem Vorderteil eines Löwen und dem Kopf eines Krokodils gefressen und der Tote konnte somit nicht weiterleben.

Neben der Wägung des Herzens musste der Verstorbene auch noch vor 42 Totenrichtern ein "negatives Sündenbekenntnis" ablegen. Hier ein Auszug aus dem Totenbuch:

Was zu sprechen ist, wenn man zu dieser Halle der Vollständigen Wahrheit gelangt. Den Verstorbenen von allen bösen Handlungen zu befreien, die er begangen hat; das Angesicht der Götter zu schauen.

Der Verstorbene sagt:

Gruß dir, du Größter Gott, Herr der Vollständigen Wahrheit!
Ich bin zu dir gekommen, mein Herr,
ich bin geholt worden, um deine Vollkommenheit zu schaun.

Ich kenne dich, und ich kenne deinen Namen,
ich kenne die Namen dieser 42 Götter,
die mit dir sind in dieser Halle der Vollständigen Wahrheit,
die von denen leben, die zum Bösen gehören,
und sich von ihrem Blut nähren
an jenem Tag, an dem Rechenschaft abgelegt wird vor Osiris

(...)

Ich habe kein Unrecht gegen Menschen begangen,
und ich habe keine Tiere misshandelt.
Ich habe nichts "Krummes" anstelle von Recht getan.

(...)

Ich habe keinen Gott beleidigt.
Ich habe kein Waisenkind um sein Eigentum gebracht.
Ich habe nicht getan, was die Götter verabscheuen.
Ich habe keinen Diener bei seinem Vorgesetzten verleumdet.

Ich habe nicht Schmerz zugefügt und ich habe niemanden hungern lassen,
ich habe keine Tränen verursacht.
Ich habe nicht getötet,
und ich habe (auch) nicht zu töten befohlen;
niemanden habe ich ein Leid angetan.

Ich habe die Opferspeisen in den Tempeln nicht vermindert
und die Götterbrote nicht angetastet;
ich habe die Opferkuchen der Verklärten nicht fortgenommen.

(...)

Es folgt die Anrufung der 42 Richter

O Weitausschreitender, der aus Heliopolis hervorgeht:
ich habe kein Unrecht getan.
O du, der die Flamme umarmt, der aus Cheraha hervorgeht:
ich habe nicht gestohlen.
O du mit dem Schnabel, der aus Hermopolis hervorgeht:
ich war nicht habgierig.
O Schattenverschlinger, der aus der Grube hervorgeht:
ich habe mir nichts angeeignet.
O Schreckgesicht, der aus Rasetau hervorgeht:
ich habe keine Menschen umgebracht.
O Löwenpaar, das aus dem Himmel hervorgeht:
ich habe das Hohlmaß nicht verletzt.
O du, dessen Augen Messer sind, der aus Letopolis hervorgeht:
ich habe nichts "Krummes" getan.
O Brennender, der umgedreht hervorgeht:
ich habe mir keinen Tempelbesitz angeeignet.
O Knochenzerbrecher, der aus Herakleopolis hervorgeht:
ich habe keine Lüge gesagt.
O Flammenreicher, der aus Memphis hervorgeht:
ich habe keine Nahrung gestohlen.

(...)

(nach E. Hornung)


Ganz wichtig war auch der 2. Name des Verstorbenen, den niemand außer ihm wusste und ohne den er nicht durch die Unterwelt reisen, geschweige denn von den Göttern akzeptiert werden konnte.

Um bei den Prüfungen auch ja keine Fehler zu machen, legte man dem Verstorbenen ein Totenbuch mit ins Grab, das ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte.