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Vollständige Version anzeigen : "Döner-Morde" ist Unwort des Jahres


Angie
18.01.2012, 02:03
Das "Unwort des Jahres 2011" steht fest: Unter allen Einsendungen ging der Ausdruck "Döner-Morde" zahlenmäßig klar als "Unwort des Jahres" hervor, gefolgt von "Gutmensch" und "marktkonforme Demokratie".

Der Begriff „Döner-Morde“ hat das Rennen um den Titel zum "Unwort des Jahres 2011" gemacht. "Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie" würden die Opfer in höchstem Maße diskriminiert, "indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden", kritisierte die Jury.

Der Erfinder dieser Wortschöpfung, mit der Polizei und Medien die von einer neonazistischen Terrorgruppe verübten Morde an zehn Menschen bezeichnen, ist wohl kaum noch auszumachen. Eine Mordserie unter Deutschen im Ausland hätte er wohl konsequenterweise "Sauerkraut"- oder "Knödel-Morde" genannt. Aber ob Polizeikollegen und Medien diesen Begriff ebenso dankbar jahrelang übernommen hätten wie die "Döner-Morde"?

Der grammatikalisch falsche Begriff qualifiziert sich jedenfalls für den Titel „Unwort“ bereits im reinsten Wortsinn. Morde an Dönern? Morde von Dönern? Nein, er impliziert Falsches: es wurden Menschen ermordet. Die Mordserie der rechten Terrorgruppe an den türkischstämmigen und einem griechischen Kleinunternehmer ist gemeint. Außerdem ist er sachlich falsch: Es reicht offenbar, das zwei der Opfer in einem Döner-Laden gearbeitet hatten, um die Mordserie an zehn Menschen unter diesem Oberbegriff zusammenzufassen.

Damit wird der Begriff zum traurigen Zeugnis von Verallgemeinerung, Rassismus und Vorverurteilung in der Gesellschaft. Die Opfer werden wahlweise auf "Döner" reduziert, oder auf Zielscheiben krimineller Machenschaften, deren Wurzeln weit weg von uns in der Türkei liegen. Denn die Bezeichnung "Döner-Morde" unterstrich die lange gehegte Vermutung der Polizei, dass die Motive der Mordserie im kriminellen Milieu von Schutzgeld- oder Drogengeschäften zu suchen seien, wie die Jury ihre Wahl begründet. Lange Zeit habe die Polizei die politische Dimension der Mordserie dagegen "verkannt oder ignoriert" .

So berechtigt die Wahl zum Unwort ist, bleibt für viele doch eine Frage: Warum wird es erst jetzt gekürt? Schon seit Jahren wabert das Unwort schließlich durch die Medien...