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Vollständige Version anzeigen : Der Tod und wie man ihn versteht


Skarabaeus
03.12.2001, 11:04
So nach längerer Zeit ( Schande über mein Haupt, aber das Geschäftsleben hält mich ziemlich fest derzeit) ein neues Thema, über das man sich auslassen kann.

DER TOD

Ein unliebsames Thema für alle Beteiligten in diesem Falle, denn es wird wohl jeden treffen. Man kann also durchaus ein paar Gedanken dazu verlieren, da es jeden Tag pasiert ob erwartet oder unerwartet. Der Tod ist mit dem Leben impliziert und doch unterhält man sich selten über das Thema, wahrscheinlich weil es negativ ist.

Ist der Tod wirklich so negativ? Nun er hat Aspekte die wirklich nicht eher erschrecken als beruhigen. Er nimmt einem Hinterbliebenen ein Teil seiner selbst weg und man bleibt selbst eigentlich eher hilflos zurück. Das ist in meinen Augen sehr schlimm, auch daß zukünftige Zeiten ohne diesen geliebten Menschen verbracht werden sollen ist grausig. Es ist das Gefühl von einer plötzlichen Leere die einen befällt, wenn man an diese Person denkt. Aber diese Leere zeigt doch die große Liebe und Verbundenheit, die man dieser Person gegenüber verbindet. Vielleicht hat man vergessen etwas zu sagen oder dieser Person zu helfen es gibt vieles weswegen man Schudgefühle gegenüber dem Toden bekommen kann. Der Schmerz ist um so größer, je mehr man mit der Person verbunden ist.

In meinem Verwandtenkreis starbe auch schon einige Menschen, Oma, Opa, Tante aber so richtig tiefe Trauer und Verlust hatte ich bei diesen Personen nicht, da einfach die Verbundenheit zu Lebzeiten bereits abgeschnitten war. Aber ich weiß wie schwer ein Tod wiegen kann, vor bald 3 Jahren verstarb ein sehr sehr guter Freund plötzlich bei einem Autounfall in Jungen Jahren mit 32 Jahren. Ich muß dazu sagen das Wort Freund hat eine besondere Bedeutung für mich lediglich 4 Personen in menem Bekantenkreis zähle ich zu meinen Freunden. Es war natürlich ein Schock das dieser junge und kräftige Mann so frü gestorben war. Um so schlimmer, da wir schon viele neue Zukunfstpläne hatten.

Dieser Tod dieser nahen Seele schmerz heute noch schrecklich, wann immer ich an Ihn denke stell ich fest es ist ein unsäglicher Verlust für mich. Eigentlich ein egoistischer Gedanke, aber ich als "Hinterbliebener" spüre diesen Verlust.

Ich tröste mich mit meiner Weltvorstellung, das der tod erst eintritt, wenn diese Person seine Aufgaben / Lehren erfüllt hat. Das kann man bei ihm durchasu sagen, er hatte durch gewisse unschöne Eregnisse sein Leben um 180% gedreht und war durchaus zu einem besseren Menschen geworden. Ich denke daß auch sein Tod in irgendeinem Lebenszusammenhang mit den Hinterbliebenen steht. Vielleicht sollen die Hinterbliebenen lernen nicht mehr die selben Fehler gegenüber den Lebenden zu begehen.

Wenn man den Tod betrachtet ist es eine kalter Gegensatz zu den Worten Liebe. Aber vielleicht ist er es aber nicht?

Ramto
03.12.2001, 22:46
...glaube ich. Ist Übergang in das eigentliche Leben.
Es gibt eine transzendente Welt. Wir wissen nicht, wie sie aussieht, noch, was uns in ihr erwartet. Ohne ihr wäre das "Gewurschtel hier unten" (entschuldigt den banalen Einschub!) ein sinnloses Unterfangen. Und da alles im Universum sinnvoll ist (das ist erwiesen), müsste unser Dasein auch einen Sinn haben. Doch dazu gibt es schon einen anderen Thread in anderem Forum! :)

Skarabaeus
04.12.2001, 15:22
Das Wesen des Todes
Der Tod ist etwas sehr alltägliches. Er bringt einen Zyklus zum Abschluß und ist zugleich die Geburt von etwas Neuem. Wir lassen etwas Altes und Vertrautes los und begeben uns in etwas Neues und scheinbar Unbekanntes. Für einen “sanften Tod” sind daher loslassen und vertrauen sehr wichtig.

Der Tod ist unser ständiger Begleiter. Bereits bei unserer Geburt ist er aktiv.Der Tod hängt untrennbar mit der Geburt zusammen. Er ist die andere Seite der gleichen Münze. Auf der einen Seite stirbt man dem Alten und auf der anderen Seite wird man in das Neue hinein geboren. Immer kommt etwas zum Abschluß und immer beginnt etwas Neues. Täglich sterben viele Körperzellen und werden durch neue ersetzt. Beziehungen entstehen und enden. Der sexuelle Höhepunkt auch als der kleine Tod bezeichnet Auch der Schlaf ist mit dem Tod stark verwandt und wird daher im Volksmund der kleine Bruder des Todes genannt.

So sterben wir, bis wir unseren Körper verlassen, unzählige Tode. Aus diesem Blickwinkel ist es auch stimmig den sogenannten Tod als den Höhepunkt des Lebens zu bezeichnen.



Die Aspekte des Todes:
Der Tod hat viele Gesichter und so gibt es zu diesem Thema auch die verschiedensten Gedanken und Gefühle.

Für die einen ist er ein Feind, den es zu bekämpfen und besiegen gilt .Für andere ist er ein guter Freund und Helfer und für andere einfach eine Illusion.



1.) Der Tod als Feind:
Hier wird der Tod als Bedrohung empfunden. Er scheint alles zu zerstören, was wir uns aufgebaut haben. Wir können nichts von unseren angesammelten (materiellen) Reichtümern mitnehmen. Wir haben das Gefühl geliebte Menschen zu verlieren. Es scheint alles aus zu sein. Zumindest zwingt er uns alles Äußere zurück zu lassen und uns auf eine Reise in etwas (scheinbar) Unbekanntes zu begeben. Manche Menschen empfinden ihn auch als persönliche Niederlage und Demütigung.

Der Tod wird daher entweder verdrängt oder mit allen Mitteln bis zum äußersten bekämpft. Manche versuchen ihn zu verdrängen, indem sie alles aus ihrem Leben zu verbannen versuchen, was sie an den Tod erinnert. Andere flüchten sich in die Vorstellung: "Es sind immer nur die anderen, die es erwischt." Manche fordern den Tod direkt heraus und stürzen sich in (scheinbar) riskante Abenteuer. Andere fürchten durch den Tod besiegt zu werden und bringen sich deshalb lieber gleich direkt oder indirekt um.

Als Folge davon erleben wir hier z.B. daß in Krankenhäusern (scheinbar) unheilbar Kranke zwanghaft am Leben gehalten werden sollen oder möglichst viel Mord und Totschlag in den Medien gezeigt und konsumiert wird.



2.) Der Tod als Freund und Helfer:
Der Tod wird hier als positiv betrachtet. Für manche erscheint der Tod als eine Lebenshilfe. Für andere ist die Vorstellung, daß mit dem Tod alles zu Ende sein könnte oder wir dadurch in eine andere und bessere Welt kommen könnten, etwas sehr anziehendes. Dies kann sogar soweit gehen, daß er richtig herbei gesehnt wird. (vgl. auch Todestrieb und Todessehnsucht).



a) Todestrieb und Todessehnsucht
Der Todestrieb und die Todessehnsucht beruhen auf der Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation. Die Unzufriedenheit wird durch das häufig unbewußte Wissen um andere Formen des (Er-)Lebens hervorgerufen. Auf einer tiefen Ebene beruht sie auf dem Wunsch nach dem paradiesischen Zustand, den wir vor unserer Geburt erlebten. Viele verbinden damit die Zeit im Mutterleib, wo wir völliges Einssein und Geborgenheit erlebten und einfach wir selbst sein konnten ohne irgend etwas leisten zu müssen. Manche erinnern sich in diesem Zusammenhang auch an eine Zeit vor ihrer körperlichen Zeugung. (Diese Erinnerungen kommen z.B. in Hypnose, Rückführungen und spontanen Erinnerungen ins Bewußtsein.) Allerdings vergessen wir dabei immer, daß wir nicht zufällig hier sind. Wir müssen auch nicht warten bis wir Tod sind, um wieder diese himmlischen Zustände zu erleben. Und vielleicht ist es ja unsere Aufgabe den Himmel auf Erden (wieder) zu erschaffen.

Der Todestrieb und die Todessehnsucht entstehen auch aus Liebe und Gewohnheit: Alle tiefgehenden Forschungen zeigen, daß hinter aller Wut, Ablehnung, Trennung und Egoismus die Gefühle von Liebe, Gerechtigkeit und Verbundenheit zu finden sind. Nachdem es Vorfahren von uns gibt, die aus diesem Leben geschieden sind, wollen wir ihnen aus Liebe und Gewohnheit (“Das hat man schon immer so gemacht ...”) nachfolgen.

Dabei übersehen wir aber zwei wichtige Punkte: Das Leben beruht auf Veränderung/Evolution. So verwenden wir z.B. im Gegensatz zu unseren Vorfahren Elektrizität, Autos, Flugzeuge, Computer und haben auch unsere Lebensformen geändert. (Wir leben z.B. nicht mehr in Großgruppen und gehen auch nicht mehr selbst auf die Nahrungs-Jagd.)

Zum anderen wollen unsere Vorfahren aus Liebe zu uns, daß wir unser eigenes Leben führen und das beste daraus machen.



b) Der Tod als Lebenshilfe
Hier wird der Tod als Freund gesehen, der uns hilft unser Leben intensiv und bewußt zu leben. Er erinnert einfach an die Vergänglichkeit und wie wichtig es ist, die Dinge, die wir tun wollen, gleich zu tun. Dann können wir auch erfüllt und entspannt sterben ohne das Gefühl etwas versäumt zu haben (und ggf. deshalb nochmals wiedergeboren werden zu müssen). Diese Einstellung haben z.B. Indianer, Mystiker und Weise der verschiedensten Kulturen.

So gibt es die Geschichte vom Dialog von Diogenes, der Alexander den Großen: Diogenes: “Wozu brauchst du eigentlich dieses große Heer?” Alexander. “Um die Welt zu erobern.”. D.: “Und was willst du dann machen wenn du die Welt erobert hast?” A.: “Mich ausruhen.” D.: “Du Narr! Wenn du dich nicht jetzt ausruhst, wirst du dich niemals ausruhen.” (Alexander hörte nicht auf ihn und kam so nicht mehr zum ausruhen, da er unterwegs starb.)


3.) Der Tod als Illusion
Hier wird nicht daran geglaubt, daß mit dem Tod alles zu Ende ist. Von manchen wird selbst die Unvermeidbarkeit des Todes in Frage gestellt.

Ramto
04.12.2001, 20:43
Mensch, Skara! Das war für mich ja wie ein Bad in warmer Eselsmilch...(wobei ich nicht weiß, wie man sich darin fühlt :D)

sternchen
04.12.2001, 20:47
habt ihr euch schon mal mit wiedergeburt beschäftigt :confused:


das ist meiner meinung nach das einzige, was einen sinn ergibt :yinyang:

ich hab schon viele bücher darüber gelesen, unter anderem von dr.helen wambach

kennt jemand von euch ihre bücher :eek::eek:

http://www.hallo-spass.de/smilies/smilie_stern.gif

Skarabaeus
04.12.2001, 20:55
Nein kenn ich nicht, aber ich hab da auch so meine Gedanken dazu. Wäre eigentlich auch mal ein schönes Thema Wiedergeburt und das Selbstverständnis des seins :D. Klingt doch oder :D

Da hast du dir aber einen hübschen Smilie rausgesucht sternchen, der paßt auf jedenfall zu dir ;) .

Wieso ist das für dich ein Bad in Eselsmilch Ramto? Haben die Pharaos nicht in was anderem gebadet :D?

sternchen
04.12.2001, 21:23
danke scara.........jetzt werd aber ich rot http://www.plauder-smilies.com/rotwerd.gif

http://www.hallo-spass.de/smilies/smilie_stern.gif

Ramto
04.12.2001, 22:10
Zu Pharaos Badefreuden:

Erzähl mal, Skara, du scheinst da mehr zu wissen?!...:D

Auf jeden Fall erinnere ich mich nicht, dass ich jemals im Nil gewässert wurde.

Na...und das mit der Wiedergeburt! - Da bin ich doch obenauf dabei! :haha: :cool:

Pacifica
05.12.2001, 13:36
Ich bin in Japan geboren und als getaufte Katholikin in einer Welt aufgewachsen, wo es selbstverständlich ist, dass die Religionen nebeneinander bestens leben können. Bei einer heutigen Bevölkerung von ca. 128 Mio gibt es als Schätzung 100 Mio Shintoisten und 100 Mio Buddhisten und 20 Mio Christen ... was heissen will, dass es für einen Japaner durchaus natürlich ist, gleichzeitig Shintoist und Buddhist zu sein.

Vom katholischen Glauben an Himmel, Hölle und Fegefeuer über die Natur- und Ahnenverehrung der Shintoisten bis zur Wiedergeburt der Buddhisten steckt also alles Religionsgut in mir.

Für mich ist der Tod Freund und Lebenshilfe. Ich habe auch ganz direkt und bewusst das Sterben meiner Eltern und meiner Schwiegermutter begleitet. Angst macht er mir nicht, das Klappergestell ;) Sterben habe ich bei diesen mit so nahestehenden Menschen als Prozess erlebt, der sich über mehrere Monate, Tage oder Stunden hinzog. Sanft war der Prozess, liebevoll und natürlich. Zum Teil von Schmerzen begleitet, von schrecklichen Erlebnissen ... als ich merkte, dass meine Mutter, die bei Krebs Metastasen im Gehirn bekommen hatte, nichts mehr sah. Sie schaute in meine Richtung, sprach mit mir, blickte aber an mir vorbei ... und fragte immer wieder: "Warum seid ihr denn alle so schwarz gekleidet." Meine Mutter starb am schwersten, sie wollte es nicht wahrhaben. Und doch war der Tod am Schluss freundlich und ruhig.

Wie ist das schwer, dass alles in so kurze Worte zu fassen.

Für mich ist es ungeheuer wichtig, dass man eines tut, um in Ruhe sterben zu können: Im Hier und Jetzt leben, das tun, was man tun muss, von Moment zu Moment sich zu erfüllen versuchen, so dass man nicht am Schluss sagen muss: Das und das und das hätte ich so gern getan und habe es verpasst. Tue möglichst alles so, dass du nachher nicht das Gefühl hast, du müsstest dann noch etwas nachholen. Später ist es womöglich zu spät.

imagine
05.12.2001, 16:37
@Sternchen,

ich habe viele Bücher zu dem Thema aus ganz unterschiedlichen Kulturen.

Ein guter (und dicker) Klassiker ist das "Tibetanische Totenbuch".

Gruß Michael

sternchen
05.12.2001, 16:46
ja, das hab ich auch.......gibt einem sehr zu denken, gell :yinyang:

ingrid
05.12.2001, 19:52
da habt ihr so viele schöne gedanken geäußert! habe sie aufmerksam gelesen und kann dem nichts mehr hinzufügen.

nur etwas flapsig:

tod bedeutet für mich, aus einer ollen, unbrauchbaren hülle rauszuschlüpfen!

liebe grüße
ingrid

sternchen
05.12.2001, 19:59
so ist es ingrid...........um irgendwann wieder in eine neue zu schlüpfen und das spiel beginnt von neuem :haha:

Skarabaeus
07.01.2002, 18:56
Da wir wieder beim Thema Tod teils ankommen. Nocheinmal was is tder Tod in euren Augen?

Freund, Feind, der Weg wohin oder nur einfach das Ende?

Ramto
10.01.2002, 20:39
Da der Tod nicht nur alte und kranke Menschen abberuft, kann ich ihn auch nicht als Erlösung schlechthin bezeichnen. Für alle ist er aber doch nur der Übergang in eine andere Daseinsform. Ingrid hat das schon knapp und richtig geschrieben.

Es soll wirklich Menschen geben, die ihn nicht erwarten können, zumindest keine Angst vor ihm haben.

Er ist der notwendige Schlusspunkt eines irdischen Lebens...
Er ist das vorzeitige Ende eines noch unerfüllten Lebens...
Er ist der Türöffner zu...?!?